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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte
Autoren: Linwood Barclay
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Aber der Rest war weg. Und unlängst wollte ich’s selbst mal probieren, hab aber die Auflaufform nicht gefunden.« Ich hielt sie in die Höhe. »Weil sie hier war.«
    »Glen, bitte. Willst du mir damit irgendwas sagen?«
    »Dein Vater ist am selben Tag gestorben wie Sheila. Ich weiß noch, dass ich es Sheila am Telefon gesagt habe, bevor sie aus dem Haus ging. Sie sagte, wir müssen irgendwas für dich tun. Und kaum hatte sie aufgelegt, hat sie wohl beschlossen, dir den Rest der Lasagne zu bringen. Das hat sie immer so gemacht. Wenn jemand gestorben ist, hat sie den Hinterbliebenen was zum Essen gebracht. Sogar Leuten, die sie nicht besonders gut kannte. Wie ihrem Wirtschaftslehrer zum Beispiel.«
    »Also wirklich, Glen, langsam machst du mir Angst.«
    »Sie war hier, stimmt’s? Sie hat dich besucht, wollte dich trösten, und deshalb ist sie nicht in die Stadt gefahren. Deshalb hatte sie das Geld nicht dabei. Deshalb hat sie’s zu Hause versteckt.«
    »Was für ein Geld? Wovon redest du eigentlich?«
    »Sie wollte es nicht mit sich rumschleppen. Sie ist hergekommen, um dir in deiner Trauer um deinen Vater beizustehen. An diesem Nachmittag. Sie dachte, es ist wichtiger, sich um eine Freundin zu kümmern, die gerade ihren Vater verloren hat, als einen Gang für Belinda zu erledigen. Wenn sie an dem Tag bei dir war, warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Glen, ich bitte dich«, sagte Sally. Die Schale noch immer in einer Hand haltend, deutete sie mit der anderen auf die Paracetamoltabletten auf der Arbeitsplatte. »Nimm die. Ich glaube, mit deinem Kopf stimmt was nicht.«
    Tatsächlich wurden die Schmerzen immer unerträglicher. Ich zerbrach mir buchstäblich den Kopf, wie Sheilas Lasagneform hierhergekommen war. Eine Sekunde lang sah ich von Sally zu den Tabletten, dann fiel mir noch etwas ein, was ich ihr sagen wollte.
    Ich drehte den Kopf zu ihr und sagte: »Ich bin halb wahnsinnig geworden, als ich –«
    Ich sah gerade noch, wie die Form auf mich zukam. Dann wurde alles schwarz.

    Ich war beim Arzt. Grippeimpfung.
    »Tut gar nicht weh«, sagte er, als er sich mit der Nadel meinem Arm näherte. Doch in dem Moment, in dem sie meine Haut durchstach und in die Vene eindrang, schrie ich vor Schmerz auf.
    »Wer wird sich denn so anstellen«, sagte er. Er spritzte das Serum hinein und zog die Nadel wieder heraus.
    »So«, sagte er und hielt auf einmal noch eine Spritze in der Hand. »Tut gar nicht weh.«
    »Was soll das?«, fragte ich. »Eine reicht doch.«
    »Wer wird sich denn so anstellen«, sagte er. Er spritzte das Serum hinein und zog die Nadel wieder heraus.
    »So«, sagte er und hielt auf einmal noch eine Spritze in der Hand. »Tut gar nicht weh.«
    »Moment! Nein! Halt! Was soll das? Aufhören! Weg mit dieser Scheißspritze, Sie verdammtes Arsch–«
    Ich öffnete die Augen.
    »Ah, gut, du lebst noch«, sagte Sally. Sie war mir so nahe, dass ich ihr Parfum riechen konnte. Ich musste ein paarmal zwinkern, um sie und den Rest der Welt wieder scharf zu sehen.
    Die Welt war zur Seite gekippt und hing über mir. Ich lag auf Sally Diehls Küchenboden. Ein paar Zentimeter von mir entfernt, über das Linoleum verstreut, lag Sheilas Lasagneschale. Oder das, was davon übrig war. Unzählige Scherben.
    »Du hast vielleicht einen harten Schädel«, bemerkte Sally, als sie sich über mich beugte. »Ich hatte schon Angst, ich hab zu fest zugeschlagen und dich umgebracht. Aber jetzt klappt das doch.«
    Sie richtete sich ein wenig auf, und ich sah die Spritze in ihrer Hand. »Ich glaube, das ist die letzte«, sagte sie. »Jetzt bist du voll bis obenhin. Das geht direkt ins Blut über, ich glaub, du brauchst auf diese Weise viel weniger, als wenn du’s trinken würdest.«
    Ich wollte mich umdrehen, um zu sehen, was hinter mir war, aber da war etwas in meinem Rücken, das mich daran hinderte. Eine Sekunde später begriff ich, dass es meine Hände waren. Sie waren hinter meinem Rücken gefesselt. Irgendetwas haftete an den Haaren auf meinen Handgelenken. Reißfestes Klebeband. Und nicht zu knapp.
    Sally hatte sich einen Stuhl geholt und ihn neben mich gestellt. Sie setzte sich rittlings darauf. Die Arme hatte sie auf die Rückenlehne gestützt. In einer Hand hielt sie eine Pistole.
    »Es tut mir wirklich leid, Glen. Das mit dir und Sheila. Ihr zwei seid wirklich unmöglich. Sie war zu nett, und du, du bist wie ein Hund mit seinem Knochen.«
    Mein Kopf dröhnte, und ich schmeckte Blut im Mund. Wahrscheinlich hatte ich eine
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