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Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK

Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK

Titel: Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
Autoren: Christine Feehan
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1.
     
    Sarah ist wieder da. Sarah ist nach Hause
gekommen.« Das übertrieben laute Flüstern war überall zu hören und darin
schwang etwas mit, das an Furcht grenzte. Oder an Respekt. Damon Wilder konnte
sich nicht recht entscheiden was es war. Schon seit Stunden hörte er, wie die
ganze Kleinstadt darüber tuschelte, und jeder, der diese Mitteilung weitergab,
sprach mit gesenkter Stimme. Seine Neugier war geweckt, auch wenn er es sich ungern
eingestand und gar nicht daran dachte, sich zu Fragen herabzulassen.
Schließlich hatte er seit seiner Ankunft im vergangenen Monat die
Abgeschiedenheit gesucht und im notwendigen Umgang mit anderen strikt darauf
beharrt, seine Privatsphäre zu wahren.
    Als er über den schmalen pittoresken Gehsteig aus
hölzernen Planken lief, schien selbst der Wind zu flüstern: »Sarah ist wieder
da.« Er hörte es, als er an der Tankstelle vorbeikam und der stämmige Jeff
Dockins ihm zuwinkte. Er hörte es, als er unnötig lange in der kleinen Bäckerei
herumstand. Sarah. Der Name hätte nicht geheimnisvoll klingen sollen, doch er
tat es.
    Er hatte keine Ahnung, wer Sarah war, aber sie
nötigte den Einwohnern des Städtchens so viel Interesse und Ehrfurcht ab, dass
er gegen seinen Willen restlos fasziniert war. Dabei wusste er aus Erfahrung,
dass sich die Leute in dem verschlafenen kleinen Küstenort nicht so leicht
beeindrucken ließen. Mit Geld, Ruhm und Titeln erwarb man sich hier keine
Achtung. Alle wurden gleich behandelt, von den Ärmsten bis hin zu den
Reichsten, und Vorurteile gegen bestimmte Religionen oder sonstige Vorlieben
schien es hier nicht zu geben. Gerade deshalb hatte er sich diese Kleinstadt
ausgesucht. Hier konnte man sein, wer man wollte, und keiner störte sich daran.
    Den ganzen Tag nun hatte er die Menschen
miteinander flüstern hören. Und nicht ein einziges Mal hatte er die mysteriöse
Sarah auch nur flüchtig zu sehen bekommen, aber er hatte gehört, sie sei einmal
an einer der Steilklippen über dem Meer hinaufgeklettert, um einen Hund zu
retten. Eine undurchführbare Aufgabe. Er hatte diese abbröckelnden Klippen
gesehen. Dort konnte niemand hinaufklettern. Die Vorstellung, jemand könnte
sich an einem derart aussichtslosen Kunststück probieren, entlockte ihm ein
Lächeln, obwohl es so gut wie nichts gab, was ihn amüsierte. Oder gar
faszinierte.
    Das einzige Lebensmittelgeschäft weit und breit
befand sich im Zentrum der Kleinstadt. Dort wurden die meisten Gerüchte in
Umlauf gesetzt und breiteten sich dann wie ein Lauffeuer aus. Damon beschloss,
er bräuchte noch ein paar Kleinigkeiten, bevor er sich wieder auf den Heimweg
machte. Er war noch keine zwei Minuten in dem Laden, als er auch dort hörte:
»Sarah ist wieder da.« Die üblichen gesenkten Stimmen, in denen sich dieselbe Ehrfurcht
und derselbe Respekt ausdrückten.
    Inez Nelson, die Besitzerin des Lebensmittelladens,
hielt Hof und plauderte, wie sie es sonst auch tat, die neuesten Nachrichten
aus, statt die Preise der Lebensmittel in die Registrierkasse einzutippen.
Normalerweise machte es ihn verrückt, wenn er warten musste, aber diesmal ließ
er sich Zeit und trieb sich länger als nötig am Brotregal herum, weil er
hoffte, er würde mehr über die geheimnisvolle Sarah erfahren.
    »Bist du ganz sicher, Inez?«, fragte Trudy Garret und
zog ihren vierjährigen Sohn so eng an sich, dass sie das arme Kind mit ihrer
Umarmung fast erwürgte. »Sind ihre Schwestern auch da?«
    »Ja, gewiss. Sie ist gleich in den Laden gekommen,
in voller Lebensgröße, und hat eine Menge Lebensmittel eingekauft. Sie hat
gesagt, sie wohnt wieder im Haus auf der Klippe. Die anderen hat sie mit keinem
Wort erwähnt, aber wenn eine von ihnen auftaucht, dann lassen die anderen nie
lange auf sich warten.«
    Trudy Garret sah sich um und senkte erneut die
Stimme. »War sie immer noch ... Sarah?«
    Damon verdrehte die Augen. Er konnte seine
Mitmenschen nicht ausstehen, weil sie ihn ständig bis aufs Blut reizten. Er
hatte sich eingebildet, der Umzug in eine Kleinstadt würde es ihm ermöglichen,
in einem gewissen Maß mit den Leuten auszukommen, aber die meisten Menschen
waren nun mal nichts anderes als Vollidioten. Natürlich war Sarah noch Sarah.
Wer zum Teufel hätte sie denn sonst sein sollen? Sarah war vermutlich im
Umkreis von fünfzig Meilen die einzige Person, die Verstand besaß, und daher
hielten alle sie für etwas ganz Besonderes.
    »Was könnte das zu bedeuten haben?«, fragte Trudy.
»Sarah kommt doch nur zurück,
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