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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition)
Autoren: Jana Frey
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war.
    Darius stand neben mir, ich sah ihn nicht an und achtete darauf, nicht gegen ihn zu stoßen.
    »Wenn ihr mich fragt, er ist supermies drauf«, sagte Flavia. »Vielleicht eine Ehekrise. So was soll ja vorkommen. Speziell, wenn man gerade ein Baby bekommen hat. – Und Rosyposy und Ms Wells haben doch eins, wenn ich mich nicht irre, oder?«
    Darius atmete.
    »Stimmt«, bestätigte Brendan. »Meine Grandma ist mit Onkel Jayden, dem Zwerg, auch alleine. Sein Erzeuger hat sich längst aus dem Staub gemacht.«
    »Ja, stillende Mummys sind recht abtörnend für Männer, das habe ich erst letzte Woche in der Cosmopolitan gelesen. So viel Babygetue schlägt ihnen auf die Libido.«
    Die anderen lachten.
    »Und was ist mit dir?«, fragte Mercedes und wandte sich an mich. »Du siehst, sorry für meine Offenheit, auch irgendwie scheiße aus.«
    Darius atmete.
    »Es ist nichts«, sagte ich mühsam.
    »Hast du etwa geweint oder so?«
    »Nein.«

    Eine Bekanntmachung am schwarzen Brett, die wir nicht sahen, weil wir lange für den Rückweg aus der McKinley-Wildnis brauchten und, als wir endlich da waren, sofort in unseren Pavillon gingen :
    Geschichtskurs 2 der Seniors (B+C) von Mrs O’Bannion: heute und morgen vertreten durch Mr Rosen.

    Er war schon da, stand an der Tafel, als wir zur Tür hereinkamen.
    »Sie schon wieder«, lachte Flavia und drehte sich zu uns um. »Nicht vergessen: Wir wollen nett zu ihm sein – denkt an seine angegriffene Libido!«
    »Nun hör doch mal auf mit dem Scheiß«, murmelte Milt, weil eine Menge Leute, die Flavias Worte gehört hatten, lachten. Ich lachte nicht. Elija, an der Tafel, gab keinen Ton von sich, aber sein Schatten, den ich sah, obwohl ich nur auf den Fußbodenbelag starrte, zuckte für einen Moment zusammen.
    »War doch nur ein Scherz«, sagte Flavia und setzte sich.
    Darius atmete.
    Unsere Plätze in Mrs O’Bannions Geschichtskurs waren nebeneinander.
    Ich setzte mich schwerfällig in Bewegung, ließ Darius hinter mir zurück, durchquerte den Raum und setzte mich. Ich fühlte mich bleischwer.
    »Also …«, sagte Elija, und ich hob den Kopf. Aber er sah mich nicht an, natürlich nicht.
    Darius war mir nicht hinterhergekommen und hatte sich nicht gesetzt. Stattdessen lehnte er an der Wand neben der Tür.
    »Dary Darling?«, rief Flavia ihm zu. »Was ist los mit dir? Willst du dich nicht zu uns setzen?«
    Darius gab keine Antwort. Ich schaute zu ihm hin, aber er sah nicht in meine Richtung. Stattdessen fixierte er Elija.
    »Ja, also …«, sagte der gerade. Er war wie paralysiert.
    Darius ebenfalls.
    »Was hat er?«, flüsterte Selma mir von hinten zu. Oder wem auch immer.
    »Wer?«, flüsterte Cailin Green neben Selma hörbar zurück.
    »Na, Mr Rosen, natürlich.«
    »Vielleicht einen Schlaganfall?«
    Das kam von Reba Posey, die wiederum neben Cailin saß. »Mein Grandpa hatte an Thanksgiving einen. Während wir alle am Tisch saßen. Zack, war er weg. War heftigst gruselig!«
    Ich atmete immer noch so nervös, dass meine Hände anfingen zu kribbeln. Hyperventilierte ich womöglich?
    »Dann … dann fangen wir wohl mal an«, sagte Elija in diesem Moment mit rauer Stimme. Ich hatte plötzlich wieder im Ohr, wie er mit genau dieser Stimme, diesen Lippen, meinen Namen geflüstert hatte, wieder und wieder, vor noch nicht mal einer Stunde.
    Mir wurde heiß im Bauch, trotz allem.
    Elija blätterte unterdessen in Mrs O’Bannions Unterlagen und schaltete schließlich den Beamer an. Mit seinen schönen, wunderschönen Händen. Aber vor die Erinnerung daran, wie Elija mich mit diesen Händen streichelte, schob sich das Bild, wie Darius uns in der Höhle überrascht hatte und wie Elija sein Gesicht mit den Händen verborgen hatte vor Entsetzen und Scham.
    »Doch kein Schlaganfall«, flüsterte Reba erleichtert.
    Und Darius?
    Darius verließ den Klassenraum und ließ die Tür hinter sich ins Schloss krachen.

    Darius und Zelda – eine Verbindung (aus Gesprächen rekonstruiert und mit Vermutungen durchsetzt) :
    Darius Seaborn, geboren im August 1994 in Anaheim, Californien, verließ den Pavillon, sprintete über einen Kiesweg, durch einen Gang, eine Treppe hinauf, noch einen Gang entlang und riss dann eine Tür auf.
    »He, Moment, junger Mann!«, insistierte Mrs Auclair, eine der Schulsekretärinnen, und zwar die vor Mr Shoemakers Tür, ungehalten. »Wohin so eilig?«
    (So in etwa musste es sich abgespielt haben, genau weiß ich es nicht, ich war ja nicht dabei.)
    »Muss
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