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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Autoren: Cordwainer Smith
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Spruch des Gesetzes in H. G. Wells’ »Die Insel des Dr. Moreau«); so gibt es das ausgeprägte Modell der Berufung in Gestalt der Scanner, Segler, Lichtstecher, Go-Kapitäne und der Lords der Instrumentalität selbst – etwas sehr Spirituelles, auch wenn es nicht in religiösen Begriffen ausgedrückt wird.
    Doch Linebarger war kein christlicher Apologet, der die Science Fiction als Medium für orthodoxe religiöse Botschaften benutzte wie etwa C. S. Lewis. Er war vor allem ein sozialer und psychologischer Denker, dessen Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Kulturen der Welt ihm einzigartige und scheinbar widersprüchliche Ideen über die menschliche Natur und Moral vermittelt hatten. So bewunderte er beispielsweise Samurai-Werte wie Schöpferkraft, Mut und Ehre und zeigte in seinen Texten generell seine Verbundenheit mit orientalischer Kunst und Literatur. Dennoch war er so schockiert von dem traditionsgebundenen Fatalismus und der Gleichgültigkeit dem menschlichen Leben gegenüber, wie er es in Asien vorfand, dass er geradezu eine Besessenheit gegenüber der »Heiligkeit des Lebens« entwickelte – er empfand das Leben als etwas zu Wertvolles, um es irgendeinem Konzept von Ehre oder Moral zu opfern, ob nun im Sinne des Orients oder des Okzidents. (Als er sich in Korea aufhielt, erreichte Linebarger eine Botschaft chinesischer Soldaten, die eigentlich kapitulieren wollten, es aber als beschämend erachteten, die Waffen zu strecken. Er verfasste eine Schrift, die erklärte, wie sich die Soldaten trotzdem ergeben konnten  – indem sie die chinesischen Worte für »Liebe«, »Pflicht«, »Menschlichkeit« und »Tugend« riefen, Worte, die, wenn sie in dieser Reihenfolge genannt wurden, wie das englische »Ich ergebe mich« klangen. Er hielt dies für die wertvollste Tat, die er in seinem Leben vollbracht hatte.) Diese Einstellung spiegelt sich vor allem in der scheinbar beiläufigen Art, mit der in den Geschichten Themen wie Gehirnwäsche behandelt werden; für den Jäger und Elaine am Ende von »Die tote Lady von Clowntown« etwa ist es ein menschlicheres, wenn auch weniger »ehrenvolles« Schicksal als der Tod. In Linebargers Sicht ist das Leben eben immer an oberster Stelle angesiedelt, wie stark auch sonst der orientalische Kodex von Ehre und Wahrung der Form die hybride Kultur seiner Zukunft durchdringen mag.
    Und er war der festen Überzeugung, dass das Leben mehr als bloßes Leben war. »Der Gott, an den er glaubte, hatte mit der Seele des Menschen und der Entfaltung der Geschichte und dem Schicksal aller lebenden Kreaturen zu tun«, sagte einmal einer seiner Freunde, und so ist es die Erforschung des menschlichen – ja, mehr als menschlichen – Schicksals, die Linebargers Geschichten Harmonie verleiht. Hinter all den erfundenen Kulturen, hinter den komplizierten Verwicklungen der Handlung und dem Glück oder dem Leid der Charaktere steht der Autor als Philosoph, der ähnlich wie Teilhard de Chardin (obwohl es keinen Hinweis auf einen direkten Einfluss gibt) versuchte, Wissenschaft und Religion miteinander zu versöhnen, eine Synthese zwischen Christentum und Evolution zu schaffen, die Licht auf die Natur des Menschen und die Bedeutung der Geschichte werfen sollte.
    Die Erzählungen in dieser Sammlung, zum ersten Mal vollständig und in ihrer korrekten Reihenfolge geordnet, sind der veröffentlichte Teil einer riesigen »Future History«, die sich über etwa fünfzehntausend Jahre erstreckt. Zu Beginn wird die Menschheit noch gepeinigt von den »Alten Kriegen« und dem »Dunklen Zeitalter«, das folgte. Es gibt Hinweise auf Jahrtausende des Stillstandes, in denen die »Wahren Menschen« Perfektion hinter den Mauern ihrer Städte suchten, während die »Wilden« als Überlebende der Alten Welt zurückblieben – eben die Bestien, die Manshonyagger, die Heillosen. In dieser Zukunft erscheinen die Vom-Acht-Schwestern  – Töchter eines deutschen Wissenschaftlers, der sie gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Satelliten einschloss und ihre Lebensfunktionen verlangsamte – und bringen der Menschheit das »Geschenk der Vitalität«, ein Konzept, das für Linebarger offenbar das bedeutete, was für Bergson und Shaw »Lebenskraft« war. Als Gründer der Vomact-Familie repräsentieren sie eine Kraft in der menschlichen Natur, die gut oder böse sein kann, doch womöglich am Ende nichts von beidem ist, sondern lediglich ein notwendiges Element in der menschlichen Evolution. (Die duale Natur der Vomacts
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