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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten
Autoren: Cecelia Holland
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Couch, legte einen Arm auf die Rückenlehne und senkte den Kopf. »Ist das dein Ersatz für das Denken?«
    Paula hängte die weiße Serviette über einen Griff des Servierwagens. »Er wird mich selbst zur Erde bringen«, sagte sie zu Junna. Sie holte sich ihr Glas, das neben der Couch am Boden stand. »Früher oder später.«
    Junna blickte Tanoujin mit gerunzelter Stirn an. Paula streckte ihm ihr leeres Glas entgegen, und er trat zu dem Servierwagen mit den Getränken.
    »Früher oder später«, sagte Tanoujin, »werden Sie tun, was ich Ihnen sage.«
    Sie schlief allein in dem breiten, kühlen Bett. Plötzlich wachte sie auf, oder schien aufzuwachen. In ihrem Nacken kribbelten die Nerven. Tanoujin stand neben ihrem Bett. Seine gelben Augen waren wie Spiegel. Sie war unfähig, sich zu bewegen. Es war wie ein Traum. Er legte sich neben sie auf das Bett.
    »Paula...« Er nahm ihr Gesicht zwischen seine kalten Hände.
    »Paula, jetzt wirst du dich mir unterwerfen.«
    Es ist ein Traum, dachte sie. Seine betäubende Berührung machte sie schläfrig. Sein Mund preßte sich auf ihre Lippen. Ein Traum. Er verschwand. Stille und Dunkelheit umhüllten sie. Sie versuchte verzweifelt, aufzuwachen. Ihr Verstand war völlig benebelt. Sie mußte denken! Es war kein Traum. Tanoujin hatte sie genommen.
    Sie versuchte, ihre Gedanken zu konzentrieren. Ihr Bewußtsein schien durch eine grenzenlose Leere zu schweben. Ohne ihren Verstand war sie hilflos und konnte nicht erkennen, was wirklich geschah, und was sie tun sollte. Vielleicht nichts. Andere Menschen wurden hysterisch und widersetzten sich völlig sinnlos immer wieder, bis zu ihrem Tod, oder bis sie keine Kraft zum Widerstand mehr hatten. Wenn sie wenigstens sehen könnte, dann wäre doch etwas da, an dem sie sich festhalten konnte. Sie versuchte, sich zum Sehen zu zwingen.
    Eine grüne Welt tat sich vor ihr auf, mit Bäumen und Wiesen, die im gelblichen Sonnenlicht lagen. Das war ihre Fantasie. Mit einiger Anstrengung gelang es ihr, das Bild zu lösen. Wieder umgab sie tiefes Dunkel. Sie durfte sich nicht vorstellen, was sie zu sehen wünschte. Sie konzentrierte sich ganz darauf, sehen zu können.
    Ein Licht blitzte auf. Es war so grell, daß es sie blendete. Das Licht erlosch wieder, und das Schwarz, das sie umgab, wurde zu einem dunklen Grau. Sie riß sich energisch zusammen, von neuem Mut beseelt. Fast hätte sie den Bann gebrochen. Sie stemmte sich mit allen Kräften gegen das Dunkel.
    Diesmal war der Lichtblitz so grell, daß er sie fast betäubte. Sie sah fünf oder sechs Imagen von sich im Raum kreisen, und lautlose Stimmen waren in ihrem Gehirn. Gib auf, gib auf, sagte eine der Stimmen. Gib auf, gib auf. Sie war in der Mitte ihres Seins, verloren, hilflos. Zwei Imagen flössen zusammen, wurde eins, und sagten ihr immer wieder dieselben Worte. Aber noch schwebten ein paar andere Imagen langsam im Kreis herum. Sie raffte all ihre Willenskraft zusammen und zwang sie, sich zu einem zu vereinigen. Die laute Stimme, die ihr zurief, aufzugeben, verstummte.
    Das war Tanoujins Stimme gewesen. Sie konzentrierte sich auf das Image, das vor ihrem Gesicht schwebte. Es nahm andere Konturen an. Sie sah die Tür, die ins Wohnzimmer führte. Lichtschein fiel aus dem elektrischen Kamin im Hintergrund.
    Wieder schloß sich das Dunkel um sie, Sie ruhte sich aus, um neue Kräfte zu sammeln. Alle ihre Imagen hatten sich wieder vereinigt. Diesmal mußte es ihr gelingen. Sie durfte sich nicht noch einmal von ihm zurückdrängen lassen. Sie schwang die Beine aus dem Bett und schritt in das tiefe Dunkel hinein. Plötzlich, ohne daß ein Lichtblitz aufgeflammt wäre, lag der Hotelkorridor vor ihr. Ein Stythe, der an ihr vorbeiging, grüßte sie.
    Paula atmete erleichtert auf. Der Korridor war dunkler als zuvor, die Farben zu Halbtönen gedämpft, die Schattierungen zwischen Hell und Dunkel deutlicher, als sie es in Erinnerung hatte.
    Es war ein stythischer Eindruck. Stythen sahen ihre Welt so. Er wollte sie noch einmal hereinlegen. Sie weigerte sich, die Dinge zu sehen, die er ihrem Gehirn eingab. Sie lösten sich auf.
    Wieder zuckte ein greller Blitz vor ihren Augen auf und blendete sie. In dem grellen Licht bewegten sich Gestalten. Sie ging auf sie zu. Das Licht durchdrang ihren Körper, als wenn er aus Glas wäre. Sie trat in einen matt erleuchteten Raum. Ein blasses Marsianer-Gesicht blickte auf sie herab, und der Mund sprach Worte, die sie nicht hören konnte.
    Sie war in einem anderen Teil
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