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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon
Autoren: Markus Guthmann
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Hellinger.
    Â»Deine
Überraschungen kenne ich«, sagte Röder stöhnend, und böse Vorahnungen
überfielen ihn.
    Â»Ach was, vertrau
mir. Wir beide werden einen riesigen Spaß haben.«
    Hellinger hatte das
Thema gewechselt, um Röder keinen weiteren Einwand mehr zu ermöglichen. »Frag
mal Manu, ob sie uns fährt und ob sie während unseres Termins in die
›Hexen‹-Ausstellung ins Speyerer Museum gehen will. Sie interessiert sich doch
für Kultur. Ich habe Freikarten bekommen, die kann sie haben. Wenn eure Töchter
mitgehen wollen, habe ich auch genügend Karten für sie.«
    Â»Soll das mit der
Ausstellung eine Anspielung sein?«
    Â»Quatsch. Deine
Mädels sind doch ganz lieb. Wenn übrigens Feli sich mal wieder ein bisschen
Geld dazuverdienen will, dann kann sie jederzeit Babysitter bei Max machen. Er
frägt nämlich ständig nach ihr.«
    Am Morgen, während
seine Töchter in der Schule waren und Manu das Chaos im Haus bekämpfte, hatte
Röder begonnen, die Stämme und Äste klein zu schneiden und zu verladen. Für den
Nachmittag hatten ihm seine Töchter Hilfe zugesagt.
    Jetzt war er
allerdings stinksauer. Er hatte die Zweige und das Stammholz allein auf den
Anhänger laden müssen, obwohl ihm seine Töchter versprochen hatten, dass sie
ihm helfen würden, wenn sie aus der Schule kämen. Tatsächlich hatten sie bisher
jedoch keinen Finger krumm gemacht. Eigentlich hatten die Unstimmigkeiten schon
am Vorabend begonnen, als Röder verkündet hatte, er habe den Hänger von
Hellinger und könne am nächsten Tag jede Hilfe brauchen, um die gefällten Bäume
zum Grünschnittsammelplatz zu fahren. Das Gekicher hätte ihn gleich stutzig
machen sollen, spätestens aber beim Frühstück, als ihn Marie-Claire unschuldig
fragte: »Hast du jetzt den Hänger von Achim?«, und sich seine vier Frauen
prustend die Hand vor den Mund hielten, als er ohne Argwohn antwortete: »Klar,
den habe ich schon seit gestern.«
    Er hatte noch
mitgelacht, bis er verstand, warum sich seine Mädels so köstlich amüsierten.
    Es war zum Eklat
gekommen, als sich seine Töchter wegen seiner angeblich angeschlagenen Libido
nach der Schule immer noch vor Lachen bogen und nur ein paar mickrige Zweige
aufluden. Er war ausgeflippt und hatte sie mit einem Donnerwetter ins Haus
zurückgeschickt. So kam es, dass er schon seit Stunden schuftete und etliche
Fuhren Gartenschnitt allein weggefahren hatte.
    Die drei hatten sich
zwischenzeitlich abgeseilt, um irgendwelche wichtigen Dinge in der Stadt zu
erledigen. Manu hatte ihm zwar eine Weile geholfen, sich dann aber ebenfalls
verabschiedet und war mit dem Auto verschwunden, um Besorgungen für das
Wochenende zu machen.
    Genervt hatte er
außerdem mehrmals die Arbeit unterbrochen, weil er nach seiner Mutter sehen
musste, die seit letztem Herbst mehr oder weniger ein Pflegefall war. Sie war
aus dem Haus gegangen und drei Tage lang nicht zurückgekehrt. Röder hatte schon
das Schlimmste befürchtet, als man sie schließlich am Nürnberger Bahnhof
aufgriff, wo sie völlig orientierungslos herumirrte. Sie konnte sich an die
vergangenen drei Tage nicht mehr erinnern und wurde in ein Krankenhaus
eingeliefert, wo die Ärzte Alzheimer diagnostizierten. Röder hatte das schon
lange vermutet, aber seine Mutter hatte sich bis dahin beharrlich geweigert,
einen Arzt aufzusuchen. Zurzeit ging es ihr wieder besser, solange sie nur
regelmäßig ihre Medikamente nahm. Trotzdem war sie auf ständige Betreuung
angewiesen.
    Zu allem Überfluss
begann Röders Ischias zu schmerzen. Seit vergangenem Herbst plagten ihn immer
wieder Schmerzen im Lendenwirbelbereich, die über das ganze Bein ausstrahlten.
»Käpt’n Ahab«, nannten ihn dann seine Töchter wenig mitfühlend, wenn er sich humpelnd
zu einer Sitzgelegenheit schleppen musste, um das Bein und den Rücken zu
entlasten. Der Arzt sagte, es käme vom vielen Sitzen, was wohl zu stimmen
schien. Denn immer, wenn er sein Lauftraining absolvierte und seine
Bandscheiben auf dem federnden Waldboden entlastet wurden, fühlte er sich
besser. Wenn er aber zu lange saß oder schwere Lasten hob, dann konnte er
darauf wetten, dass die Schmerzen wiederkamen.
    Nachdem Röder die
letzte Fuhre weggebracht hatte, war die Pein kaum noch zu ertragen. Total verspannt
und mit verzerrtem Gesicht kroch er aus seinem
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