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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen
Autoren: Lynsay Sands
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und hielt ihn Shrewsbury hin, als der kleinere Mann auch schon dienstbeflissen her-beieilte. Dann zog Henry seine schweren gepanzerten Handschuhe aus. Nachdem er diese auf den Tisch geworfen hatte, griff er sich Aries leeren Krug, füllte frisches Bier hinein und gönnte sich einen kräftigen Schluck. Anschließend musterte er die beiden jüngeren Männer mit einem ernsten Blick.
    »Ihr müßt hungrig sein nach Eurer langen Reise, Herr«, murmelte Robert, deutlich erschüttert von diesem überraschenden und ehrenvollen Besuch. »Ich werde den Befehl erteilen, dass man Euch ein Mahl zubereitet.«
    »Nein!« Der König griff nach Shambleys Schulter und schüttelte den Kopf.
    »Ich habe auf Burkhard gegessen. Setzt euch, alle beide!«
    Bei der Erwähnung von Aries Stammsitz warfen sich Arie und Robert einen verwunderten Blick zu, sagten jedoch nichts, sondern ließen sich auf Befehl des Königs wortlos auf der Bank nieder. Mit dem Rücken zum Tisch beobachteten sie schweigend, wie sich Henry ein weiteres Bier einschenkte, es hinunterschüttete und dann einige Schritte auf den schweigenden Bischof Shrewsbury zuging. Dann machte er auf dem Absatz kehrt.
    »So.« Seine Augen fixierten Arie. »Ihr wollt also nicht heiraten?«
    Arie wand sich unbehaglich unter dem unbeugsamen Blick, während seine Augen erst zu Robert und dann zum Bischof wanderten. Sein vom Bier umnebeltes Gehirn war völlig verwirrt. »Nun ... ja ...«; meinte Arie schließlich zögernd, wurde jedoch sofort unterbrochen.
    »Nicht für Land und Güter? Nicht für alle Schätze des Königreiches? Nicht einmal unter Androhung von Folterqualen, habt Ihr, glaube ich, gesagt«, zitierte ihn der König grimmig. Arie sank in sich zusammen, fragte sich, wodurch er bei seinem Herrscher in Ungnade gefallen war, sehr wohl wissend, dass seine Worte dies in irgendeiner Form verursacht haben mussten.
    »Ich habe nicht den Wunsch...«; begann er schließlich, kam allerdings nicht weiter.
    »Was wäre; wenn ich, Euer König, es Euch befehlen würde?«
    Das verblüffte Arie zutiefst. Er zögerte, während sich sein Mund öffnete und wieder schloss. Dann schüttelte er verwirrt den Kopf. Warum sollte der König ein Interesse daran haben, ob er heiratete? Die Frage wanderte in seinem Kopf umher, aber er fand keine passende Antwort. Arie war ein zweiter Sohn. Nicht der Erbe eines großen Anwesens. Er hatte nicht die Pflicht, für Nachkommen zu sorgen.
    Der König schien sein Kopfschütteln für eine Ablehnung zu halten, und einer seiner berüchtigten Wutausbrüche bahnte sich an. Mit zornig blitzenden Augen beugte er sich über Arie, zwang dadurch den jungen Ritter, so weit zurückzuweichen, bis sich die Tischkante schmerzhaft in seinen Rücken grub.
    »Was wäre, wenn ich Euch mit dem Tode drohe, falls Ihr einer Eheschließung nicht zustimmt?«, rief Henry aus. Er machte eine Pause, schien dann offensichtlich zu denken, dass Einzelheiten nötig wären, um Arie zu überzeugen, und fügte hinzu: »Gefoltert und gevierteilt. Mit einer stumpfen Klinge. Den Kopf auf eine Lanze gespießt und die Körperteile an den vier Ecken meines Königreiches zur Schau gestellt. Was dann?«
    »Hochzeit klingt eigentlich ganz angenehm«, brachte Arie mühsam hervor und war peinlich berührt, dass seine Stimme unter den Drohungen seines Lehnsherrn deutlich verändert klang. Er spürte die Erleichterung des neben ihm sitzenden Robert und wünschte sich von ganzem Herzen, dieses Gefühl teilen zu können. Aber unter dem unverwandten Blick des Königs, dessen Gesicht sich nur einige Zentimeter von seinem entfernt befand, während Funken aus seinen Augen zu sprühen schienen und er den warmen Atem spüren konnte, gelang es Arie leider nicht. Obwohl er sich plötzlich ziemlich nüchtern fühlte. Es war eine verzweifelt unbehagliche Situation.
    Als sei nichts geschehen, richtete sich der König plötzlich auf, während ein zufriedenes Lächeln seine Lippen umspielte. »Ich bin froh, das zu hören. Schließlich würde ich es vorziehen, Euch zum Schwiegersohn zu bekommen, anstatt Westminster mit Eurem Kopf zu dekorieren.«
    »Schwiegersohn?«, fragte Arie ungläubig und warf Robert einen irritierten Blick zu. Der König hatte drei Töchter: Matilda, Eleanor und Joan. Aber alle drei waren bereits verheiratet. Robert schaute genauso verwirrt drein, wie sich Arie fühlte. Er forderte jedoch seinen Freund durch ein Kopfnicken in Richtung Henry auf, herauszufinden, was beide derartig in Erstaunen versetzte.
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