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Weil du mich fesselst

Weil du mich fesselst

Titel: Weil du mich fesselst
Autoren: Beth Kery
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… und ihren Körper zu einem feingeschliffenen Instrument im Erleben konzentrierten Vergnügens geformt. Er hatte aus ihr eine selbstsicherere Frau gemacht, die sich großartig in ihrem Körper fühlte, einer Frau, die ihre Fähigkeiten und ihre Sexualität angenommen hatte und mit Stolz ausfüllte.
    Doch dann kam es zu dieser Tragödie. Ian war absichtlich untergetaucht. Justin und Caden hatten beide vielversprechende Jobs gefunden und waren in eigene Wohnungen gezogen. Als sie in Davies Stadthaus am Wicker Park zurückgekehrt war, hatte sich viel geändert. Sie selbst war eine andere; die freigeistige, linke junge Frau war verschwunden, an ihrer Stelle war eine ernüchterte, zurückhaltende, traurige und bitter gewordene Frau eingezogen. Nur Davie war immer da gewesen, eine feste, verlässliche Stütze ihres Lebens. Er war da gewesen, um ihre Wunden zu vers orgen, um sie zu unterstützen, all ihre Energie in das Beenden ihres Masters und die Malerei zu legen. Dank Ians Ruf und Mäzenatentum war ihr Name in der Kunstszene bekannter geworden. Aufträge hatte sie genug, sogar so viele, dass sie einige gut bezahlte ablehnen musste.
    Dennoch, es schien ihr, als sei ihr Leben mit quietschenden Bremsen angehalten worden. Sie war noch immer ohne Orientierung, ihr Kopf schwankte noch von dem unerwarteten Einschlag ihres abrupten Verlusts.
    Sie goss sich den Sirup über die Pfannkuchen, doch ihre Aufmerksamkeit war wieder zu der Zeitung und der Nachricht über Tyake Inc. zurückgekehrt, die wegen der japanischen Finanzkrise verkaufen mussten. Davie fiel ihre gedankliche Abwesenheit auf, als sie ihre Pfannkuchen beinahe ertränkt hatte. Er berührte ihre Hand. Sie blinzelte und drehte die Sirupflasche um.
    »Steht in der Zeitung etwas über Nobel Enterprises?« Davie fragte vorsichtig nach Ians milliardenschwerer Firma.
    »Nein, nicht soweit ich weiß«, antwortete Francesca gleichmütig, stellte die Flasche ab und griff nach ihrer Gabel. Ihr war wieder sehr deutlich, dass sie kurz davor waren, das Thema Ian anzusprechen. Schließlich war er das Synonym für diese höchst erfolgreiche Firma. Zumindest war er es gewesen, bevor er seine Stelle an deren Spitze aufgegeben hatte.
    Es klopfte an der Tür, und Francesca, froh über diese Ablenkung, legte ihre Gabel zurück.
    »Warum klopft Justin denn?«, fragte sie überrascht, als sie aufgestanden war. Justin, Caden, Davie und sie waren doch eigentlich immer noch eine Familie.
    »Ich habe die Tür heute Morgen noch nicht aufgeschlossen, glaube ich«, hörte sie Davie sagen, während sie die Küche verließ und durch den Flur ging. Francesca entriegelte das Schloss und schwang die Tür auf.
    »Du kommst gerade rechtzeitig …« Sie hielt inne. Mitten im Satz fiel ihr auf, dass es nicht ihr Freund Justin war, der auf den Stufen vor dem Eingang stand.
    »Lucien.« Der Schock, dass sie Ians Halbbruder dort stehen sah, ließ ihre Stimme erzittern. Allein der Blick in dieses klassisch schöne Gesicht und auf das dunkle, zerzauste Haar rief die Erinnerungen an diese furchtbare Nacht in ihr wach. Sie sah Luciens unbewegte, besorgte Gesichtszüge vor sich und hörte Ians hohle Stimme, als er auf das Foto seines leiblichen Vaters sah.
    Meine Mutter. Deshalb kam es mir manchmal so vor, als hätte sie Angst vor mir – mein ganzes Leben schreckte sie vor mir zurück und zuckte zusammen, wenn sie mich sah … denn ich sehe so aus wie er. Denn ich habe das Gesicht jenes Mannes, der sie ausgenutzt hat. Ich sehe aus wie ihr Vergewaltiger.
    Sie zwang sich, diese quälend schmerzvolle Erinnerung an Ians Worte aus ihrem Kopf zu vertreiben und sich stattdessen Lucien zuzuwenden. Sie war ihm aus dem Weg gegangen, so wie sie versucht hatte, allem aus dem Weg zu gehen, was irgendwie mit Ian in Verbindung gebracht werden konnte. Sie hatte nichts gegen Lucien oder dessen neue Frau, Elise. Im Gegenteil, sie mochte das Paar gerne. Der Überlebensinstinkt hatte sie dazu gebracht. Erinnerungen an Ian schnitten so tief in ihr Fleisch.
    Luciens Nasenflügel bebten leicht, während er sie trübsinnig anschaute. Sein abschätzender Blick aus grauen Augen erinnerte sie unangenehm an einen ähnlichen, aus blauen Augen.
    »Es tut mir leid, dass ich in deine Privatsphäre eindringe«, entschuldigte er sich mit seiner weichen, französisch klingenden Stimme. »Aber ich möchte etwas Wichtiges mit dir besprechen.«
    Ihr Herz machte einen Satz. »Geht es um Ian? Geht es ihm gut?«, fragte sie, und ein grausiges
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