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Alarm im Raubtierhaus

Alarm im Raubtierhaus

Titel: Alarm im Raubtierhaus
Autoren: Stefan Wolf
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    Die ersten Blätter fielen von den
Bäumen und ein kühler
Herbstwind ließ das Laub in einem kleinen Wirbel auf den Betonplatten vor der
Schule tanzen. Aus der Schule drang gedämpft das schrille Läuten der
Schulglocke. Kurz danach öffnete sich die Tür und die ersten Schüler strömten
ins Freie. Der kalte Wind blies ihnen lustige Frisuren und so mancher hielt mit
beiden Händen die Jacke fest vor der Brust verschlossen. Der Sommer war vorbei.
    Auch Gaby zippte ihre Winterjacke ganz nach oben, als sie mit Tim, Karl und Willi aus der Schule
kam. Ein kurzer Windstoß genügte und ihr goldblonder Pony war völlig
durcheinandergeraten. Willi, der von seinen Freunden auch Klößchen genannt
wurde, hatte Probleme mit seinem Reißverschluss . Die
Jacke spannte zu sehr vor seinem Bauch. Manchmal war es schon anstrengend, der
zukünftige Erbe einer berühmten Schokoladenfabrik zu sein. Mit einer letzten
Kraftanstrengung bekam er die Jacke doch noch zu.
    »Das Michelin-Männchen ist bereit zum
Einsatz !« , witzelte Karl und boxte Willi
freundschaftlich in die Seite.
    »Besser einen Airbag zu viel als bei
jedem Sturz Angst haben zu müssen, dass man in der Mitte auseinanderbricht«,
gab Klößchen zurück und meinte natürlich Karls hagere Gestalt.
    Gaby kicherte und sah hinüber zu Tim,
dem selbst an diesem windigen Tag ein Pullover genügte. Als begeisterter
Sportler kramte er immer als letzter seine Winterjacke heraus. Es schien fast
so, als würde sein gut gebräunter Körper nach dem Sommer noch für viele Woche
ausreichend Hitze abgeben. Tim wirkte abwesend. Von den freundschaftlichen
Sticheleien zwischen Karl und Klößchen hat er gar nichts mitbekommen. Er war in
Gedanken schon bei der Aufgabe, die ihnen ihr Klassenlehrer gegeben hatte. Die
vier Freunde lehnten sich gegen den Wind und gingen hinüber Richtung Park, wo
sie eine Lagebesprechung abhalten wollten.
     
    Für die nächsten beiden Tage hatte sich
der Klassenlehrer der 9b etwas Besonderes ausgedacht: Statt des normalen
Schulunterrichts sollten die Schüler am Donnerstag und Freitag in Zweiergruppen
einen Beruf ihrer Wahl genauer unter die Lupe nehmen. Sie sollten Interviews
führen, die Leute bei der Arbeit beobachten oder gleich selbst mit anpacken. Übers
Wochenende galt es dann aus dem gesammelten Material einen Bericht zu
schreiben, den sie am Montag der Klasse vorzustellen hatten. Den heutigen
Nachmittag sollten sie dazu nutzen, Zweiergruppen zu bilden, darüber
nachzudenken, welchen Beruf sie untersuchen wollten, und einen Betrieb zu finden,
in dem sie mit anpacken konnten.
    Willi, Gaby und Karl saßen auf einer
Bank im Park.
    Die Bäume waren schon deutlich kahler
geworden.
    Tim stand ein bisschen abseits, steckte
sein uraltes Handy in die Hosentasche zurück, drehte sich zu seinen Freunden
und strahlte: »Alles klar, die Naturburschen von diesem Bauernhof haben
zugesagt! Morgen Nachmittag können wir dort aufschlagen! Ab in die Wildnis!«

    Die Eltern von Joachim, einem Jungen,
den Tim vom Judokurs kannte, lebten auf einem ganz besonderen Bauernhof
außerhalb der Stadt. Es handelte sich um eine Gruppe von Menschen, die fast ausschließlich
von dem lebten, was sie selbst produzierten und herstellten. Autark leben nannte man das. Sie betrieben eine eigene Landwirtschaft, jagten in ihrem
eigenen Wald, machten ihr eigenes Holz und stellten sogar ihre Kleidung zum
Teil selbst her. Tim hatte es immer schon aufregend gefunden, wenn Joachim im
Judokurs davon erzählte. Nicht weil er etwas gegen den gemütlichen Wohlstand
des Stadtlebens hatte, sondern weil diese Naturverbundenheit einfach nach
Abenteuer roch.
    Klößchen schüttelte sich: »Das klingt
nach kalt und Hunger! Wer will denn da freiwillig hin!? Wie wär’s mit zwei
Tagen bei uns in der Schokoladenfabrik ?« , fragte
Klößchen mit leuchtenden Augen in Karls Richtung. »Da müssen wir weder frieren
noch Hunger leiden! Und vielleicht darfst du auch mal an der vollelektronischen
Maschinensteuerung herumspielen«, versuchte er Karl die Sache schmackhaft zu
machen.
    Irgendwie war klar, dass Tim und Gaby
ein Team bilden würden. Also hat sich Klößchen gleich an Karl gewandt.
    »Wer sagt, dass nicht ich mit
dir zusammen ein Team bilden will, Klößchen?« Gaby war es gar nicht recht, dass
man sie jetzt immer automatisch mit Tim zusammentat. »Nur weil man zusammen
ist, muss man ja nicht die ganze Zeit zusammenstecken, oder ?«
    Tim drehte sich erstaunt zu Gaby. Doch
bevor er noch etwas
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