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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte
Autoren: Linwood Barclay
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hören Sie?«
    »Versprochen«, sagte ich.
    Ich legte auf und ging nach oben. Ich öffnete die Tür zu Kellys Zimmer einen Spalt und fragte: »Schläfst du?«
    Aus der Dunkelheit kam ein hellwaches: »Nee.«
    »Zieh dir schnell was an. Ich geh Mom suchen und will dich nicht allein im Haus lassen.«
    Sie machte die Nachttischlampe an. Ich dachte schon, sie würde mit mir zu diskutieren anfangen, mir vorhalten, sie sei schon alt genug, um allein zu Hause zu bleiben, doch sie sagte: »Was ist passiert?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich nichts. Bestimmt ist sie mit jemandem einen Kaffee trinken gegangen und hört ihr Handy nicht. Aber vielleicht hat sie auch eine Reifenpanne oder so was. Ich will die Strecke abfahren, die sie normalerweise nimmt.«
    »Ich komme«, sagte Kelly und schwang die Beine aus dem Bett. Sie war nicht besorgt. Für sie war das ein Abenteuer. Sie zog sich ihre Jeans über den Schlafanzug. »Bin in zwei Sekunden fertig.«
    Ich ging wieder nach unten, zog meine Jacke an, vergewisserte mich, dass ich mein Handy dabeihatte. Sollte Sheila doch noch anrufen, wenn wir schon aus dem Haus waren, würde sie es als Nächstes am Handy probieren. Kelly hüpfte in meinen Pick-up, schnallte sich an und sagte: »Kriegt Mom jetzt Ärger?«
    Ich startete und warf Kelly einen Blick zu. »Ja, und zwar Hausarrest.«
    Kelly kicherte. »Ich glaub’s auch.«
    Als wir aus der Einfahrt waren und die Straße entlangfuhren, fragte ich Kelly: »Hat Mom irgendwas gesagt, was sie heute vorhat? Wollte sie zu ihren Eltern und hat sich’s dann anders überlegt? Hatte sie überhaupt Pläne?«
    Kelly überlegte. »Ich glaube nicht. Kann sein, dass sie in der Apotheke war.«
    Die war gleich bei uns um die Ecke. »Warum glaubst du, dass sie dort war?«
    »Ich habe neulich gehört, wie sie am Telefon zu jemandem gesagt hat, sie muss noch irgendwelche Medikamente bezahlen.«
    Darauf konnte ich mir keinen Reim machen, also ließ ich es sein.
    Wir waren noch keine fünf Minuten unterwegs, da war Kelly schon eingenickt, den Kopf auf der Schulter. Wenn ich meinen Kopf länger als eine Minute so halten müsste, hätte ich einen Monat lang ein steifes Genick.
    Ich fuhr über die Schoolhouse Road zur Auffahrt auf die Interstate 95 West. Das war die schnellste Verbindung zwischen Milford und Bridgeport, insbesondere zu dieser Stunde, und auch die Strecke, die Sheila am wahrscheinlichsten nehmen würde. Die ganze Zeit hielt ich Ausschau nach einem Subaru Kombi auf dem Seitenstreifen der Gegenfahrbahn.
    Das war natürlich reine Spekulation. Aber irgendwas zu tun, egal was, war immer noch besser, als zu Hause rumzusitzen und sich Sorgen zu machen.
    Ich ließ die andere Seite der Autobahn nicht aus den Augen, konnte aber weder Sheilas noch sonst einen Wagen auf dem Seitenstreifen entdecken.
    Ich hatte Stratford schon beinahe hinter mir und fuhr gerade auf den Ortseingang von Bridgeport zu, da sah ich blinkende Lichter auf der anderen Seite. Nicht direkt auf der Straße, sondern eher auf einer Autobahnausfahrt. Ich stieg aufs Gas, um so schnell wie möglich die nächste Ausfahrt erreichen und wenden zu können.
    Kelly schlief.
    Ich fuhr von der I 95 ab, unterquerte sie und fuhr in der Gegenrichtung wieder rauf. Als ich mich der Abfahrt näherte, bei der ich die Lichter gesehen hatte, blinkte tatsächlich das Blaulicht eines Streifenwagens, der die Fahrbahn blockierte. Ich fuhr langsamer, aber der Polizist winkte mich weiter. Ich konnte die Abfahrt nicht weit genug einsehen, um erkennen zu können, was da los war, und mit Kelly im Wagen auf den Seitenstreifen einer vielbefahrenen Autobahn zu halten schien mir nicht sehr klug.
    Also fuhr ich bei der nächsten Ausfahrt ab. Bestimmt konnte ich mich über Ortsstraßen zurück-und dann vom unteren Ende der Ausfahrt hocharbeiten. Zehn Minuten später war ich wieder da. Die Polizei hatte keine Straßensperre errichtet, weil hier ohnehin niemand auffahren würde. Ich fuhr am Beginn der Ausfahrt auf den Standstreifen und konnte zum ersten Mal sehen, was da eigentlich los war.
    Ein Unfall. Und zwar ein richtig schwerer. Zwei Fahrzeuge. So übel zugerichtet, dass man die Wagentypen kaum erkennen konnte. Auch nicht, wie es zu dem Unfall gekommen sein mochte. Der mir nähere Wagen schien ein Kombi zu sein. Seitlich davon stand der andere, irgendeine Limousine. Es sah aus, als habe die Limousine den Kombi seitlich gerammt.
    Sheila fuhr einen Kombi.
    Kelly schlief noch immer tief und fest, und ich wollte sie nicht
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