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Weil ich Layken liebe

Weil ich Layken liebe

Titel: Weil ich Layken liebe
Autoren: Colleen Hoover
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mich eine lautsprecherverstärkte Stimme erstarren.
    »Das ist keine gute Idee.«
    Ganz langsam drehe ich mich um und blicke zur Bühne.Will steht dort oben, hält das Mikrofon in den Händen und sieht mich an.
    »Du solltest nicht gehen, bevor du gehört hast, was die Jury zu deinem Text sagt.« Er deutet zum Tisch, an dem vier Leute sitzen, die mich ansehen. Der fünfte Platz ist leer. Erst jetzt begreife ich. Will saß die ganze Zeit auf der Bühne. Er war der fünfte Juror.
    Ich habe das Gefühl, dass meine Füße nicht den Boden berühren und ich mehr schwebe als gehe, als ich in den Saal zurückkehre. Es ist vollkommen still und alle Augen sind auf mich gerichtet. Niemand versteht, was passiert, ich weiß ja nicht einmal, ob ich selbst es verstehe.
    »Ich möchte gern ein Stück vortragen, das ich geschrieben habe«, sagt Will zum Moderator. »Es ist ein Notfall.«
    Der Moderator nickt ihm zu und tritt zur Seite, worauf Will sich wieder mir zuwendet.
    »Drei Dollar!«, ruft jemand aus dem Publikum.
    Will zuckt bedauernd mit den Achseln. »Ich hab kein Geld dabei.«
    Ich ziehe die zwei Dollarscheine, die ich vorhin zurückbekommen habe, aus der Tasche, laufe nach vorn und lege sie auf die Bühne. Der Moderator bückt sich danach und hält sie in die Höhe. »Einer fehlt noch«, sagt er.
    Die Stille wird vom Quietschen zurückgerückter Stühle unterbrochen, hinter mir höre ich Schritte und mit einem Mal bin ich umringt von Menschen, die schon im nächsten Moment alle wieder an ihre Plätze zurückgehen. Als es wieder still wird und ich zur Bühne sehe, liegen Dutzende von Dollarscheinen zu Füßen des Moderators. Eine Vierteldollarmünzerollt über die Kante und fällt klirrend zu Boden.
    Der Moderator schiebt die Geldscheine zu einem Häufchen zusammen. »Okay«, sagt er. »Das müsste genügen. Wie heißt dein Stück, Will?«
    Will hält sich das Mikro an den Mund und lächelt mich an. »Ich hab verstanden«, sagt er. »So heißt mein Stück.« Dann tritt er ein paar Schritte zurück und räuspert sich.

    Ich hab ein Mädchen kennengelernt,
    das ist unglaublich schön.
    Ich bin ihr verfallen.
    Und zwar so richtig.
    Rettungslos.

    Leider kommt einem das Leben manchmal in die Quere.
    Mir ist das passiert.
    Mir ist es sogar massiv in die Quere gekommen.
    Das Leben hat die Tür, die zu dem Mädchen geführt hat, mit dicken Kanthölzern verrammelt, sie zusammengenagelt und davor eine dreißig Zentimeter dicke Betonwand befestigt, die mit einem Stahlgitter gesichert war, an das wiederum ein Titanrahmen genietet war, der nicht einen verdammten Millimeter nachgegeben hat – egal, wie fest ich daran rüttelte.

    Manchmal kann das Leben echt stur sein.
    Es kommt einem in die Quere
    und stellt sich einfach allem in den Weg.
    Bei mir war es so.
    Es stand meinen Plänen im Weg, meinen Träumen, meinem Begehren, meinen Wünschen und meinen Bedürfnissen.
    Es wollte mich einfach nicht durchlassen zu dem schönen Mädchen,
    dem ich verfallen bin.
    Und zwar so richtig.
    Rettungslos.

    Ich hab mir gedacht, dass das Leben mir wahrscheinlich zu sagen versucht, was das Beste ist für mich und für alle anderen.
    Was Vorrang haben soll.
    Was an erster Stelle stehen sollte
    und was an zweiter
    und an dritter.

    Ich hab mir solche Mühe gegeben, alles zu organisieren, zu kategorisieren, zu chronologisieren, damit alles an seinem Platz steht, eben da, wo es hingehört.
    Ich hab gedacht, dass es das ist, was das Leben von mir will.
    Dass alles schön in der vorgesehenen Reihenfolge passiert. So soll es doch sein, oder?

    Oder nicht?

    Eher nicht.

    Wenn sich das Leben euch in die Quere stellt und stur dasteht und euch den Weg blockiert, dann tut es das nicht, weil es will, dass ihr aufgebt, euch ihm ergebt und ihm die Führung überlasst.
    Nein, verdammt.
    Das Leben macht das, damit ihr sauer werdet, damit ihr kämpft und damit ihr das Ruder selbst in die Hand nehmt.
    Weil es will, dass ihr es euch zu eigen macht,
    dass ihr eine Axt packt und euch durch das Holz hackt,
    dass ihr einen Vorschlaghammer nehmt und den Beton zertrümmert,
    dass ihr einen Schneidbrenner holt und die Gitterstäbe und das Titan schmelzt, um endlich hindurchzugreifen und die Tür aufzustoßen, die dahin führt, wo ihr hinwollt.

    Das Leben will euch dazu bringen, dass ihr all das schön Organisierte, Kategorisierte und Chronologisierte und Was-weiß-ich-wie-Geordnete packt, in einen Mixbecher werft und kräftig durcheinanderschüttelt.
    Ich hab jetzt
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