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Weil du mich fesselst

Weil du mich fesselst

Titel: Weil du mich fesselst
Autoren: Beth Kery
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bedeutungsvollen Blick hinterher, den sie zu ignorieren vers uchte. Sie nahm die dampfend heiße Tasse Tee, die er ihr anbot, und lächelte ihn an, als er sich gesetzt hatte. Er teilte heiße Eierpfannkuchen auf ihre Teller aus.
    »So was wie Steuern und deine Frühstücke am Wochenende. Wie unsere Freundschaft?« Francesca bemühte sich, ihrer Stimme bei dieser Frage einen lockeren Ton zu geben, schließlich rührte sie hier an ein sensibles Thema, das sie an diesem sonnigen Dezembermorgen eigentlich nicht vertiefen wollte. Dieses sensible Thema: Wie Ian sie nach dem Tod seiner Mutter verlassen hatte. Doch nicht nur wegen des unerwarteten Todes seiner Mutter, sondern auch weil ihm eine vergiftende Wahrheit über seinen leiblichen Vater mitgeteilt worden war … eine Erkenntnis, die ihm Lucien Lenault genau an jenem Sommerabend eröffnet hatte, an dem Francesca und Ian dieses so intime Liebesspiel erlebt hatten. In einem Augenblick sah ihre gemeinsame Zukunft noch rosig und sicher aus. Dem hatte im nächsten Augenblick die schneidende Schärfe der Wahrheit ein Ende bereitet.
    Und der Zweifel.
    Sie wusste, dass Ian sein ganzes Leben über schon Angst gehabt hatte, sein ihm unbekannter Vater hätte seine psychisch kranke Mutter ausgenutzt oder sogar, im schlimmsten Fall, vergewaltigt. Wer sein leiblicher Vater war, blieb für ihn dennoch immer ein Rätsel, bis eben zu jenem Abend vor sechs Monaten. Bis zu dieser schicksalsschweren Nacht, in der Lucien und Elise zum Dinner gekommen waren und Lucien sie mit der Nachricht schockierte, er und Ian seien Halbbrüder. Doch das war noch nicht das Schlimmste. Denn er ließ ihn auch wissen, dass ihr gemeinsamer Vater, Trevor Gaines, ein Vergewaltiger und Reproduktionist gewesen sei – ein Mann, dessen Trachten darauf gerichtet war, möglichst viele Frauen zu schwängern. Die Folgen dieser Erkenntnis, zusammen mit der plötzlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes seiner Mutter und deren Tod, schwächten Ian.
    Francesca mochte gar nicht darüber nachdenken, dass es noch ein Thema gab, welches Ians Psyche womöglich einen weiteren Knacks versetzt hatte. Nämlich den bizarren Zufall, dass Ian sie genau an jenem Abend gebeten hatte, sie beim Sex filmen zu dürfen, an dem er erfuhr, dass sein krimineller Vater Gefallen daran hatte, seine Eroberungen und Opfer ebenfalls aufzunehmen. Sie vermutete, dass Ian daraufhin mit sich selbst hart ins Gericht gegangen war. Doch er hatte ihr nie die Gelegenheit gegeben, ihm zu versichern, dass er weit, sehr weit davon entfernt war, Trevor Gaines zu ähneln.
    Nichts wollte sie lieber, als ihn beruhigen und ihn von seinen Sorgen erlösen, doch er war gegangen … verschwunden, ohne sie zu informieren oder ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Weg. Der Mann, den sie heiraten wollte, den sie mehr geliebt hatte als sich selbst.
    Es war also zur Gewohnheit zwischen ihr und Davie geworden, dass sie das Thema einfach vermieden. Sie sprachen nicht darüber, dass jener Mann, dem sie sich so nah gefühlt hatte wie keinem anderen, jetzt vom Angesicht der Erde verschwunden war und sich erfolgreich dagegen wehrte, wieder aufgefunden zu werden.
    »Steuern und Freundschaften sind ohne Zweifel sicher. Und was die Frühstücke am Wochenende angeht, so werde ich die zumindest so lange machen, wie jemand zum Essen kommt«, sagte Davie und reichte ihr den Ahornsirup.
    »Am meisten vermisse ich Caden und Justin bei diesen Gelegenheiten.«
    »Ach ja, übrigens hat Justin gerade ausgerichtet, dass er heute Morgen versucht, nach dem Sport hier noch vorbeizukommen.«
    »Wirklich?«, fragte Francesca hoffnungsvoll, und Davie nickte.
    Warum musste sich auch alles ändern? Davie, Justin, Caden und sie waren jahrelang enge Freunde und Mitbewohner gewesen. Doch dann hatte sie Ian getroffen, und ihr Leben hatte eine Wendung genommen, die sie nie zuvor für möglich gehalten hätte. Sie hatte mehr und mehr Zeit in Ians luxuriösem Apartment in der Innenstadt verbracht und wollte dort nach ihrer Hochzeit ganz einziehen. Als einer der wohlhabendsten, einflussreichsten Männer der Welt hatte Ian sie zu Orten geführt, von denen sie bis dahin nur geträumt hatte, sie mit wichtigen Impulsgebern nicht nur in der Kunstwelt – ihrer Welt – bekannt gemacht, sondern auch mit Akteuren aus allen Bereichen des Lebens, der Wirtschaft, der Politik und Prominenz. Er hatte sie mit einer herausfordernden Art des Liebesspiels vertraut gemacht, ihr die Kraft der Unterwerfung beigebracht
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