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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte
Autoren: Linwood Barclay
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Prolog
    Sie hießen Edna Bauder und Pam Steigerwald und waren Grundschullehrerinnen aus Butler, Pennsylvania. In New York waren sie noch nie gewesen. Obwohl New York natürlich nicht aus der Welt war. Aber wenn man in Butler lebte, konnte man durchaus diesen Eindruck gewinnen. Als Pams vierzigster Geburtstag vor der Tür stand, versprach ihr ihre Freundin Edna ein Geburtstagswochenende, das sie niemals vergessen würde. Und mit dieser Vorhersage sollte sie zu hundert Prozent recht behalten.
    Entzückt nahmen die beiden Ehemänner zur Kenntnis, dass ein reines Damenwochenende geplant war. Als sich auch noch herausstellte, dass zwei Tage Shoppen, eine Broadway-Aufführung und die Sex-and-the-City-Tour auf dem Programm standen, waren sie sich einig: dann lieber zu Hause bleiben und sich die Kugel geben! Also setzten sie ihre Frauen in den Bus, sagten, amüsiert euch schön, aber trinkt nicht zu viel, denn in New York wimmelt es von Straßenräubern, das weiß jeder, und da müsst ihr eure fünf Sinne beisammenhalten.
    Edna und Pam fanden ein Hotel in der Nähe der Kreuzung 50. Straße und 3. Avenue zu einem, zumindest für New Yorker Verhältnisse, annehmbaren Preis. Dafür, dass sie dort nur schlafen wollten, war er allerdings immer noch ganz schön gesalzen. Sie hatten sich geschworen, zu sparen und nicht mit dem Taxi zu fahren. Doch die U-Bahn-Netzpläne sahen aus wie das Schaltschema für das Space Shuttle, und da dachten sie: Was soll’s? Sie gingen zu Bloomingdale’s und Macy’s und in einen riesigen Schuhladen am Union Square, in den sämtliche Geschäfte von Butler hineingepasst und noch immer genügend Platz fürs Postamt gelassen hätten.
    »In diesem Laden sollt ihr meine Asche verstreuen, wenn ich mal tot bin«, sagte Edna beim Anprobieren von einem Paar Sandalen.
    Eigentlich wollten sie auf die Aussichtsplattform des Empire State Building, doch die Warteschlange war endlos, und wenn man nur achtundvierzig Stunden für den Big Apple hat, stellt man sich nicht drei davon in eine Schlange, und so ließen sie’s sein.
    Pam wollte in dem Lokal zu Mittag essen, wo Meg Ryan in diesem Film einen Orgasmus vorspielt. Sie bekamen einen Platz genau neben dem Filmtisch – der sogar extra mit einem Schild gekennzeichnet war. In Butler würden sie aber allen erzählen, dass sie am echten Tisch gesessen hätten. Edna bestellte sich ein Pastrami-Sandwich mit einem Knish, obwohl sie nicht die leiseste Ahnung hatte, was ein Knish war. Pam sagte: »Ich will genau das, was sie hat!«, und die beiden kriegten sich vor Lachen nicht mehr ein. Die Kellnerin verdrehte nur die Augen.
    Nachher beim Kaffee sagte Edna beinahe übergangslos: »Ich glaube, Phil trifft sich mit dieser Kellnerin aus Denny’s Café.« Dann brach sie in Tränen aus, und Pam fragte sie, wie sie denn auf diese Idee käme, und dass sie Ednas Phil für einen anständigen Mann halte, der sie nie betrügen würde, und Edna sagte, sie glaube auch nicht, dass er es tatsächlich mit der Kellnerin trieb oder so was, aber er ginge jeden Tag auf einen Kaffee da hin, also hatte das etwas zu bedeuten. Und sie, Edna, rühre er schon lange nicht mehr an.
    Ach, komm, sagte Pam. Wir haben doch alle so viel um die Ohren, wir haben Kinder, Phil hat zwei Jobs, wer hat denn da noch genug Energie?
    »Vielleicht hast du recht«, meinte Edna.
    »Schluss mit diesen düsteren Gedanken«, sagte Pam. »Du hast mich hierhergebracht, damit ich mich amüsiere.« Sie schlug ihren New-York-Führer an der Stelle auf, die sie mit einem Klebezettel markiert hatte. »Dagegen hilft nur Konsumtherapie. Auf in die Canal Street.«
    Edna hatte keine Ahnung, was das sein sollte. Pam erklärte ihr, dort könne man Handtaschen – Designerhandtaschen oder zumindest Taschen, die wie Designertaschen aussahen – zu einem Spottpreis erstehen. Man müsse sich halt durchfragen. Sie habe in einer Zeitschrift gelesen, die besten Stücke finde man in keinem Schaufenster. Um ein echtes Schnäppchen zu machen, müsse man in die Hinterzimmer oder so ähnlich.
    »Keiner versteht mich so wie du, Süße«, sagte Edna.
    Also schwangen sie sich ins nächste Taxi und sagten, sie wollten zur Canal Street, Ecke Broadway. Doch an der Kreuzung Lafayette und Grand Street kam das Taxi abrupt zum Stehen.
    »Was ist los?«, fragte Edna den Fahrer.
    »Unfall«, antwortete er mit einem Akzent, den Pam nicht zuordnen konnte. Von Salvadorianisch bis Schweizerisch war alles drin. »Kann nicht abbiegen. Aber ist nicht mehr weit.
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