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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte
Autoren: Linwood Barclay
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und sich überlegt, dass ich, wenn ich glaubte, Fiona könne es sich gar nicht leisten, Kelly auf eine Privatschule zu schicken, dafür sorgen würde, dass das auch nicht geschah.
    Kelly setzte ihren Helm auf und radelte bis ans Ende der Einfahrt. Dort bog sie links ab und strampelte wie wild.
    Sie war wirklich die Tochter ihrer Mutter. Es war ihre Idee gewesen, Sheilas Sachen einer der Organisationen in Milford zu spenden, die Kleider an Bedürftige verteilten. Ein paar Sachen hatte Kelly allerdings behalten wollen. Das bisschen Schmuck, das ihre Mutter besessen hatte. Sheila war nicht besonders scharf auf Diamanten gewesen, obwohl … wenn ich ihr öfter welche gekauft hätte, wer weiß? Es gab auch einen roten Kaschmirpulli, der sich, wie Kelly mir sagte, immer so schön weich an ihrer Wange angefühlt hatte, wenn sie aneinandergekuschelt ferngesehen hatten. Den wollte sie behalten.
    Von den Handtaschen wollte sie nicht eine einzige.
    Kelly ging wieder zur Schule. Dort erging es ihr jetzt viel besser. Die Zeitungen und Fernsehnachrichten hatten entscheidend dazu beigetragen. Als die Wahrheit herauskam, insbesondere die Tatsache, dass Sheila keine Schuld am Tod der beiden Wilkinsons hatte, hörten die anderen Kinder auf, sie zu triezen. Und Bonnie Wilkinson hatte ihre Fünf-Millionen-Dollar-Klage fallenlassen. Der Klagegrund hatte sich schließlich als nichtig erwiesen. Kelly bekam psychologische Unterstützung, um all das Schreckliche zu verarbeiten, das um sie herum geschehen war. Und bis jetzt sah es so aus, als täte sie ihr gut. Obwohl ich noch immer jede zweite Nacht auf dem Boden neben ihrem Bett schlief.
    Auch die Anklage gegen Doug Pinder war fallengelassen worden, und er arbeitete wieder bei mir. Betsy blieb bei ihrer Mutter, und Doug nahm sich eine Einzimmerwohnung in Golden Hill. Sie wollten sich scheiden lassen. Unschöne Streitereien ums Vermögen waren jedenfalls nicht zu erwarten.
    Ich wusste nicht, ob sich zwischen Doug und mir wieder alles einrenken würde. Ich hatte ihn zu Unrecht beschuldigt. Ich hatte ihm nicht geglaubt, als er seine Unschuld beteuerte. Ich versuchte, das, zumindest teilweise, wiedergutzumachen, indem ich von meinem geheimen Geldvorrat Edwin Campbell dafür bezahlte, dass er Dougs Freilassung vorantrieb.
    Was mein Gewissen am meisten belastete, war Dougs versöhnliche Haltung. Als ich versucht hatte, ihm zu sagen, wie mies ich mich fühlte, hatte er abgewinkt und gesagt: »Mach dir keinen Kopf, Glenny. Das nächste Mal, wenn du in einem brennenden Keller steckst, zisch ich erst mal ein Bier.«
    Einige Dinge waren noch nicht ausgestanden. Ich schlug mich noch immer mit meiner Versicherung wegen des Hauses der Wilsons herum. Mein Argument war, dass ich nicht nur nicht fahrlässig gehandelt hatte, sondern selbst das Opfer eines Verbrechens geworden war. Edwin war zuversichtlich.
    Auch geschäftlich schien es wieder bergauf zu gehen. Diese Woche hatte ich schon drei Kostenvoranschläge abgeliefert, und ich führte gerade Bewerbungsgespräche, um jemanden zu finden, der sich ums Büro und alles Organisatorische kümmerte.
    Kelly war bis zur Ecke gefahren und kam gerade wieder zurückgeradelt. »Guck mal!«, rief sie. »Ohne Hände.« Doch mehr als eine Sekunde schaffte sie es nicht, ihre Hände vom Lenker zu nehmen. »Warte, ich mach’s gleich noch mal.«
    Ein Transporter kam langsam herangefahren. Der Fahrer suchte offensichtlich eine bestimmte Hausnummer. Ich stand auf, stieg die Verandatreppe hinunter und winkte, um ihn auf mich aufmerksam zu machen.
    Er hielt an, stieg aus, öffnete die Hecktür und kam dann über den Rasen auf mich zu.
    »Schöner Tag«, sagte er. »Aber wer weiß? In zwei Wochen haben wir vielleicht schon Schnee.«
    »Gut möglich«, sagte ich.
    »Die ganzen Kartons hier?«, fragte er.
    »Genau.«
    »Gut, wenn man das Zeug loswird, was?«, sagte er fröhlich. »Sie misten den Kleiderschrank aus, und die Frau hat Platz für neue Klamotten, stimmt’s oder hab ich recht?«
    Wir schafften alle Kartons auf einmal zum Wagen. Als er den letzten in den Laderaum stellte und nach hinten zu den anderen Tüten und Kisten mit Spenden schob, sagte er: »Der ist aber ganz schön schwer.«
    »Da sind lauter Taschen drin«, sagte ich.
    Er schloss die Hecktür, bedankte und verabschiedete sich und stieg wieder in den Transporter. Er ließ den Motor an und fuhr los.
    Und da hörte ich sie. Es war nicht so wie sonst immer, wenn ich mir nur vorstellte, was sie gerade sagen
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