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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut
Autoren: Angelika Friedemann
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einen anderen positiven Aspekt. Die Frauen werden
nicht ständig schwanger, haben Zeit, sich von der Geburt zu erholen, können arbeiten
und das Baby über den gesamten Zeitraum stillen. Sehr gesund übrigens. Aber
weiter. Werden zum Beispiel Zwillinge geboren, ist das ein thahu. Es muss eins
getötet werden, zwei sind für die Frau eine zu große Belastung, man ist ja um
ihre Arbeitskraft besorgt. Das im Einzelnen zu erzählen, würde zu weit führen.
Auf der anderen Seite kann der Mondomogo einen Fluch heraufbeschwören, wenn er
vielleicht neidisch ist, dass einer zu viel Ziegen hat, oder ein missgünstiger
Nachbar dafür zahlt, dass ein Fluch auf jemanden gelegt wird, weil er dessen
Frau will.“
    „Das ist Aberglaube oder willst du mir sagen: Ich gebe dir
eine Ziege und irgendwer sorgt dafür, dass mein Nachbar stirbt?“
    „Glaube mir, da ist etwas Wahres daran. Wenn du im
Highland eine Farm aufbauen willst, bist du auf die Arbeit der Schwarzen
angewiesen, und wenn das erfolgreich werden soll, musst du dich mit deren
Gewohnheiten, Eigentümlichkeiten abfinden. Viele Schwarze erfinden die tollsten
Ausreden, um sich vor der Arbeit zu drücken. Sie erscheinen oftmals, wie sie
Lust und Laune haben. Das heißt shauri ya mungu, höhere Gewalt. Manche der
wazungu treten ihre Wogs kräftig in den Hintern, aber viel helfen tut das
generell nicht. In vielen Gebieten sprechen sie nur wenige englische Wörter
oder sie weigern sich, so zu reden. Du wirst Kisuaheli lernen müssen. In
einigen Territorien, in Nairobi werden Stimmen laut, dass man gerade den Kikuyu
Land gestohlen hat, dass die wazungu verschwinden sollen. Einer davon ist ein
Bauernsohn, ein gewisser Jomo Kenyatta, so nennt er sich jedenfalls; früher
hieß er Kamau irgendwie. Der ist heute so um die vierzig, exakt weiß das
keiner. Er übernahm 1931 die Kenya African Union, die KAU. Gegenwärtig ist er
wohl in Great Britain und studiert. Er ist nur einer von vielen.“
    „Kann man Land von den Einheimischen, diesen Kikuyu,
kaufen?“
    „Nicht
überall ist Kikuyu-Land. Es kommt darauf an, wohin du möchtest. Eventuell sind
dort eine der anderen Ethnien beheimatet. Zum Beispiel Luhya, Samburu, Luo oder
gar Maasai. Die wenigsten Schwarzen können lesen oder schreiben, außer einige
der jüngeren Generation. Land verkauft nur die Krone. Es ist zum großen Teil
Land, dass die weißen Siedler jetzt haben, dass früher nie bebaut wurde,
brachlag, weil die meisten Wogs nur so viel anbauen, wie sie gerade benötigen.
Nun sehen sie bei dem wazungu die großen Häuser, dass viele Vieh, große Felder
und das wollen sie haben. Irgendwie haben beide Seiten Recht. Das Land gehört
den Schwarzen, jedenfalls stückweise, bebaut und zu dem gemacht, dass es heute
ist, haben es die Farmer, allerdings gemeinsam mit den Wogs. Viele Weiße haben
so hart wie die gearbeitet, während andere nichts dafür getan haben.“
    William überlegte einen Moment, während er über den Ozean
schaute. Im Osten sah er wie die Sonne langsam am Horizont versank.
    „Ich werde dieses Kisuaheli lernen und ihnen Land
abkaufen. Egal, zu welchem Stamm sie gehören. Ich werde mit ihnen
zusammenarbeiten, ohne sie in den Hintern zu treten. Mein Dad sagte, man soll
niemals schlagen, das sei nur etwas für Holzköpfe, die nicht denken können. Ich
werde mich mit ihnen anfreunden und von ihnen lernen. Was bedeutet Wogs?“
    „Eine Art Verhöhnung, ein Schimpfwort: Worthy oriental
Gentlemen.“
    Doug Masters staunte über diesen Jungen. Er sagte das so
ernsthaft, dass er ihm das glaubte. Ein Weißer wollte von Schwarzen etwas
lernen. Das hatte er noch nie gehört. Er hatte ihn in den letzten Wochen, am
Anfang eher zufällig, beobachtet, wie er morgens das Deck schrubbte. Selbst die
Ecken ließ er dabei nicht aus. Obwohl dieses nie jemand kontrollierte,
erledigte der junge Matrose seine Arbeit sorgfältig, schnell und äußerst
gewissenhaft. Irgendwie hatte ihn der Junge interessiert und er hatte sich
deswegen näher über ihn erkundigt, so von dessen Plänen erfahren. Wie ein Junge
sah er nicht aus. Es war so groß wie er, was 1,80 Meter maß, dabei
breitschultrig, schien muskulös zu sein. Er hatte bereits ein ausgeprägtes
männliches Gesicht. Er wird ein gut aussehender Kerl werden.
    „Was heißt, guten Tag?“
    „In Kisuaheli grüßt man üblicherweise mit hujambo, habari
gani, was so viel heißt wie, geht es gut oder, gibt es Neuigkeiten? Darauf
antwortet man sijambo, was so viel, wie mir geht es gut,
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