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086 - Das grüne Phantom

086 - Das grüne Phantom

Titel: 086 - Das grüne Phantom
Autoren: Dämonenkiller
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Werner Schmidt fuhr zur See, seit er die Volksschule verlassen hatte. Er konnte sich kein anderes Leben vorstellen. Seinen 29. Geburtstag feierte er als Matrose an Bord des Frachters Senator Burmester in der Südsee.
    Der Senator Burmester gehörte einer großen Hamburger Reederei, und Schmidt fuhr nun schon das sechste Jahr auf diesem Schiff. Er war ein großer, kräftiger Blondschopf mit blauen Augen, in denen ständig der Schalk blitzte. Seine Kameraden mochten ihn, seine Vorgesetzten schätzten ihn als einen guten und tüchtigen Seemann.
    Schmidt war mit sich und seinem Leben rundherum zufrieden. An übernatürliche Dinge und dergleichen glaubte er nicht. Hätte ihm jemand gesagt, daß er der Sklave und das Opfer eines Dämons werden sollte, Schmidt hätte ihn ausgelacht.
    Es geschah, als der Senator Burmester den Hafen von Rarotonga im Cook-Archipel anlief, um zwei Kisten mit Maschinen zu leichtern. Schmidt wollte seinen Geburtstag noch einmal nachfeiern und ging mit ein paar Kameraden an Land. Sie fanden bald eine Hafenbar, die ihnen zusagte. Dort gab es ein paar hübsche Mädchen, und mit einer von ihnen ging Schmidt gegen Abend nach Hause. Der Alkohol machte ihn beschwingt und ausgelassen, und die Aussicht auf das bevorstehende Liebesabenteuer hob seine Stimmung noch mehr.
    Die glutäugige schlanke und ranke Südseeschönheit führte Schmidt zu einem kleinen Flachdachhaus am Rande des Hafenstädtchens. Sie wohne allein hier, hatte sie Schmidt gesagt. Im Haus angekommen, führte sie ihn in das kleine, spärlich möblierte Wohnzimmer, in dem ein Ventilator vergebens gegen die Hitze ankämpfte. Dann ließ sie Schmidt eine Weile allein.
    Eine Bierdose in der Hand, wartete er, auf einer Bastmatte sitzend. Es dauerte reichlich lange. Schmidt wurde schon ungeduldig. Endlich kam die schöne Aiuna wieder. Lächelnd umarmte sie den Matrosen, und ihre Küsse ließen ihn alles andere vergessen. Er spürte den Druck ihres schlanken, gutgebauten Körpers.
    „Warum hast du mich so lange warten lassen?" fragte er seine Südseeschönheit.
    Ihr Körper in seinen Armen versteifte sich. In ihren Pupillen sah Schmidt, der mit dem Rücken zur angelehnten Tür stand, eine Bewegung. Es war das winzige Spiegelbild eines Mannes, dessen Hand soeben herabsauste.
    Ehe Schmidt noch reagieren konnte, krachte ein harter Gegenstand auf seinen Kopf. Warum? war sein letzter Gedanke.
    Wie lange Schmidt ohnmächtig gewesen war, wußte er nicht. Als er wieder zu sich kam, glaubte er zunächst an einen Alptraum. Er sah Feuerschein und hörte dumpfes Getrommel und das Stampfen nackter Füße.
    Schmidt öffnete die Augen. Er lag auf dem Boden, mit den Händen und Füßen an in die Erde gerammte Pflöcke gefesselt. Um ihn herum tanzten Menschen - allesamt Polynesier - ekstatisch zum Klang der Trommeln. Ihre halbnackten Körper waren schweißüberströmt, die Gesichter verzückt, die Augen starr.
    „Te-Ivi-o-Atea!" riefen sie immer wieder mit der gleichen Betonung.
    „Te-Ivi-o-Atea!"
    Der Matrose zerrte an seinen Fesseln. Noch hatte er keine Angst. Er war nur verwundert und auch wütend, daß man gerade ihn für diesen Mummenschanz ausgesucht hatte. Er wußte nicht, daß Te-Ivi-o-Atea, der Göttervogel, ein mächtiger Dämon war, der Herr der Südsee.
    Schmidt erkannte unter den Tanzenden Aiuna, deren hübsche bloße Brüste im Rhythmus ihrer Bewegungen wippten.
    „Was soll das?" fragte er. „Bindet mich los, verdammt noch mal! Ich habe keinen Sinn für solche Späße."
    Aiuna merkte, daß er wieder zu sich gekommen war, und stieß einen gellenden Schrei aus. Die anderen Tänzer hielten inne und schrien gleichfalls zum Sternenhimmel empor. Es war ein wilder animalischer Schrei.
    Schmidt, der zuvor Englisch gesprochen hatte, sagte jetzt auf deutsch: „Blöde Kanaken!"
    Er hatte weder Kopfschmerzen noch spürte er andere Nachwirkungen von dem Schlag auf den Kopf. Er war nur wütend.
    Plötzlich, wurde es still - bis auf eine Trommel, die leise und dumpf weiterpochte.
    Eine hochgewachsene Gestalt trat durch die Schmidt umringende Menge. Es war ein Mann mit einem buntgefärbten Mantel aus Kiwifedern, dem höchsten Rangabzeichen der Häuptlinge und Priester der Südsee. Der Mann trug eine silberne Schale in der Hand. Als er sich über Schmidt neigte, konnte Schmidt einen Aufschrei nicht unterdrücken.
    Das Gesicht des Tohunga, des Meisters, war eine scheußliche Fratze. Im flackernden Feuerschein wirkte sie noch fürchterlicher. Erst beim zweiten
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