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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte
Autoren: Linwood Barclay
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saß. Er lag mit der Stirn auf der Tischplatte, und ein Blutrinnsal floss ihm aus der Schläfe.
    Das Letzte, was Edna hörte, war eine Frau – nicht Pam, denn Pam hatte ein für alle Mal ausgeredet –, die sagte: »Wir müssen hier weg.«
    Das Letzte, was Edna dachte, war: Nach Hause. Ich will nach Hause.

Zwei Monate Später
    Eins
    Wenn ich gewusst hätte, dass das unser letzter gemeinsamer Morgen war, hätte ich mich im Bett zu ihr gedreht und sie in den Arm genommen. Und natürlich hätte ich sie nicht mehr losgelassen, wenn es möglich gewesen wäre, so etwas zu wissen – wenn ich irgendwie in die Zukunft hätte sehen können. Und dann wäre alles anders gekommen.

    Ich hatte schon eine Weile an die Decke gestarrt, als ich schließlich das Laken zurückschlug und die Füße auf das Parkett setzte.
    »Wie hast du geschlafen?«, fragte Sheila, während ich mir noch die Augen rieb. Sie legte mir die Hand auf den Rücken.
    »Nicht besonders. Und du?«
    »Bin immer wieder aufgewacht.«
    »Ich hab gespürt, dass du wach warst, aber ich wollte dich nicht nerven, falls du doch schläfst«, sagte ich mit einem Blick über die Schulter. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages drangen durch die Vorhänge und spielten mit Sheilas Zügen. Sie lag da und sah mich an. Der frühe Morgen ist zwar nicht unbedingt die ideale Tageszeit, um die Menschen von ihrer Schokoladenseite zu zeigen, aber bei Sheila war das anders. Sie war immer schön. Sogar wenn sie, wie jetzt, ein sorgenvolles Gesicht machte.
    Ich wendete den Kopf wieder ab und sah hinunter auf meine Füße. »Ich konnte ewig nicht einschlafen. Irgendwann um zwei muss ich dann doch weggedöst sein, und als ich wieder auf die Uhr sah, war’s fünf. Seither lieg ich wach.«
    »Glen, alles wird gut«, sagte Sheila. Sie strich mir beruhigend mit der Hand über den Rücken.
    »Hm, ja. Ich bin froh, dass du daran glaubst.«
    »Es geht auch wieder aufwärts. Alles verläuft zyklisch. Auch eine Rezession dauert nicht ewig.«
    Ich seufzte. »Diese anscheinend schon. Wenn ich unsere aktuellen Aufträge abgearbeitet habe, sieht’s mau aus. Hier ein bisschen was, dort ein bisschen was, letzte Woche habe ich ein paar Angebote rausgeschickt – eins für eine Küche, eins für einen Kellerausbau –, aber die Leute haben nicht zurückgerufen.«
    Ich stand auf, drehte mich um und sagte: »Und was hast du zu deiner Entschuldigung vorzubringen? Warum starrst du die ganze Nacht an die Decke?«
    »Ich mach mir Sorgen um dich. Und … mir geht auch so einiges durch den Kopf.«
    »Was denn?«
    »Nichts«, sagte sie schnell. »Ich meine, das Übliche. Dieser Kurs, den ich gerade mache, Kelly, deine Arbeit.«
    »Ist was mit Kelly?«
    »Aber nein. Ich bin eine Mutter, und sie ist acht. Den Rest kannst du dir ja denken. Aber wenn ich den Kurs hinter mir habe, kann ich dir mehr helfen. Dann wird alles leichter.«
    »Als du beschlossen hast, diesen Kurs zu belegen, brummte der Laden, und es gab einen guten Grund, ihn zu machen. Aber jetzt weiß ich nicht, ob wir überhaupt genug Arbeit für dich haben werden«, sagte ich. »Ich hoffe nur, es reicht für Sally.«
    Sheila hatte ihren Buchhaltungskurs Mitte August begonnen, und jetzt, zwei Monate später, machte er ihr mehr Spaß, als sie je gedacht hätte. Sie sollte eines Tages die laufende Buchhaltung für den Betrieb übernehmen, Garber-Bau, die Firma, die einmal meinem Vater gehört hatte und die jetzt ich leitete. Sie konnte das sogar von zu Hause aus tun und dadurch Sally Diehl, unsere »Bürodame«, entlasten, die sich dann mehr auf allgemeine Verwaltungsaufgaben und den Telefondienst konzentrieren, Lieferanten Dampf machen und Kundenanfragen bearbeiten konnte. Für die Buchhaltung blieb ihr normalerweise keine Zeit, und so saß ich abends bis Mitternacht zu Hause am Schreibtisch, um sie abzuarbeiten. Doch jetzt, wo die Aufträge ausblieben, hatte ich keine Ahnung, wie sich alles weiterentwickeln würde.
    »Und jetzt diese Brandgeschichte –«
    »Es reicht«, sagte Sheila.
    »Sheila, eins meiner Häuser ist abgebrannt, verdammt noch mal. Jetzt sag du mir bloß nicht, alles wird gut.«
    Sie setzte sich im Bett auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich werde nicht zulassen, dass du dir und mir alles vermiest. Das tust du nämlich.«
    »Ich sage nur, wie’s ist.«
    »Und ich sage dir, wie’s sein wird«, antwortete sie. »Alles wird gut. Weil wir nämlich dafür sorgen werden. Du und ich. Wir beißen uns durch. Wir finden immer einen
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