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Weil ich Layken liebe

Weil ich Layken liebe

Titel: Weil ich Layken liebe
Autoren: Colleen Hoover
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klein. Auch wenn ihr nach zwei Schwangerschaften meine Jeans nicht passen, können wir uns ansonsten problemlos gegenseitig Klamotten ausleihen. Unsere braunen Haare sind je nach Wetterlage glatt oder leicht gewellt. Vielleicht gehen ihre Augen noch eine Spur mehr ins Smaragdgrüne als meine, aber das kann auch daran liegen, dass ihr hellerer Teint sie mehr zum Leuchten bringt.
    Von den Äußerlichkeiten abgesehen komme ich allerdings mehr nach meinem Dad. Ich habe seinen trockenen Humor, sein Lachen und seine Liebe zur Musik geerbt. Überhaupt waren wir uns sehr nah. Dafür ist Kel mit den dunkelblonden Haaren und den weichen Gesichtszügen sein Ebenbild. Mit seinen neun Jahren ist mein Bruder zwar noch ziemlich klein, aber er macht die fehlende Körpergröße locker mit seiner Persönlichkeit wett.
    Ich gehe zum Spülbecken, lasse Wasser über die Spange laufen und reibe den Staub ab, der sich die letzten dreizehn Jahre darauf angesammelt hat. Als ich mir gerade die Händean der Jeans trocken wische, kommt Kel rückwärts in die Küche gelaufen. Er ist sehr eigen, und dafür liebe ich ihn umso mehr. Manchmal legt er »Rückwärtstage« ein, an denen er rückwärts geht, rückwärts spricht und sogar den Nachtisch vor dem Hauptgericht isst. Durch den großen Altersunterschied zwischen uns und weil wir keine weiteren Geschwister haben, muss er sich wohl sein eigenes Bespaßungsprogramm ausdenken, um sich nicht zu langweilen.
    »Beeilen dich sollst du, gesagt hat Mom, Layken!«, sagt er.
    Ich schiebe die Haarspange in die Hosentasche, folge ihm nach draußen und schließe zum allerletzten Mal die Haustür hinter mir ab.
    In den nächsten Tagen steuern Mom und ich abwechselnd den schwergängigen Möbelwagen und meinen Jeep. Ihr eigener Kombi, in dem auch noch ein paar Kartons stehen, wird im Laufe der nächsten Woche von einem Unternehmen nach Michigan überführt. Kel fährt mal bei Mom und mal bei mir mit, am dritten Tag sitzt er neben mir im Transporter. Die ersten beiden Nächte schlafen wir in einem Motel. Die letzte anstrengende Etappe legen wir während der Nacht zurück und machen nur kurz an einer Tankstelle Halt. Als wir uns im Morgengrauen Ypsilanti nähern, wo wir von nun an wohnen werden, sinkt meine Laune auf den Nullpunkt – was ungefähr der Außentemperatur entspricht. Hier ist eindeutig schon richtig Herbst, obwohl wir erst September haben. Ich werde dringend einen Schwung neuer, wärmerer Klamotten brauchen.
    Den Anweisungen meines Navis folgend, biege ich in einemWohngebiet rechts in eine Sackgasse ein, woraufhin mir mitgeteilt wird, ich hätte mein »Ziel erreicht«.
    Mein Ziel . Ja, klar. Genau hier wollte ich immer schon mal hin. Das Navi hat so was von keine Ahnung.
    Die Straße ist nicht besonders lang, auf beiden Seiten stehen jeweils acht Backstein-Bungalows. Über einem der Garagentore hängt ein Basketballkorb, was mich hoffen lässt, dass Kel hier zumindest jemanden zum Spielen findet. Die Gegend wirkt ziemlich gediegen. Die Vorgärten sind gepflegt und alles sieht ordentlich aus, aber für meinen Geschmack gibt es hier zu wenig Grün. Viel, viel zu wenig Grün. Ich bekomme jetzt schon Heimweh.
    Unser Vermieter hat uns Fotos vom Haus gemailt, weshalb ich es sofort erkenne. Es ist klein. Richtig klein. In Texas haben wir in einem Holzhaus im ortstypischen Ranch-Style auf einem mehrere Hektar großen Stück Land gewohnt. Das Grundstück hier besteht fast ausschließlich aus Asphalt und einer winzigen Rasenfläche mit Gartenzwergen. Die Tür geht auf, ein älterer Mann kommt heraus und winkt uns zu. Unser Vermieter.
    Ich fahre ein Stück am Haus vorbei, um rückwärts in die Einfahrt einzuparken. Aber bevor ich in den Rückwärtsgang schalte, lege ich Kel, der seit Indiana geschlafen hat, einen Arm um die Schulter und rüttle ihn sanft wach.
    »Hey, Kel«, flüstere ich. »Wir sind da.«
    Er streckt sich gähnend und drückt dann die Stirn an die Scheibe, um unser neues Zuhause in Augenschein zu nehmen. »Guck mal, da ist ein Junge im Garten!«, ruft er aufgeregt. »Glaubst du, der wohnt auch bei uns im Haus?«
    »Hoffentlich nicht«, antworte ich lachend. »Aber wahrscheinlich hier in der Straße. Du kannst ruhig schon mal aussteigen und ihm Hallo sagen.«
    Nachdem ich den Möbelwagen erfolgreich in die Garageneinfahrt manövriert habe, stelle ich den Motor ab und lasse die Scheibe herunter. Mom parkt den Jeep neben mir und steigt aus, um unseren Vermieter zu begrüßen. Ich lehne mich erst
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