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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen
Autoren: Lynsay Sands
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andeutete. »Ich bedaure mein Aussehen, aber wir haben heute keinen Besuch erwartet.«
    Bevor noch Arie die Chance hatte, höflich zu antworten, fuhr der König dazwischen: »Du solltest dich umziehen!«
    Rosamunde sah ihren Vater fragend an. »Umziehen?«
    »Aye. Du willst doch wohl nicht in diesem Aufzug heiraten!«
    »Die Hochzeit findet jetzt statt?« Rosamunde reagierte mit blankem Entsetzen, und Arie konnte es ihr sehr gut nachfühlen. Ihm ging es nicht viel anders.
    »Sobald du dich umgezogen hast. Ich muß nach Chinon zurück.«
    »Aber...«
    »Kümmert Euch darum, dass sie anständig angezogen ist!«, befahl der König Schwester Eustice, griff dann nach
    Adelas Arm und führte sie aus dem Gebäude. »Ich muß mit der Äbtissin reden.«
    Rosamunde starrte ihnen mit weit aufgerissenen Augen hinterher, zuckte förmlich zusammen, als Eustice sie vor sich herschob, um den beiden zu folgen. »Ich werde verheiratet!«
    »Aye.« Als sie die Stallungen verließen, warf Eustice einen besorgten Blick auf das Mädchen. Das Kind war unnatürlich blass.
    »Ich dachte, ich würde Nonne wie du!«
    »Es wird schon alles gut gehen«, meinte Eustice beruhigend und führte sie durch die Tür des Klosters und den Korridor zur Linken entlang. König Henry und Adela waren bereits außer Sichtweite.
    »Aye«, bestätigte Rosamunde leicht gequält. »Alles wird gut.« Dann sanken ihre Schultern nach vorne und sie flüsterte: »Aber ich wollte doch Nonne werden.«
    »Es hat den Anschein, als seiest du nicht dafür bestimmt gewesen, den Schleier zu nehmen.«
    »O doch, das war ich«, widersprach Rosamunde. »Meine Mutter wünschte es so. Sie hat es der Äbtissin erzählt. Darüber hinaus hat mein Vater keine Verlobung arrangiert. Ich wurde geboren, um Nonne zu werden!«
    »Anscheinend nicht«, korrigierte Eustice sie mit sanfter Stimme.
    »Aber was ist, wenn Gott wünscht, dass ich den Schleier nehme? Wird Er zornig, wenn ich es nicht tue?«
    »Wahrscheinlich hat unser himmlischer Vater andere Pläne für dich, Rosamunde. Sonst hätte Er verhindert, dass dein Vater vor der Zeremonie eingetroffen ist. Meinst du nicht?«
    Stirnrunzelnd dachte Rosamunde über die Worte nach.
    Dann fuhr Schwester Eustice fort: »Es kommt mir vor, als sei es der Wille Gottes selbst gewesen, der deinen Vater zu diesem Zeitpunkt hierher geführt hat. Wäre er auch nur einen Tag später gekommen, hätte er die Zeremonie nicht mehr verhindern können.«
    »Aye«, murmelte Rosamunde unsicher. »Aber warum sollte Gott meine Heirat wünschen, wenn ich als Nonne so viel Gutes tun kann?«
    »Vielleicht hat er für dich etwas Wichtigeres geplant.«
    »Vielleicht«, bestätigte sie, aber ihr Tonfall ließ vermuten, dass sie Probleme hatte, sich dieses vorzustellen.
    Seufzend schob Eustice sie weiter den Korridor hinunter, bis sie das kleine Zimmerchen erreichten, das Rosamunde seit ihrer Kindheit bewohnte. Eustice forderte das verwirrte Mädchen auf, auf dem winzigen, harten Bett Platz zu nehmen, während sie in der kleinen Truhe nach dem Kleid suchte, das sich Rosamunde für den großen Tag, an dem sie den Schleier nehmen sollte, genäht hatte. Stirnrunzelnd wandte sie sich an Rosamunde. »Wo ist dein weißes Kleid?«
    Rosamunde schaute irritiert zu ihr auf. »Das weiße Kleid? Oh, Schwester Margaret hat mir angeboten, es für mich aufzuhängen, damit es keine Falten bekommt.«
    »Ah!« Kopfnickend ging Eustice zur Tür. »Warte hier! Ich bin sofort wieder da!«
    Rosamunde beobachtete, wie sich die Tür hinter ihrer Freundin und Ratgeberin schloß. Seufzend sank sie auf das Bett zurück. Sie hatte Schwierigkeiten, überhaupt zu begreifen, was gerade mit ihr geschah. Erst heute Morgen noch schien ihr Leben vollkommen in Ordnung, ihr Weg lag beruhigend klar vor ihr. Nun überschlugen sich die Ereignisse, änderten alles, und sie war nicht einmal sicher, ob sie, überhaupt in diese Richtung gehen wollte. Jedoch schien es, als habe sie gar keine Wahl. Die Entscheidung ihres Vaters stand fest.
    Sie würde also verheiratet werden, einem Mann angetraut, dem sie nie zuvor begegnet war. Auf den sie nur einen flüchtigen Blick geworfen hatte, als ihr Vater sie miteinander bekannt machte. Sie hätte ihn genauer betrachten sollen, war dafür jedoch plötzlich zu schüchtern gewesen. Es war eine ganz neue Erfahrung für sie. Aber schließlich hatte sie in ihrem bisherigen Leben auch wenig Gelegenheit gehabt, sich in der Gegenwart von Männern zu bewegen. Die einzigen Männer,
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