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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen
Autoren: Lynsay Sands
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überzeugen, aber es ist wirklich nicht so schlimm, wie du meinst. Wenn du tatsächlich fürchtest, dass sie männliche Gesellschaft zu sehr schätzen könnte, brauchst du sie nur dem Hofe fern zu halten. Bleib mit ihr auf dem Lande, wo die einzigen Männer, die sie treffen kann, nur Rauem und Leibeigene sind. Sie wurde sicher gut genug erzogen, sich nicht mit denen einzulassen.«
    »Aye! Der König wird sicher ganz begeistert sein, wenn er seine Tochter nicht mehr zu Gesicht bekommt«, entgegnete Arie. Robert runzelte die Stirn.
    »Oh! Sicher wird er sie gelegentlich am Hofe sehen wollen!«
    »Höchst wahrscheinlich«, stimmte Arie zu.
    »Er empfindet offensichtlich große Zuneigung für sie.« Robert wirkte sehr nachdenklich. »Das könnte ein echtes Problem werden, stimmts? Jesus! Ein König als Schwiegervater!«, meinte er entsetzt, als ihm die Situation vollends klar wurde. »Solltest du sie nicht glücklich machen, könnte er dich zu Tode schleifen und vierteilen lassen. Du sitzt ganz schön tief drin!«
    »Robert!«
    »Aye?«
    »Hör auf, mich aufmuntern zu wollen!«
    Rosamundes sorgenvolle Grübelei endete abrupt, als sich die Tür öffnete. Seufzend richtete sie sich auf ihrem Bett auf. Schwester Eustice betrat den Raum. Das Kleid, das sie geholt hatte, hing sorgfältig drapiert über ihrem Arm.
    »Es sind gottlob keine Falten drin«, verkündete die
    Nonne. Sie wollte gerade die Zimmertür schließen, hielt dann aber inne, als sie die Stimme der Äbtissin auf dem Korridor vernahm. Bis Adela bei ihnen angekommen war, warteten Rosamunde und Eustice bereits neugierig auf sie. Als sie Rosamundes Gesichtsausdruck sah, eilte sie zu ihr.
    »Oh, mein liebes Kind«, sprach sie beruhigend auf sie ein, setzte sich neben das Mädchen auf das Bett und umarmte sie. »Es wird alles gut. Ihr werdet schon sehen! Gott hat einen besonderen Weg für Euch ausgewählt, und Ihr müsst ihm vertrauen.«
    »Aye. Das hast Schwester Eustice auch schon gesagt«, flüsterte Rosamunde mit feuchten Augen. Merkwürdigerweise hatte sie erst jetzt, in dem Moment, als die Äbtissin sie zu trösten versuchte, gegen Tränen anzukämpfen. Das war schon immer so gewesen. Während beide, Eustice und die Äbtissin, den Platz der Mutter nach dem Tode dieser wunderbaren Frau eingenommen hatten, war es stets die Äbtissin gewesen, an die sich Rosamunde wandte, wenn ein aufgeschürftes Knie zu verarzten oder Trost zu spenden war.
    Rosamunde konnte jeder Widrigkeit mit zusammengebissenen Zähnen und tapferem Lächeln trotzen, bis irgendwann die Äbtissin hinzukam. Ein Blick auf Adelas gütiges Gesicht allein reichte, um sie zusammenbrechen zu lassen.
    »Aber, aber! Ganz ruhig, mein Kind. Weint nicht. Habt Vertrauen in unseren Herrgott. Er hat den Weg für Euch bestimmt, und sicher gibt es einen Grund dafür.«
    »Ich weine nicht aus Angst vor dem, was auf mich zukommt. Nun ...«, gab sie ehrlich zu, »wenigstens nicht in erster Linie. Ich weine, weil etwas zu Ende ist.«
    Verwirrt schüttelte die Äbtissin den Kopf. »Was ist zu Ende?«
    »Ich werde euch alle verlassen müssen, die einzige Familie, die ich je hatte. Außer meinem Vater natürlich«, fügte sie loyal hinzu.
    Eustice und Adela sahen einander bestürzt an, und auch ihre Augen füllten sich mit Tränen bei dieser Erkenntnis. Es war ihnen in dem ganzen Trubel überhaupt nicht zu Bewusstsein gekommen.
    »Nun ...« Schwester Eustice blickte verzweifelt um sich, wobei sie tunlichst vermied, die junge Frau anzuschauen, die ihr als kleines Kind anvertraut worden war. Sie erinnerte sich, wie Rosamunde auf unsicheren Beinchen über die bauschigen Röcke ihres Nonnengewandes stolperte, während sie ihr überallhin folgte. Die Ställe hatten sie dabei besonders interessiert. Alles was sie wusste, hatte ihr die Nonne beigebracht. Der Ausdruck auf Eustices’ Gesicht zeigte deutlich ihren Kummer über die unvermeidliche Trennung.
    »Aye«, murmelte Adela unglücklich und starrte mit feuchten Augen zu Boden. Sie hatte Rosamunde von Geburt an betreut. Die roten Locken und das süße Lächeln des Babys hatten ihr Herz dahinschmelzen lassen wie nichts jemals zuvor. Entgegen der sonstigen Gewohnheit, waren die schulischen Fortschritte des Mädchens von ihr selbst überwacht worden. Sie hatte Stunden damit zugebracht, den Wissensdurst des Kindes zu stillen, ihre Geduld zu fördern und ihr Temperament, das scheinbar immer mit roten Haar einherging, zu zügeln. Der Erfolg ihrer Bemühungen war großartig
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