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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon
Autoren: Markus Guthmann
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Verhältnis?«
    Â»Halten Sie die Klappe!«
    Röder nahm den Koffer und ging zu Maria zurück. Er stellte ihn in Sicherheitsabstand zu ihr ab. Er drückte auf den Verschluss und griff in das Innere. Ein schwarzer wattierter Samtbeutel kam zum Vorschein. Sie stöhnte auf. Röder staunte, so etwas Schönes hatte er selten gesehen.
    Â»Gehört der Ihrem Mann?« Er hielt den wunderbar ziselierten goldenen Zeremonialhut in die Höhe. Er kam Röder noch prächtiger vor als die Exemplare aus Speyer, welche die Bande beinahe geraubt hätte.
    Â»Es war die Hölle mit ihm. Am liebsten hätte er mich auch in seinem verfluchten Museum ausgestellt. In der zweiten Reihe, nach dem Scheißhut.«
    Â»Er hatte ihn aus dem Grab.«
    Â»Ja, und er hat den Winzer überfahren, damals vor fünf Jahren. Der hatte ihn nämlich um Rat gefragt. Wolfgang war so fixiert auf dieses Stück, dass er dafür sogar tötete und zusah, wie ein anderer für ihn ins Gefängnis wanderte. Ja, so war er. Skrupellos, wenn es um seine verdammte Kunst ging, und ansonsten einfach nur ein Spießer.« Sie spuckte aus.
    Â»Hassen Sie alle Männer, deren Sie sich bedient haben?«
    Â»Ihr Deppen seid so leicht zu manipulieren, und im Grunde seid ihr nur Schweine. Mein Halbbruder hat mich vergewaltigt, als ich noch nicht zwölf war. Er tat’s nicht nur einmal und hat mich dann noch zu seinen Kumpels geschleppt. Zuhälter wollte er werden, so richtig Kohle machen. Das miese Schwein. Ich habe ihn nach über zwanzig Jahren reingelegt. Manchmal braucht Rache ihre Zeit, aber sie kommt dann, wenn niemand sie erwartet. Er dachte, ich hätte ihm verziehen, wäre wieder seine kleine Schwester, die mit ihm gemeinsame Sache machen würde. Er hat mir geglaubt, dabei hatte ich die Sache von langer Hand geplant.«
    Â»Erzählen Sie weiter«, forderte Röder sie auf.
    Â»Wolfgang war in letzter Zeit das Geld ausgegangen. Seit er in Rente war, haperte es mit dem Nachschub, den er veruntreuen konnte. Er hatte mir irgendwann mal in einem Anfall von Liebe und Eitelkeit erklärt, wie er die Dinger immer gedreht hat. Die Sachen aus dem Museum oder von irgendwelchen frischen Ausgrabungen unterschlagen, eine Ausfuhrbestätigung von einem geschmierten Vertrauensmann besorgen und das Ganze über einen bekannten Kunsthändler verhökern. Wenn jeder Hand in Hand arbeitete, ein Kinderspiel.« Sie richtete sich auf. Stand aufrecht, fast stolz vor dem Abgrund.
    Â»Was war mit dem Hut?«
    Â»Was soll schon sein? Wolfgang wollte sich von dem Hut nicht trennen. Es war das Prunkstück seiner Kellersammlung und nur schwer verkäuflich. Er konnte damit nicht angeben, er hat sich daran nur aufgegeilt. Als das Geld knapper wurde, habe ich beschlossen, das Ding zu verkaufen und ein neues Leben zu beginnen. Dazu musste ich aber Wolfgang aus dem Weg haben, der ja an dem guten Stück hing.«
    Â»Demlmaier? Haben Sie es über ihn probiert?«
    Â»Klar, der war Experte. Aber er hat den Schwanz eingezogen, als er merkte, dass er die Bullen im Nacken hatte.« Sie lachte hämisch. »Jedenfalls war der Hut schon in München. Da musste ich meinen Bruder aktivieren, der sich schon ein paar Monate illegal in Deutschland aufgehalten hatte. Demlmaier wollte nämlich den Hut nicht zurückgeben, sondern sich als Saubermann darstellen, der wichtiges Kulturgut rettet, indem er es dem Staat zurückgibt und die Diebe verpfeift. Er wusste nicht, was das für einen Rattenschwanz nachziehen würde.«
    Â»Warum sollte Ihr Bruder Hellinger umbringen?«
    Â»Ich wollte, dass er unter Verdacht gerät, mit meinem Bruder unter einer Decke zu stecken. Sein Tod hätte dann als Streit unter Komplizen durchgehen können. Jeder weiß, dass mein Bruder ein rücksichtloser Killer war. Außerdem ist er mir auf den Geist gegangen. Wäre was schiefgegangen, dann hätte man den Hut, den José aus München mitgebracht hatte, bei Hellinger im Weinkeller gefunden. Wenn’s gut gegangen wäre, dann hätte ich den leeren Koffer im Keller gelassen und noch andere Spuren bei ihm gelegt. José, der Vollidiot, hat’s Ihretwegen voll vermasselt. Und dann wollte der Schwachkopf auch noch den größten Deal seines Lebens machen. Ich habe versucht, es ihm auszureden, aber ohne Erfolg. Nach einer Weile habe ich aber begriffen, dass das eine gute Chance war, meinen Bruder aus
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