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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon
Autoren: Markus Guthmann
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alten Mercedes-Kombi, als Manu
mit ihren drei Töchtern rasant in die Hofeinfahrt einbog und ihn dabei beinahe
angefahren hätte.
    Â»â€™tschuldigung!«,
rief Manu aus dem Auto, »aber Lotte ist mir auf den Schoß gesprungen.«
    Röder hatte die
Bemerkung nicht gehört. Er wollte nur noch ins Haus und sich hinlegen.
    Â»Ach herrje. Hast du
es wieder am Ischias? Soll ich dich zum Arzt fahren, damit er dir eine Spritze
gibt?«
    Â»Nein, nein. Ist
schon gut. Ich muss mich nur hinsetzen.«
    Â»Komm, ich bringe
dich rein, und dann mische ich dir eine Rieslingschorle. Die hast du dir nach
so viel Arbeit redlich verdient.«
    Aus irgendeinem
Grund, der Röder nicht ganz klar war, zwinkerte Manu ihren Töchtern zu, die
kichernd beim Wagen stehen geblieben waren.
    Â»Sind die Mädels
high, oder was?«, keuchte er schlecht gelaunt, während er sich mit der Hilfe
seiner Frau die Treppe hochschleppte.
    Â»Sei nicht albern.
Sie haben eine Überraschung für dich.«
    Â»Wie, hat es schon
Zeugnisse gegeben? Auf die Überraschung kann ich verzichten.«
    Manu verfrachtete
Röder in den bequemen Fernsehstuhl und kippte ihn in die Liegestellung. Sie
ging in die Küche und kam nach kurzer Zeit mit zwei randvollen Dubbegläsern,
gefüllt mit Rieslingschorle, zurück. Die Mischung war genau so, wie Röder sie
mochte. Etwas mehr als die Hälfte Wein und der Rest Mineralwasser. Selbst
Hellinger trank seine Schorle mittlerweile so, obwohl der ihm vor mehr als
dreißig Jahren beigebracht hatte, dass ein echter Winzer das Glas höchstens
einen Finger breit mit Wasser auffüllte. »De Woi henn ma selbert, de Sprudel
misse mer kaafe«, war die Begründung gewesen. Offensichtlich konnte sich
Hellinger den Sprudel inzwischen leisten. Allerdings vermutete Röder, dass der
wahre Grund woanders lag. Sie waren einfach älter und ruhiger geworden. Er
stieß mit Manu an und nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas.
    Â»Geht’s dir jetzt
besser?«, fragte Manu zärtlich.
    Röder nickte,
wunderte sich aber gleichzeitig über den nicht ganz normalen Tonfall seiner
Frau. »Ist bei dir alles in Ordnung?«, wollte er wissen.
    Â»Natürlich, was soll
denn sein?« Manu klimperte mit den Augen.
    Röder wollte
nachhaken, als das Schloss der Haustür einrastete und er seine Töchter flüstern
hörte: »Such, such …«
    In diesem Moment
sprang die Wohnzimmertür auf und ein kleines, haariges Etwas stürmte herein. Es
schnupperte an Röders Füßen, drehte schnüffelnd ein paar enge Kreise vor dem
Sessel, und bevor jemand reagieren konnte, lag ein erstaunlich großer, brauner
Haufen vor Röder. Entsetzt sprang er auf und verschüttete einen Teil seiner
Schorle.
    Â»Was ist denn das
für ein Mist?«, brüllte er.
    Der kleine Hund
blickte schwanzwedelnd zu ihm hoch, um gleich darauf jaulend die Flucht zu
ergreifen, als er Röders wütende Miene begriff. Dabei lief er durch seine
eigene Hinterlassenschaft und verteilte braune Spuren auf dem Parkett. Übler
Mief breitete sich im Raum aus, und Manu kam mit einer Rolle Haushaltstücher
gerannt.
    Â»Igitt!«, rief Röder
aus. Er wusste einen Moment lang nicht, was ihm mehr zu schaffen machte, der
Würgereiz oder der Ischias.
    Felicitas hatte den
Ausreißer wieder eingefangen und Marie-Claire das Fenster geöffnet.
    Â»Ist sie nicht
süß?«, fragte Laura begeistert.
    Â»Meinst du etwa
dieses stinkende Etwas?«
    Â»Och Papa, das ist
halt ein kleiner Hund.«
    Â»Das sehe ich. Ist
der beim Chinesen aus dem Kochtopf gesprungen? Dann bringt ihn besser wieder
zurück.«
    Seine politisch
wenig korrekte Bemerkung verursachte große Entrüstung bei seinen Frauen, und
ein fliegendes Sofakissen verfehlte ihn nur knapp.
    Â»Wem gehört denn das
Vieh?«, wollte Röder wissen, als sich alle etwas beruhigt hatten.
    Â»Was soll die
Frage?«, wollte Marie-Claire wissen.
    Â»Der Hund wird doch
wohl keine Dauereinrichtung?« Röder dämmerte es so langsam.
    Â»Ach, Ben, jetzt reg
dich ab«, schaltete sich Manu ein. »Die Kinder wollten schon lange einen Hund,
und für deine Mutter ist es vielleicht ein kleiner Trost.«
    Â»Ihr seid wohl von
allen guten Geistern verlassen«, polterte Röder. »Hättet ihr mich nicht vorher
fragen können?«
    Â»Du hättest doch
niemals zugestimmt«, meinte Felicitas.
    Â»Das
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