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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch
Autoren: S Wiggs
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immer gearteten Pflichtgefühl heraus bei ihr war, aber nicht, weil er sie attraktiv fand. In Eddie Havens Nähe fühlte sie sich wie das hässliche Entlein in der Schule, dem der süßeste Junge der Klasse an den Zöpfen zieht. Sie war lächerlich dankbar für seine Aufmerksamkeit, auch wenn er sie aufzog.
    Fünf Minuten mit diesem Mann, und sie wurde wieder zum Highschoolteenie. Sie wünschte, sie könne nur für einen Moment jemand anders sein. Vermutlich war es extrem ungesund, mit einer Person zusammen zu sein, in deren Gegenwart man unzufrieden mit sich wurde.
    Sie tippte auf die Papiere auf ihrem Klemmbrett. Wenn jemand einen nervös machte, war es am besten, sich auf das Geschäftliche zu konzentrieren. „Ich habe Ihnen Kopien der Zeitpläne für das Vorsprechen und die Proben gemacht …“
    „Danke, ich sehe sie mir später an. Lassen Sie mir noch ein wenig Zeit, ich bin gerade erst in der Stadt angekommen.“
    „Wo wohnen Sie?“, fragte sie.
    „In einem Haus am See. Es gehört Freunden von mir, die den Winter in St. Croix verbringen. Verdammt, da wäre ich jetzt auch gerne.“
    „Ich hoffe, dass Sie sich schnell einleben“, sagte sie. „Dieses Krippenspiel muss in erschreckend kurzer Zeit auf die Beine gestellt werden.“
    „Und doch gelingt es jedes Jahr aufs Neue, wie ein Wunder.“
    „Also haben Sie schon die Erfahrung gemacht, dass Wunder geschehen.“
    „Es gibt sie immer wieder. Die ganze Sache ist außerdem nicht gerade neu für mich.“
    Sie war sich seiner ganzen Geschichte mit dem Krippenspiel nur zu bewusst, inklusive des Vergehens, das ihm den Sozialdienst eingebracht hatte. Es war allgemein bekannt in Avalon, dass Eddie Havens Engagement bei den jährlichen Weihnachtsfeierlichkeiten der Stadt mit einem Richterspruch begonnen hatte. Nach einem fürchterlichen Unfall am Weihnachtsabend war er verurteilt worden, bei der Durchführung des Programms zu helfen, jahrein, jahraus. „Meiner Erfahrung nach funktionieren Wunder wesentlich besser, wenn ihnen gute Vorbereitung und viel harte Arbeit vorausgehen.“
    „Ich hingegen habe einfach Vertrauen“, entgegnete er.
    Sie musterte in skeptisch. „Sind Sie ein Kirchgänger?“
    Er lachte herzlich. „Ja, genau. Ich bin ein Stammgast.“ Sein Lachen wurde etwas leiser. „Vertrauen Sie mir, ich bekomme die Feierlichkeiten auch ohne göttliche Intervention hin, okay? Und wie sind Sie überhaupt an diesen Job gekommen? Haben Sie sich freiwillig gemeldet, oder wurden Sie eingezogen? Oder sind Sie vielleicht auch ein Verbrecher wie ich?“
    „Niemand ist ein Verbrecher wie Sie.“
    „Autsch“, sagte er. „Okay, ich sehe schon, Sie sind eine echte Spaßka none.“
    „Es ist nicht meine Aufgabe, Sie zu unterhalten.“
    „Kommen Sie, seien Sie nicht so. Erzählen Sie mir etwas über sich, Maureen.“
    „Warum sollte ich? Sie haben mich bereits als langweilige Person abgestempelt, die besessen von Büchern und Katzen ist …“
    „Langweilig habe ich nie gesagt. Und auch nicht besessen. Die Bücher waren ja offensichtlich, und die Katzen – jedes weibliche Wesen mag Katzen. Das war also nur gut geraten. Kommen Sie, ich möchte Sie wirklich kennenlernen.Stammen Sie aus dem Ort?“
    Er macht es wieder, dachte sie. Diese magnetische … Sache, die in ihr den Wunsch weckte … sie wusste selber nicht genau, wonach. Ihm einen kleinen Einblick in ihr Leben zu gewähren? Es war ein ganz seltsames Gefühl. Seltsam und vielleicht auch gefährlich. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen“, sagte sie. „Ich bin in Brockport aufs College gegangen, danach zurückgekehrt und die Bibliothekarin der Stadt geworden.“ Sie schluckte. „Kein Wunder, dass Sie mich langweilig nann ten.“
    „Hey, ich habe nicht langweilig gesagt. Und für mich klingt es, als wenn Sie nicht lange suchen mussten, um zu finden, was Ihr Herz sich wünscht.“
    Ehrlich gesagt hatte sie sich sogar auf die Suche gemacht, aber das würde sie ihm nicht auf die Nase binden.
    „Und was ist mit Ihnen?“ Sie fühlte sich ganz schön kühn, diese Frage zu stellen. „Sind Sie auf der Suche nach Ihrem Herzenswunsch?“
    „Das brauche ich nicht. Ich weiß, was mein Herz begehrt. Ich muss es nur noch finden.“
    „Wirklich? Und was ist das?“
    „Das kann ich Ihnen noch nicht verraten. Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt.“
    Während ihrer Unterhaltung passierte etwas Ungewöhnliches. Gegen ihren Willen fing Maureen an, Eddie zu mögen. Als Person und nicht nur als einen
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