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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon
Autoren: Markus Guthmann
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sich schlug und unflätige Worte benutzte. Als Steiner wenige Minuten später eintraf, saß sie auf dem Boden und weinte stolz vor sich hin.

EPILOG
    Anfang Mai herrschte immer noch schönes Wetter im Land. Es hatte in den vergangenen Tagen zwar geregnet, aber nur so viel, dass die Winzer nicht klagen konnten. Die Reben waren grün und dicht, und die Fruchtstände entwickelten sich prächtig. Ein schönes Weinfest jagte das andere, und wenn es mal kein Weinfest gab, dann wenigstens eine kulinarische Weinwanderung durch die Weinberge, die bei diesem Wetter eine große Anzahl von Menschen anzog.
    Es war eine verrückte Woche gewesen. Am vergangenen Sonntag, als Hellinger wieder einigermaßen nüchtern war, hatte er Mariusz den Schlüssel zum Weinlager gegeben, Röders Töchter, Anastasia und Raphael für den Ausschank verpflichtet und war ins Schwabenland aufgebrochen, um Katrin und den Kleinen zurückzuholen. Eine Mission, die ihn fast die ganze Woche kostete. Unter der Woche mussten Röder und die anderen etliche Befragungen über sich ergehen lassen, und die Presse stand praktisch vor jeder Tür.
    Wie angekündigt standen am Freitagnachmittag Piotr Woyczynski und sein Cousin Mariusz mit einem kleinen komfortablen Reisebus vor der Tür, um die Familie Röder samt Oma zur Mega-Hochzeit von Woyczynskis Schwester in die Nähe von Krakau zu bringen, wo sie als Ehrengäste geladen waren. Woyczynski war am Dienstag zuvor per Eilverfügung aus dem Gefängnis entlassen worden, obwohl die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen waren. Mariusz fuhr Röders durchlöcherten Mercedes und hatte zum Glück keine Schwierigkeiten an der Grenze. Es war für Piotr eine Ehrensache, sich persönlich um die Instandsetzung von Röders Auto zu kümmern. Sein frischgebackener Schwager besaß die größte Mercedes-Vertragswerkstatt in der weiteren Umgebung von Krakau. Röder wollte das zunächst nicht, da er kein Verfahren wegen Vorteilnahme riskieren wollte, willigte aber doch ein, weil das Auto auf Manu zugelassen war.
    Die Hochzeit war ein großartiges Erlebnis. Sie erstreckte sich über drei volle Tage, und es wurde unglaublich viel gegessen, getrunken und gelacht. Selbst Frau Röder senior konnte sich für die fröhliche polnische Lebensart erwärmen, auch wenn sie sich zeitweilig wunderte, dass die Ostgebiete gar nicht so rückständig waren, wie sie immer gedacht hatte.
    Nun stand der perfekt geflickte Mercedes in Hellingers Hof. Die Freunde saßen auf der Terrasse und blickten in die Rheinebene, ohne dass sie sich daran jemals sattsehen würden. Max führte voller Stolz die ersten Schritte an der Hand von Katrin vor. Sie reichte später den Ausdruck einer Internetseite vom Historischen Museum der Pfalz herum, auf der ein Foto die Vitrine mit fünf goldenen Hüten zeigte. Darunter stand ein Artikel über die spannende und unglaubliche Geschichte des Fundes. Ein Fernsehteam hatte sich außerdem angekündigt, um einen Dokumentarfilm über den zweiten Hut zu drehen, der in der Pfalz gefunden worden war.
    Die Sensation war zudem, dass es der erste seiner Art war, der nicht allein aufgefunden wurde, weil er rituell vergraben war, sondern im Grab eines bedeutenden Würdenträgers gelegen hatte. Zahlreiche weitere Artefakte aus Hoffmanns Keller schienen dies nach erster Erkenntnis zu belegen.
    Â»Woher konnte Liebstöckl eigentlich so gut Portugiesisch?«
    Â»Er hat während seines Studiums mehrere Semester in Brasilien verbracht«, antwortete Röder.
    Â»Und was hatte es mit der Überweisung an Pyreck auf sich?«
    Â»Das Geld hatte er von Wiegand bekommen. Wiegand unterstützt den historischen Verein und hatte schon öfters Spenden, die er übrigens absetzen konnte, getätigt. Pyreck ist, wie du weißt, Schatzmeister der hiesigen Ortsgruppe und hat das Geld ordnungsgemäß auf dem Vereinskonto weiterverbucht.«
    Die beiden Freunde schwiegen und schwenkten versonnen die Rotweingläser.
    Â»Wir sollten mal wieder einen Marathon laufen. Was meinst du?«, unterbrach Röder die Stille, während er das zweite Glas einer zu Versuchszwecken frisch verschnittenen Cuvée genoss. Hellinger hatte eine abgerundete Mischung aus Spätburgunder, Portugieser und Dornfelder zusammengemixt und wollte das Resultat »Cuvée Katrin« nennen.
    Â»Dann sollten wir den Médoc-Marathon laufen.
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