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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Autoren: Cordwainer Smith
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Selbstmordwelle in der Nachbarstadt ausgelöst. Das war es, was Bulganin so beeindruckt hatte.
    Rogow arbeitete nun an dem Empfängerteil. Niemandem war es bisher gelungen, die unbeschreiblich schmalen, unbeschreiblich subtilen Strahlungsfrequenzen zu ermitteln, die einen Menschen von dem anderen unterschieden, aber Rogow bemühte sich darum, um sich in die Gedanken von weit entfernt lebenden Personen einzuschalten.
    Er hatte Versuche mit einer Art telepathischem Helm angestellt, aber es hatte nicht funktioniert. Dann war er davon abgekommen, reine Gedanken empfangen zu wollen, und hatte sich auf die Anzapfung visueller und akustischer Impulse konzentriert. Dort, wo die Nervenenden in das Gehirn mündeten, war es ihm im Lauf der Jahre geglückt, zahllose Mikrophänomene voneinander zu unterscheiden, und einige davon hatte er genau bestimmen können.
    Durch unbeschreiblich komplexe Messungen war es ihm dann eines Tages gelungen, zu dem Blickfeld ihres zweiten Chauffeurs Verbindung aufzunehmen, und mit Hilfe einer Nadel, die knapp unter seinem rechten Lid angebracht war, »sah« er mit den Augen des anderen, wie dieser völlig ahnungslos in eintausendsechshundert Metern Entfernung ihre Zis-Limousine wusch.
    Cherpas war später in diesem Winter in seine Fußstapfen getreten und hatte die Verbindung zu den Augen einer ganzen Familie herstellen können, die in einer nahe gelegenen Ortschaft ihr Mittagessen einnahm. Sie hatte B. Gauck angeboten, sich eine Nadel in den Wangenknochen einsetzen zu lassen, damit auch er mit den Augen eines arglosen, ausspionierten Fremden sehen konnte. Gauck hatte jegliche Art von Nadeln abgelehnt, doch Gausgofer war dazu bereit gewesen.
    Die Spionagemaschine begann Formen anzunehmen.
    Zwei Aufgaben waren jedoch immer noch nicht gelöst. Die erste war die Frage, wie der Kontakt zu einem weit entfernten Ziel wie dem Weißen Haus in Washington oder dem NATO-Hauptquartier in Paris hergestellt werden konnte. Die Maschine würde perfekte Geheimdienstarbeit leisten können, wenn sie in die Köpfe auch derart weit entfernter Menschen eindringen konnte.
    Die zweite Aufgabe bestand darin, eine Methode zu finden, mit der das Bewusstsein dieser Menschen über große Entfernungen gestört und so verwirrt werden konnte, dass die genannten Personen in Tränen ausbrachen, die Beherrschung oder gar den Verstand verloren.
    Rogow hatte es versucht, aber es war ihm nie gelungen, weiter als dreißig Kilometer über die Grenzen der namenlosen Stadt Ya.Ch. hinauszudringen.
    Eines Tages im November gab es in der Stadt Charkow siebzig Fälle von Hysterie, die fast alle mit Selbstmord endeten. Charkow lag mehrere Hundert Kilometer entfernt, und Rogow war nicht sicher, ob seine Maschine tatsächlich dafür verantwortlich war.
    Genossin Gausgofer wagte es, über seinen Ärmel zu streicheln. Ihre blassen Lippen lächelten, und ihre wässrigen Augen strahlten glücklich, als sie mit ihrer hohen, grausamen Stimme sagte: » Du wirst es schaffen, Genosse. Du wirst es schaffen.«
    Cherpas sah verächtlich auf. Gauck sagte nichts.
    Die Agentin Gausgofer sah Cherpas’ Blicke auf sich ruhen, und einen Moment lang spannte sich ein Bogen aus purem Hass zwischen den beiden Frauen.
    Die drei kehrten wieder an ihre Arbeit an der Maschine zurück.
    Gauck hatte auf seinem Stuhl gesessen und sie beobachtet.
    Die Männer und Frauen im Laboratorium sprachen nie sehr viel, und Stille erfüllte wieder den Raum.

IV
    In dem Jahr, als Eristratow starb, gelang ihnen bei der Maschine ein Durchbruch. Eristratow starb, nachdem die Sowjets und die Volksdemokratien versucht hatten, den Kalten Krieg mit den Amerikanern zu beenden.
    Es war Mai. Vor dem Labor huschten die Eichhörnchen durch die Bäume. Die letzten Reste des nächtlichen Regens tropften auf den Boden und sorgten dafür, dass die Erde feucht blieb. Es war angenehm, durch die offenen Fenster den Duft des Waldes in das Arbeitszimmer hereinzulassen.
    Der Geruch ihrer Ölöfen und der ranzige Geruch der Isoliermaterialien, des Ozons und der heißen elektronischen Einrichtungen war ihnen nur allzu vertraut.
    Rogow stellte fest, dass seine Sehkraft allmählich nachließ, da er die Empfängernadel ganz nah an seinem optischen Nerv hatte anbringen müssen, um visuelle Eindrücke von der Maschine zu erhalten. Nach Monaten des Experimentierens mit tierischen und menschlichen Versuchsobjekten hatte er sich entschlossen, eines ihrer letzten Experimente zu wiederholen, das sie erfolgreich mit
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