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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch
Autoren: S Wiggs
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was?“
    Sie überlegte, ob sie ihm sagen sollte, dass ihre Wege sich schon mal gekreuzt hatten, er aber nicht geruht hatte, sie zur Kenntnis zu nehmen. Doch dann verwarf sie den Gedanken und nickte einfach nur. „Ja, das nehme ich auch an.“
    „Das wird spaßig.“ Er klatschte in die Hände und pfiff dann auf den Fingern. „Und Spaß ist gut, oder?“
    Sie glaubte nicht, dass er eine Antwort erwartete.
    „Ich bin Eddie Haven“, sagte er.
    „Ich weiß, wer Sie sind“, erwiderte sie. Guter Gott, wer kannte Eddie Haven nicht? Vor allem jetzt, wo seine Jubiläums-DVD an der Spitze der Verkaufscharts stand. Das wusste sie, weil die Bücherei ein Dutzend Kopien des Films im Verleih hatte, deren Wartelisten alle Rekorde brachen. Sie fragte sich, wie es wohl für ihn war, sich selber über die kleinen Bildschirme flimmern zu sehen, Jahr für Jahr, Tag und Nacht.
    Sie würde noch reichlich Gelegenheit haben, ihn danach zu fragen, denn die ganze Adventszeit über würde er ihr nicht von der Seite weichen. Sie beide waren dazu bestimmt worden, den jährlichen Weihnachtsumzug für Avalon zu organisieren. Sie hatte den Job angenommen, weil das etwas war, was sie schon immer hatte tun wollen und weil sie für die Aufgabe sehr gut geeignet war. Eddie hingegen war ihr Partner geworden, weil ein Richter ihn zu Sozialdienst verurteilt hatte. So oder so waren sie nun aufeinander angewiesen.
    „Tut mir leid, dass ich zu spät bin“, sagte er leichthin. „Ich habe Ihnen gesimst.“
    „Ich … ich habe Ihnen auch eine SMS geschickt.“ Sie brachte es nicht über sich, simsen als Verb zu benutzen. „Und nachdem ich auf Senden gedrückt hatte“, fügte sie hinzu, „habe ich Ihre Nachricht gesehen.“
    In der Bäckerei begrüßten ihn einige Kunden mit Namen und hießen ihn herzlich willkommen. Einige andere – meistens Frauen, wie Maureen bemerkte – musterten ihn hemmungslos. Eine Gruppe Touristen schaute von ihren Landkarten und Prospekten auf und fing an zu flüstern, als wenn sie überlegten, ob er wohl der war, der sie dachten, dass er es wäre. Durch die neuerliche Publicity für seinen Film war er unzweifelhaft wieder zurück im Rampenlicht.
    „Unser Tisch ist dort drüben“, sagte Maureen und ging voran, wobei sie hoffte, nicht so gehemmt zu wirken, wie ihr zumute war. Es gab keinen Grund für ihre Befangenheit, aber trotzdem konnte sie sie nicht abschütteln.
    „Warum habe ich das Gefühl, dass Sie bereits entschieden haben, mich nicht leiden zu können?“, fragte er, während er sich die Jacke auszog.
    War das so offensichtlich? „Ich habe noch keine Ahnung, ob ich Sie leiden kann oder nicht“, erwiderte sie. „Ich bin nur ehrlich gesagt kein großer Fan Ihrer Sprache.“
    „Wie, Englisch? Das ist ganz normales Standardenglisch, ich schwöre bei Gott.“
    „Klar.“ Sie hängte ihren Mantel über die Lehne ihres Stuhls und setzte sich. Sie wollte mit diesem Mann keine Spiele spielen.
    „Sie meinen das Fluchen“, sagte er.
    „Brillante Schlussfolgerung.“
    „Okay. Ich werde es in Zukunft unterlassen. Kein sinnloses oder auch ernsthaftes Gebrauchen des Namen des Herrn.“
    „Freut mich zu hören“, gab sie zurück.
    „Das sind doch nur Worte.“
    „Worte sind sehr mächtig.“
    „Natürlich. Wollen Sie wissen, was obszön ist?“
    „Habe ich eine Wahl?“
    „Gewalt ist obszön. Ungerechtigkeit ist obszön. Armutund Intoleranz. Das sind alles Obszönitäten. Worte sind einfach nur genau das – Worte.“
    „Eine Menge heißer Luft“, schlug sie vor.
    „Stimmt.“
    „Nun, da wir festgestellt haben, dass Sie voll heißer Luft sind, sollten wir uns vielleicht an die Arbeit machen.“
    Er lachte unterdrückt. „Touché. Eine Sekunde noch. Ich muss mir eben einen Kaffee holen.“ Aus seiner hinteren Hosentasche holte er ein abgegriffenes Geldbündel. Es fiel auf den Boden, und er bückte sich, um es aufzuheben. „Mi…“, er hielt inne. „Wie ist es mit Mist? Kann ich Mist sagen?“
    „Lie ber nicht.“
    „Jesus … äh, jemine, meine ich. Was, zum Teufel, sagen Sie, wenn Ihnen etwas herunterfällt?“
    „Es gibt viele Arten, Unmut auszudrücken“, erwiderte sie. „Ich schätze, die meisten davon dürften Ihnen bekannt sein.“
    „Ich frage aber Sie. Was sagen Sie, wenn Sie von irgendwas angepisst sind?“
    „Ich bin nie angepisst.“ Sie zwang sich, die Worte auszusprechen, die sie lieber nicht gesagt hätte.
    Er stand stocksteif da, als wenn er mitten in der Bäckerei einbetoniert
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