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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte
Autoren: Linwood Barclay
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renovieren – vor allem die Täfelung durch Gipskartonplatten ersetzen und diese weiß streichen, damit es nicht mehr so klein wirkte – oder hinten am Haus anbauen, etwas Luftiges mit vielen Fenstern, auch im Dach. Doch wie das nun mal so ist mit Leuten, die Häuser bauen und renovieren: Für das eigene nimmt man sich nie Zeit.
    Ich ließ mich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen und schob ein paar Papiere von hier nach da. Etliche Rechnungen von Lieferanten, die Pläne für eine neue Küche, die wir gerade oben in Derby bauten, ein paar Notizen zu einer freistehenden Doppelgarage in Devon, deren zukünftiger Besitzer dort seine zwei Corvette-Oldtimer unterbringen wollte.
    Auch ein vorläufiger Bericht der Feuerwehr Milford war darunter. Es ging um die Ursache für den Hausbrand letzte Woche, das Haus, das wir für Arnett und Leanne Wilson in der Shelter Cove Road bauten. Ich überflog das Schreiben und las vielleicht zum hundertsten Mal das Ende: »Mögliche Brandursache: technischer Defekt im Schaltkasten.«
    Es handelte sich um ein einstöckiges Wohnhaus mit drei Schlafzimmern. Wir hatten es an der Stelle eines Vorkriegsbungalows erbaut, den bestimmt bald ein starker Ostwind umgeblasen hätte, wenn wir nicht vorher mit der Abrissbirne angerückt wären. Das Feuer war kurz vor eins ausgebrochen. Der Rohbau war fertig. Holzrahmen und Mauern hochgezogen, Dach an Ort und Stelle, Elektroinstallationen fix und fertig. Wir verlegten gerade Rohre, und Doug Pinder, meine rechte Hand, und ich holten uns den Strom für unsere Tischkreissäge aus den frisch eingebauten Steckdosen. Ken Wang, unser Chinese mit dem Südstaatenakzent – seine Eltern waren von Peking nach Kentucky ausgewandert, als er noch in den Windeln lag, und wir lachten uns jedes Mal schlapp, wenn er »Herrschaften« sagte –, und Stewart Minden, unser Neuzugang aus Ottawa, der ein paar Monate bei Verwandten in Stratford wohnte, waren im Obergeschoss und versuchten zu verstehen, wo die Armaturen im großen Bad hin sollten.
    Doug roch den Rauch zuerst. Dann sahen wir ihn auch schon aus dem Keller hochsteigen.
    Ich brüllte zu Ken und Stewart hinauf, sie sollten zusehen, dass sie so schnell wie möglich aus dem Haus kamen. Sie stürzten die teppichlose Treppe herunter und zusammen mit Doug zur Tür hinaus.
    Dann tat ich etwas sehr, sehr Dummes.
    Ich rannte hinaus zu meinem Pick-up, schnappte mir den Feuerlöscher und hetzte zurück ins Haus. Auf halbem Weg hinunter in den Keller wurde der Rauch so dick, dass ich nichts mehr sah. Ich hielt mich an dem provisorischen Holzhandlauf fest und gelangte so bis zur untersten Stufe. Wenn ich aufs Geratewohl mit dem Feuerlöscher herumspritzte, dachte ich, würde ich bestimmt auch den Brandherd treffen und das Haus retten.
    Wirklich saublöd von mir.
    Ich musste sofort loshusten, und meine Augen brannten wie verrückt. Ich machte kehrt und wollte wieder hinaufrennen, fand jedoch die Treppe nicht mehr. Ich streckte meine freie Hand aus und schwenkte sie auf der Suche nach dem Handlauf hin und her.
    Ich stieß auf etwas, das weicher war als Holz. Ein Arm.
    »Komm her, du Blödarsch«, sagte Doug und packte mich. Er stand auf der untersten Stufe und zog mich zu sich.
    Als wir röchelnd und hustend zur Haustür hinausstürzten, bog der erste Feuerwehrwagen um die Ecke. Nur wenige Minuten darauf war das ganze Haus umstellt.
    »Sag Sheila nicht, dass ich noch mal da reingegangen bin«, bat ich Doug. »Sie würde mich umbringen.«
    »Und es würde dir recht geschehen, Glenny«, sagte Doug.
    Viel mehr als das Fundament war von dem Haus nicht übrig, als der Brand gelöscht war. Jetzt lag alles in den Händen der Versicherung, und wenn die auf stur schaltete, würde ich die Tausende, die der Wiederaufbau des Hauses kostete, aus eigener Tasche berappen müssen. Da war es wahrlich kein Wunder, dass ich nächtelang an die Decke starrte.
    Etwas Derartiges war mir noch nie passiert. Ein Objekt durch einen Brand einzubüßen hatte mir nicht nur einen fürchterlichen Schrecken eingejagt, sondern mich auch völlig verunsichert. Wenn ich mich auf etwas verlassen konnte, dann auf die Qualität meiner Arbeit, darauf, dass ich das, was ich anpackte, auch richtig machte.
    »Jeder fällt mal auf die Schnauze«, hatte Doug gesagt. »Dann stehen wir auf und machen weiter.«
    Doug hatte gut reden. Es war schließlich nicht sein Name, der auf der Autotür stand.
    Ich dachte, ich sollte vielleicht doch etwas essen, und stellte meine
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