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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Autoren: Cordwainer Smith
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überarbeitete). In den dreißiger Jahren dann schrieb er Geschichten, die im alten oder modernen China spielten. Keine davon wurde jemals publiziert, aber ihre Qualität ist bemerkenswert – in einigen verwandte er die gleichen chinesischen Erzähltechniken, die später in Science-Fiction-Arbeiten wie »Die tote Lady von Clowntown« zum Einsatz kamen.
    Und schon früh begann auch das Spiel mit den Pseudonymen: »Krieg Nr. 81-Q« erschien unter dem Namen Anthony Bearden, einem Pseudonym, das Linebarger später vor allem für Gedichte benutzte; als Felix C. Forrest – ein Spiel mit seinem chinesischen Namen Lin Bai-Lo (»Wald des strahlenden Glücks«), der ihm von Sun Yat-sen verliehen worden war – schrieb er in den späten dreißiger Jahren zwei Novellen, die nach dem Krieg veröffentlicht wurden; und Carmichael Smith war der offizielle Verfasser des Spionagethrillers »Atomsk«, der in der Sowjetunion spielte.
    Die Karriere in der Science Fiction allerdings – die Karriere von Cordwainer Smith – begann eher unvermittelt. Linebarger mag während des Krieges amerikanischen Science-Fiction-Magazinen einige Stories angeboten haben, erschienen ist nie etwas davon. Auch die Geschichte »Scanner leben vergebens«, die er nach seiner Rückkehr in die USA 1945 in den Arbeitspausen im Pentagon schrieb, wurde von allen großen Genre-Magazinen abgelehnt. Fantasy Book , wo er sie fünf Jahre später als letzte Möglichkeit anbot, zahlte nicht einmal für die Veröffentlichung, und so begann Linebarger schwer daran zu zweifeln, dass man ihn in der Science Fiction je willkommen heißen würde.
    Doch es gab Leser, die aufmerksam wurden. Unabhängig davon, dass Fantasy Book zuvor kaum je eine wirklich anspruchsvolle Geschichte veröffentlicht hatte, unabhängig davon, dass der Autor völlig unbekannt war – »Scanner leben vergebens« gefiel ihnen.
    »Martel war zornig. Er war so aufgebracht, dass er noch nicht einmal auf die Idee kam, seinen Blutdruck nachzujustieren …« Es war mehr als die bizarre Ausgangssituation in »Scanner leben vergebens«, die die Aufmerksamkeit auf sich zog, es war die Art, wie sie behandelt wurde. Von den ersten Zeilen an wurden die Leser Teil von Martels Universum – eines Universums, das trotz all seiner Fremdartigkeit so wirklich wie unser eigenes erschien. Sie waren gefesselt und ganz bestimmt auch verzaubert. Wer war diese »Instrumentalität der Menschheit«, die selbst den Scannern Furcht einflößte? Wer waren die »Bestien« und die »Manshonyagger« und die »Heillosen«? Man konnte ihre Bedeutung für den Helden spüren, aber davon abgesehen … konnte man sich nur wundern.
    Linebarger wusste weitaus mehr über sein Universum, als er verriet – ja, mehr, als er jemals verraten würde. Dieses Universum hatte sich in seinem Kopf zu bilden begonnen seit der Zeit, als er »Krieg Nr. 81-Q« schrieb, und es gewann seine entscheidende Form in den Jahren zwischen 1930 und 1940, in denen er in einem geheimen Notizbuch seine Geschichte der Zukunft skizzierte – Notizen, auf die er später immer wieder zurückgreifen würde. Tatsächlich hatte er bereits in »Krieg Nr. 81-Q« Anspielungen auf die »Instrumentalität« eingeflochten – jene allmächtige elitäre Hierarchie, die zum Zentrum der Cordwainer-Smith-Stories werden sollte.
    Diese Bezeichnung hatte, typisch für Linebarger, mehr Bedeutung, als es zunächst schien. Er war in einer Familie streng gläubiger Anglikaner aufgewachsen, und das Wort »Instrumentalität« besitzt einen ganz besonderen religiösen Unterton: In der römisch-katholischen und der episkopalischen Theologie vollführt der Priester das Sakrament in der »Instrumentalität« Gottes. So hat in Cordwainer Smith’ Zukunftsepos die Instrumentalität der Menschheit Merkmale einer politischen Elite wie auch einer Priesterkaste. Ihre Hegemonie ist nicht die eines galaktischen Imperiums – wie es in der Science Fiction jener Zeit eigentlich üblich war –, sondern sie ist weitaus kunstvoller und umfassender, gleichzeitig politisch wie spirituell. Die Lords der Instrumentalität sehen sich nicht nur als einfache Herrscher oder Politiker oder Bürokraten, sondern als Instrument des menschlichen Schicksals.
    Linebargers Sinn für Religion erfüllte sein Werk auf mannigfaltige Weise und erschöpfte sich nicht nur in Anspielungen auf die »Alte Starke Religion«. So gibt es eine Betonung quasi-religiöser Rituale (man vergleiche nur den Kodex der Scanner mit dem
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