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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition)
Autoren: Jana Frey
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siehst nicht sehr glücklich aus.
    ICH: Das hängt mit meinem … Dad zusammen. Ich muss viel an ihn denken, verstehst du?
    Und das war die Wahrheit. Trotz Elija, trotz Darius, meine Gedanken kreisten auch um Raymond. So musste sich Schizophrenie anfühlen. Ich war wie gespalten. Eigentlich schrie alles in mir: Wie wird es weitergehen? Was wird jetzt sein? Wo ist Darius in diesem Moment? Bei Mr Shoemaker? Und wo, um Himmels willen, ist Elija? Was, was, was wird werden?
    Aber trotzdem war da immer auch Raymond, alleine, still, reglos in Sterling Heights. War es wirklich so, wie Marjorie, Rabea und Myron sagten? Gab es keine Chance mehr für ihn? Ab und zu hatte ich wahnwitzige Tagträume, in denen Oya und ich ihn zurück ins Leben holten. Umarmungen, Küsse, eine vor Glück weinende Marjorie. Rabea, die aus ihrem Panzer namens Unnahbarkeit stieg. Raymond, der lächelte. Myron, der sich nicht mehr zum Kotzen fühlte.
    ZELDA: Ach so. – Ich dachte, du wärst vielleicht mies drauf wegen … Mr Rosen?
    ICH: … was?
    Zelda schwieg eine Weile. Erst als wir schon fast die Sunland Road erreicht hatten, war sie bereit, ein paar weitere Sätze zu investieren.
    Meine Hände, mit denen ich meinen Rucksack festhielt, bebten.
    ZELDA: Wie ist das? Verhütet ihr eigentlich?
    ICH: Zelda … Was … was meinst du?
    Okay, sie wusste es. Ihre Augen fixierten mich, musterten mich, tausend Fragen waren in ihrem Kopf, das war nicht zu übersehen.
    ZELDA: Es ist deine Sache, Kas. Was du machst, meine ich. Andererseits ist es – illegal. Und Mr Rosen hat eine Menge zu … verlieren, wenn du verstehst, was ich meine: seinen Job, seinen guten Ruf, sein Einkommen. Denk mal an Ms Wells und das Baby! Außerdem, Kas, auf so was steht Gefängnis! Ich weiß das, mein Onkel leitet eins in Alabama.
    ICH: Zelda, was soll das?
    Wir standen inzwischen in der Auffahrt des Nachbarhauses. Vögel zwitscherten, der Himmel war hell.
    ZELDA: Kas, kommst du noch mit rein? Wir könnten Pizza in den Ofen tun. Oder Burritos. Ich könnte jetzt echt was zu essen vertragen.
    Wann konnte sie das nicht, dachte ich, aber natürlich sprach ich es nicht aus.
    Zeldas Miene war unergründlich. Sie lächelte die Treppenstufen an, die zu ihrer Haustür führten.
    ICH: Zelda?
    ZELDA: Kas, wenn du mir hilfst, dass Darius mit mir ausgeht, dass er sich … für mich interessiert, dann sage ich es keinem. Versprochen. – Ansonsten …
    Ich roch, dass sie angefangen hatte zu schwitzen.
    Sie sah mich nicht an.
    ZELDA: Ansonsten sage ich es womöglich Mr Shoemaker, Kas. Oder einfach nur meinem Dad. Er ist, wie du weißt, im City Council.
    Zelda hatte den letzten Satz sehr schnell gesagt. Und er dröhnte in meinen Ohren und meinem Kopf. War das Zelda, die so dringend meine und Oyas Freundschaft gesucht hatte, die, wie es schien, am liebsten direkt bei uns eingezogen wäre? So wie sie dasaß und mich musterte, erkannte ich sie kaum wieder.
    ICH: Was willst du sagen?
    Meine Stimme hörte sich völlig fremd an in meinen Ohren.
    Aber auch Zeldas Stimme klang fremd.
    ZELDA: Dass du – Sex mit Mr Rosen hattest. In der McKinley-Wildnis.
    Dass. Du. Sex. Mit. Mr. Rosen. Hattest.
    So banal war es.
    Was sollte ich sagen? Eben. Darum sagte ich nichts. Stattdessen stieg ich aus, schlug die Autotür hinter mir zu und lief ins Haus.
    Eine Viertelstunde, in der ich nichts tat, war ich alleine, dann bremste in unserer Einfahrt unüberhörbar Darius‘ alter Pick-up.

    Worte in der Küche – gesprochen von Darius Seaborn :
    »Ich habe es Brendan erzählt«, sagte er verkrampft.
    »Sorry, aber ich musste es einfach jemandem erzählen. Es hat mich umgehauen. Echt. Komplett. Ich fasse es einfach nicht. Du und – Mr Rosen. Verdammt, Kassandra, ich bekomme die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Ihr beide. In meiner Höhle. Alles das.«
    Ich sah ihn nicht an, ich widmete mich dem herumliegenden Kram auf der Spülablage und der Küchenarbeitsplatte. Ich verstaute etliches in den beiden Hängeschränken, schmiss anderes weg, schrubbte alte, undefinierbare Flecken fort, wischte immer wieder stereotyp durch das Spülbecken, fegte zum Schluss den Boden, fand alte Billyboyhaare in den Ecken. Und immer noch zitterten meine idiotischen Hände.
    Irgendwann drehte ich mich langsam um. Darius mit den Sommersprossen und den weit auseinanderstehenden, blumenblauen Augen. Er hatte mich an Len erinnert, er hatte das alles erst ins Rollen gebracht. Einmal hatten wir miteinander geschlafen, und ich
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