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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch
Autoren: S Wiggs
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der Wagen in eine nur wenige Zentimeter entfernte Parklücke schlingerte und sie dabei beinahe gegen die Hauswand gedrückt hätte. Rockmusik dröhnte aus dem zerbeulten, zerschrammten Auto, bis der Motor abgestellt wurde.
    Maureen hielt ihr Handy mit eisigen Fingern umklammert und stieß erschöpft den Atem aus. Sie hörte das Klappen einer Tür, dann Schritte auf dem Gehweg.
    Ein schwarz gekleideter Mann tauchte auf und schaute sie aus funkelnden Augen an. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. Seine struppigen blonden Haare erinnerten sie an einen kalifornischen Surfer. Er trug eine zerrissene Jeans und knöchelhohe schwarze Turnschuhe. An seiner Jacke hing ein Skipass, und der Reißverschluss war so weit aufgezogen, dass das gut sitzende schwarze T-Shirt darunter sichtbar wurde. Eddie Haven war da. Wunderbar. Er würde bestimmt große Stücke auf sie halten.
    „Meine Güte, Lady. Ich habe Sie gar nicht gesehen. Ich hätte sie beinahe überfahren“, sagte er.
    „Ja“, stimmte sie zu. „Ja, das hätten Sie beinahe.“
    „Ich habe Sie nicht gesehen“, wiederholte er.
    Natürlich nicht. Und da war er nicht der Erste. „Sie hätten besser aufpassen sollen.“
    „Ich war, ich …“ Er fuhr sich mit der Hand durch die langen weizenfarbenen Haare. „Guter Gott, Sie haben mich zu Tode er schreckt.“
    „Es gibt keinen Grund, den Namen des Herrn unnütz zu führen“, sagte sie und zuckte im gleichen Moment unter ihren eigenen Worten zusammen. Wann bitte war sie so altbacken geworden?
    „Das war nicht unnütz“, erwiderte er. „Ich habe es genau so ge meint.“
    Sie schniefte. Die mit Erschöpfung gefüllte Winterkälte drang ihr bis auf die Knochen. „Es ist einfach nur so … einfallslos. Und respektlos.“
    „Und unglaublich selbstgerecht“, fügte er mit einem Grinsen hinzu. „Tut mir leid, ich muss jetzt los.“ Er nickte in Richtung der Bäckerei. „Ich bin verabredet.“
    Ein leises, blubberndes Geräusch kam aus … es schien aus seiner Jeans zu kommen. Er steckte die Hand in die Tasche und holte ein Handy hervor.
    Maureen warf einen Blick auf das Display ihres Telefons. Nachricht gesendet, stand da.
    Dann schaute sie wieder zu Eddie Haven. Trotz seiner etwas flapsigen Ausdrucksweise konnte man nicht verleugnen, dass der Mann eine gewisse Präsenz hatte. Obwohl er beinahe unmenschlich gut aussah, ging seine Anziehungskraft über das Äußerliche hinaus. Er hatte eine Art Aura, strahlte einen mächtigen Magnetismus aus, der alle Energie und alles Licht in seiner Umgebung anzuziehen schien. Und er tat noch nicht einmal etwas, sondern stand einfach nur da und las seine Nachricht.
    Was für ein Schlamassel, dachte sie.
    Mit einem amüsierten Gesichtsausdruck drückte er auf einen Knopf. Eine Sekunde später klingelte ihr Telefon. Erschrocken ließ sie es fallen.
    Er hob es auf und hielt es ihr hin. „Maureen, richtig? Maureen Davenport?“
    „Stimmt.“ Sie machte das Telefon aus und steckte es in ihre Ta sche.
    „Wie, Sie legen jetzt schon einfach auf?“, fragte er.
    „Ich nehme an, das wäre für Sie das erste Mal. Eine Frau, die einfach auflegt.“
    „Shit, nein, machen Sie Witze?“
    Sie zuckte zusammen. „Sagen Sie mir nicht, dass Sie die ganze Zeit über so sprechen werden.“
    „Großartig“, sagte er. „Dann sind Sie also eine dieser Frauen, die heiliger sind, als die Polizei erlaubt.“
    „Ich wette, ein verurteilter Schwerverbrecher wäre heiliger als Sie“, gab sie zurück.
    „Ich habe ein paar Verbrecher kennengelernt, die durchaus heiliger waren als ich. Warten Sie, ich bin ja ein verurteilter Verbrecher.“ Er legte eine Hand mit dem Handrücken an seine Stirn. „Heißt das, ich bin heiliger als ich? Jesus, Lady, Sie können einem Kerl aber ganz schön den Kopf verdrehen.“
    „Ich bin sicher, dass ich weder Ihren Kopf noch irgendeinen anderen Teil Ihres Körpers verdrehen möchte.“
    Er berührte sie leicht am Ellbogen und ging dann los in Richtung Bäckerei. „Also … Maureen Davenport.“ Er ließ den Namen über seine Zunge rollen, als probiere er ihn. „Aus der Bücherei.“
    „Genau.“ Sie konnte nicht sagen, ob er überrascht, enttäuscht oder einfach nur resigniert war.
    Er blieb stehen und warf ihr einen kritischen Blick zu. „Sind wir uns schon mal begegnet?“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, sagte er: „Es ist seltsam, dass unsere Wegesich noch nicht gekreuzt haben. In einer so kleinen Stadt. Ich schätze, wir bewegen uns in unterschiedlichen Kreisen,
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