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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut
Autoren: Angelika Friedemann
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zu Karega wanderten. Er sah den Jungen
vor sich.
    Er stand an einen Baum gelehnt, trug nur ein Tuch um seine
Hüften geschlungen. Große schwarze Augen blickten ihn an. Der Junge nahm seinen
Speer und kam auf ihn zu, ihn immer noch betrachtend.
    „Jambo“, grüßte William und streckte seine Hand aus. „Jina
langu William. Jina lako nani?“
    „Sabalkheri, Karega“, und dann folgte ein erster
Händedruck zwischen Schwarz und Weiß. Es war das Symbol für die Shrimes-Farm
geworden. „Rafiki langu, Karega“, flüsterte William. Die Freundschaft würde
Bestand haben, durch James, Karanja und Mweze. „Ndiyo, rafiki langu, Karega,
dein mwana ist wie du und hat das Herz auf dem rechten Fleck. Du kannst stolz
auf ihn sein.“
    Ndemi hörte die leisen Worte, trat näher und setzte sich
still neben ihn.
    „Weißt du, Ndemi, man kann einen Freund verlieren, aber
irgendwie ist er immer noch bei uns. Karega ist lange tot, aber oftmals war es
mir, als wenn er neben mir stehen würde und mir seine Meinung sagte. Karanja
ist ihm so ähnlich, nicht nur im Aussehen.“
    „Du weißt doch, die Toten leben in den Kindern weiter.“
    „Vielleicht, rafiki langu, vielleicht.“
    Schweigend saßen sie da, schauten auf das schwarze Land,
den blutrot gefärbten Himmel.
    Ndemi traurig, wenn er an die beiden dachte. Der Schmerz
wurde nicht weniger, obwohl fünf Jahre vergangen waren. Es verrann kein Tag, wo
er nicht an die beiden dachte. „Genießen wir die Ruhe. Kuni husingizia moto.
Magineti moset ne kagoeet kolany ketit.“
    „Ich glaube und vertraue dir, habe es immer getan. Mir
fehlt er zeitweise, obwohl wir den Tod anders sehen. Fünfunddreißig Jahre
Freundschaft kann man nicht beiseiteschieben und wir waren mehr als nur Freunde
und Beschneidungsbrüder. Er schaut uns jetzt vom Kirinyaga zu und ist bei uns,
obwohl wir ihn nicht sehen. Ich habe ihn gefragt, ob er weiß, wer meine Sabiha,
Ngina und Jane ermordet hat.“
    „Ich ebenfalls. Leider habe ich seine Antwort nicht
verstanden. Du?“
    „Hapana! Rafiki langu, ich bin mir sicher, dass sie
dahintersteckte, nur ich kann es ihr nicht beweisen.“
    „Wer sollte das für sie getan haben? Wer hat die Farm in
Brand gesetzt? Theoretisch könnte es nur entweder einer von euch sein oder ein
Samburu. Ein Fremder wäre aufgefallen.“
    „Sie hatte mit vielen Kerlen aus dem Dorf etwas
angefangen, war von meinem kaka schwanger.“
    „Wer war es damals?“
    „Ich weiß es nicht. Wir alle, außer du, haben Theresa
gerade am Anfang gelobt, sie in den Himmel gehoben, Mary falsch gesehen. Wir
haben nie bemerkt, wie hinterhältig sie ist. Wir sind teilweise so naiv,
glauben nur an das Gute im Menschen, wollen nicht deren Hinterhältigkeit sehen.
Wir sind alle daran schuld, dass es so gekommen ist. Denkst du, dass jetzt Ruhe
in unser Land einkehrt?“, lenkte er von dem traurigen Thema ab. Wenn ich es
genau wüsste, dachte er, ich würde sie umbringen. Sie haben mir meine Sabiha
und meine kleine Ngina genommen.
    William schaute ihn an. „Ndemi, ich erledige das für dich.
Sag mir, wer es war. Dich würden sie hängen, mich nicht. Es gibt noch so viel
Scheußliches aufzuarbeiten. Du hörst selber, wie die Weißen agiert haben. Da
wurden gelogen, Menschen willkürlich ermordet und Kenyatta kann nichts dagegen
tun. Noch immer sitzen die Weißen an der Macht, wenn auch inoffiziell. Mau-Mau
ist noch lange nicht erledigt. Soldaten werden freigesprochen, die Schwarze
vorsätzlich getötet haben, nur weil sie eben dunkle Haut hatten. Da wird im
Nachhinein den Toten etwas untergejubelt, nur damit man deren verheimlichen
kann, wie rassistisch die Weißen sind. Nur wenig kommt davon wirklich ans
Tageslicht, aber es wird das Land, die Menschen noch Jahre beschäftigen. Für
Kenyatta werden die nächsten Jahre eine Gratwanderung werden, eben weil noch
viele Weiße hier leben. Daneben muss er versuchen, die verschiedenen Ethnien
unter einen Hut zu bringen. Gichuru, als Finanzminister hat es auch nicht
einfach. Woher die notwenigen Gelder nehmen? Njonjo muss sich mit den Gesetzen
herumschlagen, muss dabei die Weißen anders verurteilen, wie seine Landsleute.
Die Menschen erwarten viel, vermutlich zu viel. Viele denken, sie erhalten nun
die Farmen oder das Land der Mabwana, führen bald so ein Leben, wie diese.“
    Er zündete zwei Zigaretten an, reichte eine Ndemi, dabei
grübelte er über dessen Worte nach.
    „Ndemi, wer war es? Ich will endlich den Mörder meiner
Tochter, deiner bibi und deiner
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