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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut
Autoren: Angelika Friedemann
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ersten Wahlen mit gleichem
Stimmrecht abgehalten. Tausende von Kenyanern waren trotz des heftigen Regens
in den Straßen von Nairobi unterwegs, feierten.
    Kenyatta, inzwischen Mitte siebzig, forderte von seinen
Kikuyu-Brüdern, dass man in Zukunft auf Stammes- und Rassenunterschiede
zugunsten von der nationalen Einheit, unter den Grundsätzen des demokratischen
afrikanischen Sozialismus verzichten sollte. Weiter hieß es, obwohl seine
Regierung zum Ziel hat, sich von der britischen Kolonialpolitik zu befreien,
würde sie nicht versuchen, vorige Ungerechtigkeiten zu rächen. Sie würden und
könnten die Leugnung von Grundrechten, die Unterdrückung unserer Kultur, die
Rassendiskriminierung vergeben.
    Der britische Gouverneur, Malcolm MacDonald stimmte einer
Regierung im Regierungshaus zu.
    Am 1. Juni 1963 wird Kenyatta Premierminister. Er beruft
sein Kabinett ein, unter ihnen auch Tom Mboya und Oginga Odinga. Dieser Tag
wird zum Nationalfeiertag, dem Madaraka-Day.
    Er spricht öfter versöhnlich und vertrauensbildend vor
weißen Siedlern. Am 12. August überzeugt er in seiner berühmten Rede in Nakuru
die weißen Siedler im Lande zu bleiben. Beide Seiten sollten vergeben und
vergessen. In der Folge stützt sich Kenyatta tatsächlich weiterhin auf weiße
Beamten und Richter. Er enteignet kein Land von weißen Siedlern. Weiße, die ihr
Land aufgeben, werden mit Hilfe der britischen Regierung kompensiert. Dieses
Land, diese Farmen gehen nun in schwarzen Besitz über, in die Hände von
Kenyatta und dessen Familie. Für die ehemaligen Besitzer ändert sich nichts.
Früher haben sie für weiße Mabwana geschuftet, jetzt für Schwarze. Die
Landreform macht sie zu Landlosen auf jetzt schwarzem Besitz. Viele von ihnen
ziehen in die Städte, bevorzugt in die Slums von Nairobi. Sie hoffen, in der
Stadt Arbeit zu finden, Geld zu verdienen, ihr Glück zu machen. Ein Trugschluss.
    Nachdem die Kenya African National Union unter Jomo
Kenyatta die ersten freien Wahlen gewonnen hat, wird Kenya im Rahmen des
Commonwealth am 12. Dezember 1963 in die Unabhängigkeit entlassen. Uhuru
schallte es aus Tausenden schwarzer Kehlen.
    Nach der Unabhängigkeit Kenyas bekleidete Tom Mboya
mehrere Posten im Kabinett. Er gehörte innerhalb der von den Kikuyu dominierten
Regierung zu den wichtigsten Interessenvertretern der Luo.
     
    Kurz vor Mitternacht wurde der Union Jack feierlich
entfernt, während eine Kapelle die Nationalhymne God save the Queen spielte.
Irgendwie war es ein feierlicher Augenblick und auch William war davon gerührt.
    Man hisste die schwarz, rot, grüne Fahne Kenyas und man
erblickte die gekreuzten Speere im Scheinwerferlicht. Die Flagge soll die
Kenyaner an die schwierige Zeit Kolonien und Versklavung erinnern. Maasaischild
mit gekreuzten Speeren: Symbol für wehrhaften Freiheitswillen. Schwarzer
Streifen: Steht für das schwarze Volk. Roter Streifen: Steht für das mit viel
Mut und Tapferkeit vergossene Blut. Grüner Streifen: Steht für die Felder und
Wälder des Landes. Weiße Linien: Sie stehen für den Frieden zwischen der
Vergangenheit und der Zukunft des schwarzen Mannes in Afrika und die Einheit
der Völker.
    Auf der Ehrentribüne saß der britische Prinz Philip neben
der Witwe Lumumbas, Pauline, dem deutschen Minister Lücke neben Chinas Tschen
Yi. Insgesamt 78 Nationen, die UNO und der Vatikan hatten Minister, Botschafter
und Buschkrieger ins Uhuru-Stadion entsandt. Kenya, Großbritanniens letzte
bedeutende Ost-Afrika-Besitzung, wurde um null Uhr in der Nacht zum Donnerstag
Afrikas 35. unabhängiger Staat.
    Hunderttausende schwarze Kenya-Bürger, im Stadion und auf
den umliegenden Hügelhängen zusammengepfercht, feierten in dieser Stunde ihren
ersten farbigen Regierungschef, den Enkel eines Medizinmannes, Jomo Kenyatta.
Nun war er Herrscher über neun Millionen Schwarze und ungefähr 56.000 weiße
Siedler. Wären die Weißen zu Zugeständnissen in Bezug auf eine afrikanische
Selbstregierung bereit gewesen, hätten sie ihre Rechte nicht mit Waffengewalt
zu verteidigen versucht, nur weil sie nicht auf ihre Privilegien verzichten
wollten, wäre alles anders gekommen, dachte William.
    Als Nationalist und Revolutionär hatte Kenyatta jahrelang
in illegalen Eingeborenenversammlungen die Vernichtung der weißen Farmer
gepredigt: „Wir dürfen nicht zögern, unser Land mit dem Preis unseres Blutes
zurückzuerobern.“ Neuerdings mahnt er zur Mäßigung und predigte sein
Schlagwort: Harambee und die Zusammenarbeit mit den
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