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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen
Autoren: Lynsay Sands
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gewesen. Rosamunde vereinte alles, was sie sich jemals an einer Tochter gewünscht hätte. Die Äbtissin erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Jeder Vogel muss eines Tages sein Nest verlassen«, meinte sie sachlich. Sie ging zur Tür, blieb dann stehen und schaute verunsichert zurück. »Allerdings hätte ich niemals gedacht, dass Ihr uns verlassen würdet, Rosamunde. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet.« Adela seufzte unglücklich. »Da ich es für überflüssig hielt, habe ich Euch gar nichts über die Ehe und das eheliche Bett gelehrt.«
    »Das eheliche Bett?« Rosamunde runzelte besorgt die Stirn, als sie die verlegene Röte auf den Wangen der älteren Frau bemerkte.
    Die Äbtissin starrte sie einen Moment wortlos an und machte dann abrupt auf dem Absatz kehrt. »Schwester Eustice wird Euch aufklären«, sagte sie knapp. Auf dem Weg zur Tür hinaus hielt sie kurz inne und fügte hinzu: »Aber beeilt Euch, Schwester. Der König ist in dieser Angelegenheit sehr ungeduldig.«
    Eustice starrte fassungslos auf die ins Schloss fallende Tür.

2
    »Das eheliche Bett.«
    Eustice begann mit energischen Worten, und Rosamunde schaute sie erwartungsvoll an. Die Schwester straffte die Schultern, ihr Gesichtsausdruck wirkte entschlossen. Doch bevor sie fortfahren konnte, fragte Rosamunde: »Soll ich mich ankleiden, während du es mir erklärst?«
    Eustice schien die Unterbrechung ungelegen zu kommen, dann nickte sie seufzend. »Aye. Dein Vater scheint in Eile zu sein. Es wäre sicher das Reste.«
    Rosamunde glitt vom Bett herunter und entledigte sich in Windeseile der Reithosen, die sie bei ihrer Arbeit im Stall getragen hatte. Eustice nahm sie ihr umgehend ab und faltete sie sorgfältig, während sie erneut begann: »Das eheliche Bett mag unangenehm sein, aber es ist deine heilige Pflicht als verheiratete Frau.«
    »Unangenehm?« Rosamunde sah die andere Frau fragend an. »Wie unangenehm?«
    Eustice verzog das Gesicht. »Ziemlich, nehme ich an. Meine Mutter pflegte mindestens einen halben Tag im Bett zu bleiben, nachdem mein Vater von seinen ehelichen Rechten Gebrauch gemacht hatte«, vertraute sie ihr an.
    Rosamunde machte große Augen. »Dann muß es sehr anstrengend sein.« »O ja«, stimmte Eustice heftig nickend zu. »Und laut!«
    »Laut?« Rosamunde sank auf das Bett zurück.
    »Du mußt dich umziehen«, ermahnte die Nonne sie. Rosamunde stellte sich wieder auf die Füße und nestelte an den Schleifen ihres Oberteiles herum. »Als ich ein Kind war, haben meine Schwester und ich eines Nachts an der Schlafzimmertür meiner Eltern gelauscht«, gestand Schwester Eustice. Rosamundes hochgezogene Augenbrauen ließen sie erröten, dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich war ein ungezogenes Kind, geriet immer in Schwierigkeiten. Da kenne ich übrigens noch jemanden«, fügte sie mit Nachdruck hinzu, woraufhin Rosamunde grinsen musste. »Egal, wir haben jedenfalls gelauscht und ...«
    »Und?« drängte Rosamunde.
    Eustice blickte finster zu ihr herüber. »Zieh dich weiter um!« befahl sie ihr. Sie wartete, bis Rosamunde begann, das Oberteil auszuziehen, und fuhr dann fort: »Sie machten jede Menge Krach. Das Bett quietschte, und meine Eltern stöhnten, ächzten und schrien.«
    Rosamunde zerrte das Kleidungsstück über ihren Kopf und starrte Eustice fassungslos an. »Sie haben geschrien?«
    »Aye!« Eustice verzog das Gesicht.
    »Rist du sicher, dass es ein Geschlechtsakt war? Vielleicht haben sie was ganz anderes gemacht?«
    Eustice zog diese Möglichkeit kurz in Betracht, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein! Ich sagte doch, das Bett quietschte.«
    Während Rosamunde über die Worte ihrer Freundin nachdachte, knüllte sie gedankenverloren das Hemd in ihrer Hand. Dann ging sie zu einer kleinen Schüssel, die in der Zimmerecke stand und wusch sich schnell.
    »Hier!« Eustice hielt ihr das weiße Kleid entgegen.
    Rosamunde nahm es an sich und zog es sofort über ihren Kopf. Dann steckte sie die Arme in die Ärmel, ließ es über ihre Hüften fallen und zupfte daran, bis es richtig saß. Anschließend band sie die Schleifen zu.
    Eustice sah ihr dabei zu, runzelte bei dem Anblick die Stirn und griff nach einer Haarbürste. Dann stellte sie sich hinter Rosamunde und bürstete die Haare des Mädchens, bis sie in glänzenden Locken über ihren Schultern lagen. Zufrieden legte sie die Bürste beiseite und schob Rosamunde zur Tür. »Wir sollten uns beeilen. Dein Vater hatte vor lauter Ungeduld fast Schaum vor dem
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