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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte
Autoren: Linwood Barclay
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Ausweg.« Einen Moment sah sie weg, als wolle sie noch etwas sagen, sei sich dessen aber nicht ganz sicher. Schließlich sagte sie: »Ich hab da ein paar Ideen.«
    »Was für Ideen?«
    »Ideen, die uns weiterhelfen. Über diese Durststrecke zu kommen.«
    Ich stand mit geöffneten Armen da und wartete.
    »Du bist so im Stress, so mit deinen eigenen Problemen beschäftigt – damit will ich nicht sagen, dass es nicht Riesenprobleme sind –, dass es dir gar nicht aufgefallen ist.«
    »Was hätte mir auffallen sollen?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte. »Ich habe Kelly neue Kleider für die Schule gekauft.«
    »Ja, gut.«
    »Und zwar wirklich schöne.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Soll heißen?«
    »Ich hab ein bisschen Geld verdient.«
    Ich hätte gedacht, das wüsste ich bereits. Sheila hatte einen Teilzeitjob an der Kasse eines Baustoffgroßmarkts – ungefähr zwanzig Stunden die Woche. Dort hatten sie zwar erst kürzlich diese Selbstbedienungskassen installiert, doch solange die Leute damit nicht umgehen konnten, würde Sheila ihren Job behalten. Und seit letztem Sommer half sie unserer Nachbarin, Joan Mueller, die von zu Hause aus arbeitete, bei deren Buchhaltung. Ihr Mann Ely war vor einem Jahr bei der Explosion einer Bohrinsel vor Neufundland ums Leben gekommen. Sie musste sich noch immer mit der Ölgesellschaft um die Abfindung herumstreiten und hatte deshalb begonnen, als Tagesmutter zu arbeiten. Jeden Morgen wurden vier, fünf Vorschulkinder bei ihr abgeliefert. Und an den Schultagen, an denen Sheila arbeitete, blieb Kelly bei Joan, bis einer von uns beiden nach Hause kam. Sheila hatte mit Joan ein Buchhaltungssystem entwickelt, mit dem sie immer verfolgen konnte, wie viel die Eltern ihr schuldeten und wer was bezahlt hatte. Joan liebte Kinder, konnte aber kaum bis zehn zählen.
    »Ich weiß, dass du dazuverdienst«, sagte ich. »Joan und der Baumarkt. Alles hilft.«
    Sie nickte nicht, schüttelte aber auch nicht den Kopf. »Damit kann ich kaum unsere Fertiggerichte finanzieren. Ich rede von richtigem Geld.«
    Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. Dann ging mir ein unangenehm grelles Licht auf. »Sag mir, dass du dir kein Geld von Fiona geben lässt.« Ihrer Mutter. »Du weißt genau, was ich davon halte.«
    Sie sah mich gekränkt an. »Herrgott, Glen, du weißt doch, ich würde nie –«
    »Ich mein ja nur. Da wär’s mir ja noch lieber, du würdest Drogen verkaufen, statt Geld von deiner Mutter zu nehmen.«
    Da blinzelte sie, schlug jäh die Decke zurück, stand auf und ging ins Bad.
    »Ach, komm«, sagte ich.
    Ich glaube, später in der Küche war Sheila nicht mehr sauer auf mich. Ich hatte mich zwei Mal entschuldigt, und jetzt versuchte ich, aus ihr herauszukitzeln, was das für Ideen waren, mit denen sie mehr Geld ins Haus bringen wollte.
    »Wir können heute Abend darüber reden«, sagte sie.
    Wir hatten am Abend zuvor das Geschirr nicht abgewaschen. In der Spüle standen zwei Kaffeetassen, mein Whiskyglas und Sheilas Weinkelch mit einem dunkelroten Bodensatz. Ich stellte ihn auf die Küchenarbeitsplatte, weil ich Angst hatte, der Stiel könne abbrechen, wenn noch mehr Geschirr im Becken landete.
    Beim Anblick des Weinglases musste ich an Sheilas Freundinnen denken.
    »Triffst du dich zum Mittagessen mit Ann oder so?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Ich dachte, ihr hättet was ausgemacht.«
    »Vielleicht treffe ich mich Ende der Woche mit Belinda und Ann, obwohl ich mir dann jedes Mal ein Taxi nach Hause nehmen muss und mir eine Woche lang der Schädel brummt. Egal, ich glaube, Ann hat heute einen Arzttermin oder so, irgendwas wegen einer Versicherung.«
    »Alles in Ordnung mit ihr?«
    »Ihr geht’s gut.« Pause. »Mehr oder weniger.«
    »Soll heißen?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, es läuft gerade nicht so gut zwischen ihr und Darren. Bei Belinda und George übrigens auch nicht.«
    »Was ist denn los?«
    »Keine Ahnung.«
    »Also, was hast du dann vor? Du hast heute ja keinen Dienst, oder? Wenn ich wegkomme, wollen wir mittags zusammen essen? Ich dachte da an was ganz Schickes, wie zum Beispiel den Hot-Dog-Stand am Park.«
    »Der Kurs ist heute Abend«, sagte sie. »Muss auch noch ein paar Sachen erledigen, und dann wollte ich noch bei Mom vorbeischauen.« Sie warf mir einen Blick zu. »Nicht, um sie anzuschnorren.«
    »Alles klar.« Ich beschloss, keine Fragen mehr zu stellen.
    Kelly kam in die Küche und hörte das Ende unseres Gesprächs. »Was gibt’s zum
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