Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss
Autoren: Veronica Wolff
Vom Netzwerk:
Das Wichtigste in Kurz und Knapp , wie mein Freund Yasuo, der Vampir-Anwärter, sagen würde. Also schön, hier die Schlagzeilen:
    1.Weibliches IQ -Wunder lässt asoziale Familienbande hinter sich; entdeckt auf einer Insel am Arsch der Welt echte Vampire.
    2.Schlagkräftige Amazonen sind wild entschlossen, besagtes Genie in Vampir-Operative einzugliedern.
    3.Mädchen setzt sich tapfer durch, findet Freunde und bla, bla, bla.
    4.Fluchtpläne.
    5.Im Überlebenskampf verursacht Mädchen versehentlich den Tod von anderen Wächter-Azubis.
    6.Mädchen gewinnt harten Ausscheidungswettbewerb und damit Teilnahme an Mission, die von der Insel wegführt (Wiederholung von Punkt 4).
    Ich saß mit Emma im Sand und dachte über meine Lage nach, aber meine uncharakteristisch optimistische Zusammenfassung erlitt einen starken Dämpfer, als ich bemerkte, dass mein Hintern allmählich feucht wurde. Ich verlagerte das Gewicht und zerrte an den Baumwoll-Shorts, die mir auf der Haut klebten. »Verdammt! Bist du sicher, dass er uns zum Strand beordert hat?«
    Der Sportunterricht sollte heute im Freien stattfinden, und meine Freundin und ich waren zu früh dran – einerseits weil wir jede Chance nutzten, an die frische Luft zu kommen, und andererseits weil uns der neue Sportlehrer voll auf den Senkel ging.
    Im letzten Semester hatte uns Ronan betreut. Seufz  … Ronan. Ein rattenscharfer Typ. Lief allerdings unter der Rubrik Da-geht-gar-nix. Er gehörte zu den Suchern – war also einer der Kerle, die Mädels wie uns aufspürten und auf diese elende Insel verschleppten –, und dieses ernüchternde Detail kühlte meine Jungmädchen-Schwärmerei für ihn merklich ab. Okay, das und die Tatsache, dass er so eine Hypno-Voodoo-Masche draufhat, mit der er meine Gedanken beeinflussen kann, sobald er mich nur berührt. Nicht gerade die Basis für eine vertrauensvolle Beziehung.
    Aber Ronan befand sich momentan weiß Gott wo – was meinen überreizten Teenager-Phantasien durchaus guttat –, und sein Ersatz für das Sommersemester hieß Otto. Er war Sucher wie Ronan, aber nicht der Typ, der ein Mädchenherz schneller schlagen ließ. Definitiv nicht.
    »Er hat Strand gesagt.« Emma warf mir einen ihrer ruhigen, unbeirrten Blicke zu, und ich verdrehte die Augen. Ich kannte das Sprichwort Stille Wasser sind tief , aber musste sie deshalb immer so verdammt still sein? Manchmal hätte sie den Mund schon ein wenig weiter aufmachen können.
    Zu meinem Leidwesen machte ich den Mund oft so weit auf, dass es für uns beide reichte. Etwa jetzt, da mich der Gedanke, welche abartigen Übungen uns heute Vormittag wohl am Meeresufer erwarteten, mit jeder Minute mehr vergrätzte. Ganz zu schweigen davon, dass mich der feuchte Sand inzwischen ganz schön nervte – er stank nach totem Fisch und war mit Kieselsteinen und scharfen Muschelsplittern durchsetzt, die sich schmerzhaft in meine Haut bohrten.
    »Ich hasse Strandtage«, maulte ich, ohne mich dafür zu genieren, dass ich wahrscheinlich wie eine Vierjährige klang. Aber Sucher Otto ließ uns mit besonderem Vergnügen Sit-ups in der eiskalten Brandung machen, während ich nicht unbedingt ein Fan von derlei Wassersport war. Ich hatte erst vor kurzem schwimmen gelernt, und ich bezweifelte, dass ich mich je an dieses Gluckern in Nase und Ohren gewöhnen würde.
    Ich musste an die strengen, kantigen Züge und das ordentlich gekämmte Blondhaar unseres neuen Lehrers denken. »Oder vielleicht hasse ich auch nur Otto. Der mit seinem harten deutschen Akzent! Der könnte glatt den bösen Nazi in einem Remake von Die Trapp-Familie geben.«
    Emma sah sich nervös um. »Sprich etwas leiser!«
    »Ja, ja, geliebtes Landei, ich bin schon still.« Ich streckte die Beine im Sand aus. Obwohl das Vampirblut den Heilungsprozess beschleunigte, sahen sie immer noch schlimm aus – vor allem die Knie, die von gelben und fahlgrünen Flecken übersät waren. Ich pickte eine Muschelschale von meiner Wade und begann sie in winzige Stücke zu zerbrechen.
    Die anderen Mädels trudelten allmählich ein und schlenderten über den Sand, während wir auf den Unterrichtsbeginn warteten. Unser Kurs war geschrumpft – die tödlichen Zweikämpfe am Ende des Semesters dienten auch dazu, die Zahl der Studentinnen zu verringern –, und mir fiel auf, dass nicht wenige sich bemühten, ein Humpeln oder sonst eine Verletzung zu verbergen. Manche Wunden waren frisch, manche dagegen stammten noch von dem kürzlich ausgetragenen Wettstreit um den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher