Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut
Autoren: Angelika Friedemann
Vom Netzwerk:
schleppten
an den Füßen gebundene Hühner auf das Schiff und sie kauften Bananenstauden von
dicken, schwarzen, verhüllten Frauen ab, genauso wie Zitrusfrüchte. Die hatte
er noch nie gesehen und er aß zum ersten Mal eine Orange. Apfelsinen erklärte
er gleich zur Delikatesse.
    Der Suezkanal, 163 Kilometer lang, bis zu 4 Meter breit
und 20 Meter tief. Er kann von Schiffen bis 150.000 Tonnen befahren werden,
hatte man ihm erzählt und William sah sich an, wie sich das Schiff durch den
Isthmus von Suez, die Landenge von Ägypten, die maximal 116 Meter breit ist,
pflügte.
    „Der Isthmus von Suez verbindet die Kontinente Asien und
Afrika und trennt das Mittelmeer vom Roten Meer. Die Landenge besteht aus einer
niedrig gelegenen, sandigen und steinigen Wüste, deren tiefste Senke von einem
See und Sümpfen eingenommen wird. Im Bereich der Landenge gibt es fast kein
Süßwasser.“ Colin stellte sich neben ihn, legte seine Hand auf die Schulter des
Jungen. „Die längste Strecke hast du hinter dir. Bereust du es?“
    „Nein! Mir wird es in der Kronkolonie besser gehen. Doug sagt,
dass es Krieg geben wird. Ich wollte nie zur Army, um mich totschießen zu
lassen.“
    „Ist vielleicht besser so. Krieg ist generell scheußlich.
Viele Tote, viele Männer, die nie vollkommen gesund werden.“
    „Ja, und ich habe Angst um meine Familie, Freunde und
Verwandte, wenn es dazu kommt.“
    „Vielleicht irren sich ja alle, mein Junge. Du musst
deinen Weg gehen“, dann ließ er ihn allein. Ja, er fühlte sich wirklich allein,
sehr allein. Nur so hatte er es gewollt.
    Rechts und links konnte man das Land sehen, spärliche
Bepflanzungen, wenige Menschen. Trotzdem war es berauschend, wie er fand.
    Doug Masters schlenderte näher, stellte sich neben William
und erklärte ihm, was er sah. Es machte ihm Freude, dem jungen Briten seinen
Wissensdurst zu stillen. Trotz sechzehn Stunden Arbeit war er nie zu müde, um
noch Fragen zu stellen und das neue Wissen in sich aufzunehmen. Er spürte, so
wie heute, dessen Traurigkeit und konnte es verstehen. Ein 15-jähriger Junge
auf der Suche nach seinem weiteren Lebensweg, in einem fremden Land, auf einem
fremden Kontinent. Er kannte inzwischen das kurze Leben von ihm und hatte dem
Knaben wiederholt von seinem erzählt, dass William sehr aufregend fand.
     
    Doug Masters war bereits mit fünf Jahren nach British East
Africa gekommen, zusammen mit seinen Eltern, einem älteren Bruder und einer
jüngeren Schwester. Sein Vater war Landwirt gewesen, hatte gerade so recht oder
schlecht davon leben können. Damals hatte er alles an den jüngeren Bruder
verkauft und sich in British East Africa eine neue Farm zugelegt, die
inzwischen größer war, als die Alte in seiner Heimat. Seine Kinder waren in
Great Britain in Internate gegangen. Steven sein älterer Bruder würde eines
Tages die Farm übernehmen. Er hingegen hatte ein Stück Land gekauft und darauf
ein Hotel gebaut, was gerade zu florieren begann. Vor drei Jahren hatte er
geheiratet und kehrte nun von einem Besuch aus Great Britain zurück, wo er
nicht nur Werbung für sein Hotel betrieben hatte, sondern zur Beerdigung seines
Großvaters gewesen war. Außerdem hatte er allerlei Einkäufe, nicht nur für
sich, sondern für seine Familie, einige Freunde getätigt und die Schwester
besucht, die in London lebte. Diese war mit einem Soldaten verlobt und sie
wollten Mitte des Jahres heiraten. Die Entwicklung in Europa hatte er dort zum
Teil mit Schrecken verfolgt und er ahnte, dass es zum Krieg kommen würde. Trotz
all dem, wollte Ellen, seine Schwester, in very old England bleiben.
     
    Sie passierten Port Said, eine Stadt der nominell
souveränen Monarchie Ägypten.
    William sah staunend auf die langen Reihen von Palmen und
die vielen Menschen. Einige Kuppeln von Gebäuden und Minaretten tauchten
flüchtig auf, während sie langsam daran vorbeiglitten. Die Häuser leuchteten
hell im Sonnenlicht. Man sah ihnen teilweise an, dass sie von Briten erdacht
waren, gebaut wohl weniger. Fremdartige Düfte wurden zu ihm geweht, verdrängten
den salzigen Meeresgeruch.
    In lichter Folge ragten Dattelpalmen gen Himmel. Die
Briese fegte durch die faserigen Wedel. Bei Palmen hießen die Blätter so, wusste
er aus einem der Bücher.
    Einige Briten ritten kerzengerade in der Uniform auf
Pferden. Ladys mit Sonnenschirm und Handschuhe stiegen aus Pferdedroschken aus.
Sie sahen selbst von hier oben hochnäsig aus. Daneben zog Männer mit einem
Kaftan bekleidet, auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher