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Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 002 - Saint Domina

Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 002 - Saint Domina

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 002 - Saint Domina
Autoren: Dirk van den Boom (Hrsg.)
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Irene Salzmann: 
Saint Domina
     
    Der Dicke atmete schwer und wischte sich in unregelmäßigen Abständen mit einem schmierigen Taschentuch den Schweiß von der fleckigen Glatze. Sein grindiger Kopf erinnerte an die zernarbte, bleiche Scheibe eines Mondes am Nachthimmel. Wässrig-graue Schweinsäuglein quollen aus ihren Höhlen. Er sabberte.
    Gleichgültig betrachtete die weißhaarige Frau ihren Kunden. Falls sie Ekel empfand, ließ sie es sich nicht anmerken, denn dieser Anblick war nicht neu für sie. Exakt 87,9 % der männlichen und 31,3 % der weiblichen Klienten reagierten auf diese Weise, wenn sie an Bord der Saint Domina kamen, mehr oder minder unverhohlen die Crew taxierten und – wenn es sich um spezielle Gäste handelte – von der Besitzerin des fliegenden Etablissements begrüßt wurden. Die übrigen Besucher sabberten zwar auch, aber diskreter.
    Bei dem Dicken handelte es sich um solch einen speziellen Gast, dem die Ehre zuteil geworden war, Saint Domina persönlich zu sprechen, was deutlich machte, dass der hässliche Mann entweder überaus begütert, einflussreich, extrem pervers oder alles zugleich war. Bekleidet war er mit einem bequemen Bordanzug, der zweifellos ein kleines Vermögen gekostet hatte, sich jedoch derart über einen Bauch, der selbst einen Schluttnick beeindruckt hätte, spannte, dass dem Designer Tränen gekommen wären, hätte er sehen müssen, was seiner Kreation widerfahren war. An einem der Wurstfinger blitzte ein auffälliger Ring.
    Saint Domina war es gewohnt, angestarrt zu werden, ein- bis mehrdeutige Angebote zu erhalten, hofiert und beschimpft zu werden - je nachdem, was sich der Kunde von ihr erhoffte und letztendlich erhielt.
    »Nun, Mr. D«, sagte Saint Domina mit einer überraschend tiefen Stimme. Wären ihre fraulichen Attribute nicht unübersehbar von sündhaft teurem, weißem Leder mehr ent- als verhüllt gewesen, hätte ihr Gegenüber womöglich Zweifel gehabt, ob sich wirklich eine Frau und nicht gar ein Mann in dem bequemen Sessel rekelte – und wer achtete schon auf das Gesicht, wenn eine derartige Pracht das Auge des Besuchers erfreute? »Was können wir diesmal für Sie tun?«
    D schluckte und wischte sich erneut fahrig über die sich rötende Glatze. Verlegen, als habe ihn die Stimme aus einem feuchten Traum gerissen, hüstelte er. »Äh...«
    Das Schoßtier Saint Dominas knurrte drohend.
    »Ruhig, mein Süßer!« Sie zog leicht an der kurzen Leine, deren eines Ende um ihr linkes Handgelenk geschlungen war. Ein kleiner Ruck erreichte das andere Ende, das in ein enges Lederband mündete, welches den schlanken Hals eines feliden Hybriden umschloss. Ein kleines Glöckchen daran fing leise zu klingeln an, und das Grollen wurde zu einem Schnurren.
    Aufgeschreckt richtete D seine Augen auf das Wesen, das zu Füßen Saint Dominas, präziser: zwischen ihren endlos langen Beinen kauerte, den Kopf in ihren Schoß gelegt hatte und die Innenseite ihres rechten Schenkels zu lecken begann. Es hatte langes rotes Haar, aus dem spitze Ohren lugten. Schlitzpupillen, die von einer grünen Iris umrahmt wurden, folgten jeder noch so geringen Bewegung von D. Das Gesicht und die Gestalt waren menschlich und unbehaart. Der Hybride trug praktisch das Gegenstück zu Saint Dominas Bekleidung in Form von schwarzen Riemen, die auf den maskulinen Körperbau zugeschnitten waren. Und es gab keine Zweifel: Das ... Tier ... war männlich ..., beneidenswert männlich. D schluckte. Obwohl sich die geschmeidigen Muskeln entspannt hatten, zeugte der unruhig hin und her peitschende Schweif, der wie die Ohren von seidigem, rotem Fell bedeckt wurde, dass es jederzeit aufspringen und seine Herrin verteidigen würde.
    »Guter Junge!« Sie tätschelte den Kopf des Hybriden und begann, ihn ausgiebig hinter den Ohren zu kraulen, als habe sie D völlig vergessen. Allerdings vergaß sie nie etwas oder jemanden. »Mr. D?«
    »Äh..., ein niedliches Tier haben Sie«, haspelte D, noch stärker schwitzend. »Es ist doch ein Tier, oder? Es kann uns nicht verstehen...? Ist es ... gefährlich...? Ich meine, beißt ... es? Das letzte Mal hatten Sie es noch nicht.«
    »Natürlich ist es ein Tier«, erwiderte Saint Domina mit der geduldigen Stimme einer Kinderschwester, die einem ihrer Schutzbefohlenen, der zum ersten Mal in seinem Leben ein Kätzchen sieht, zu erklären versucht, worum es sich handelt. »Natürlich versteht es uns nicht, und natürlich ist es gefährlich. Zeig deine hübschen Zähne, mein
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