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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten
Autoren: Cecelia Holland
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Ketac. »Ich werde später mit dir reden.«
    Ketac glitt an Paula vorbei, öffnete das Luk und verschwand auf dem Korridor.

    »Ich werde in elf Wachen eine Sitzung des rAkellaron in Vribulo abhalten«, sagte Tanoujin. »Die Gleiter der Flotte haben die Hoheit in dem Raum, ganz egal, was die Uranus-Patrouille unternehmen sollte. Die Kammer wird mich zum Prima des Imperiums auf Lebenszeit ernennen. Leno wird mein Stellvertreter auf Uranus, Mehma auf Saturn, und Ketac wird Flottenchef.«
    Sie fragte sich, wie lange er leben würde. Wenn sie schon lange zu Staub geworden war, wenn Ketacs Enkel alte Männer waren, würde Tanoujin noch immer regieren. »Ich gratuliere«, sagte sie.
    »Sie könnten mir helfen.«
    »Ich habe Ihnen geholfen. Ich habe Sie hergebracht.«
    »Sie könnten mehr tun.«
    »Was ist denn mehr als Ihr Leben?«
    Ein leises Summen erklang. Tanoujin streckte den Arm aus, und eine schmale Schublade zwischen den Buchzellen schob sich aus der Wand. »Sie wollen einfach nicht zugeben, daß ich recht habe.« Er nahm einen Kopfhörer aus der kleinen Schublade und legte einen Schalter um. Ein rotes Licht begann zu flackern.
    »Tanoujin«, sagte er in das Mikrofon. Lenos rauhe Stimme klang aus dem Lautsprecher. Paula verließ die Bibliothek.
      

VRIBULO
Hundert Wachen später
    In Vribulo standen die Menschen Schlange, wie auf der Erde während des Coups. Die Stadt erschien Paula viel heller als vorher. Sie ging die Straße entlang, die am Seeufer vorbeiführte.
    Junna begleitete sie und bemühte sich, kurze Schritte zu machen, damit sie nicht traben mußte. Zu beiden Seiten einer Gasse sah Paula ruß geschwärzte Ruinen und verstreute Beton- und Plastiktrümmer. Die Luft roch nach Azeton.
    »Während der Letzten Wache haben wir die letzten Mitglieder der Patrouille hingerichtet«, sagte Junna. Er führte sie um eine lange Menschenreihe herum in eine Querstraße. Eine lange Haarsträhne hatte sich aus seinem Knoten gelöst und hing ihm über das Ohr. »Jede Stadt im Imperium hat sich meinem Vater unter-worfen und ihm Gehorsam geschworen.«
    »Das scheint Sie zu freuen.«
    »Ich weiß nicht, Paula. Alles hat sich verändert. Ich habe keine Ahnung, was passieren wird. Selbst die Eidesformeln sind jetzt anders. Er hat sie neu aufgesetzt. Wer weiß, was sie wirklich bedeuten?«
    Sie griff mit der Hand nach der lockeren Haarsträhne über seinem Ohr. »Was soll das bedeuten?«
    »Trauer für Vida.«
    Sie erreichten die Steile Straße, die vom Seeufer zum Akellaron-Haus hinaufführte. Vor langer Zeit war sie einmal Ymma diese Straße hinauf gefolgt, nachdem er Tanoujin halbtot geschlagen hatte. Wieviele Jahre war das jetzt her?
    Während der ganzen Zeit auf der Ybix hatte sie an David gedacht. Sie hatte ihn im Traum gesehen, das Gesicht voller Blut, der Körper zerschmettert. In manchen ihrer Träume hatte er Feuer geblutet. Er war immer tot in ihren Träumen. »Ich weiß nicht, was sie bedeuten«, sagte sie zu Junna. »Was ist eigentlich mit seinem Körper geschehen?«
    »Das kann Ihnen mein Vater sagen.« Sein Ton warnte sie, Tanoujin lieber nicht danach zu fragen.
    Sie betraten die Prima Suite. Im weiß gestrichenen Vorzimmer warteten über ein Dutzend Männer: Leno, Mehma und einige andere rAkellaron. Als sie hereintrat, erhoben sich alle. Das war typisch für sie. Als ihr der Prima zu einem Drittel gehörte, hätten sie es nicht getan.
    »Wo ist Ketac?« fragte sie Junna.
    »Ich weiß nicht. Ich werde ihn suchen.« Der große schlanke Mann verließ den Raum. Ihr Lieblingsstuhl stand noch immer an seinem Platz, und sie setzte sich auf ihn. Die sechzehn rAkellaron setzten sich ebenfalls wieder. Sie hatte keine Lust, mit ihnen zu sprechen. Sie wandte den Kopf und blickte durch das Fenster auf Vribulo hinaus.
    Nach einer Weile trat Marus ein. Er reichte Leno etwas, der daraufhin hinausging, und sagte: »Mendoza, der Akellar wünscht Sie zu sehen.«
    Paula folgte ihm durch die Halle. An der Schwelle von Sabas Zimmer spürte sie ein leises Kribbeln im Nacken. Sie fuhr mit der Hand darüber und fragte sich, was das bedeuten mochte.
    Die beiden Fenster auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers zeichneten rechteckige Lichtflecke an die Decke. Entlang den kahlen Wänden waren Filmkartons, Bücher und Papiere aufgeschichtet. Marus trat nach ihr ins Zimmer. Paula berührte wieder ihren Nacken. Tanoujin kam aus dem Nebenraum herein, und das Kribbeln verstärkte sich.
    Er reichte Marus ein Papier.
    »Übergib es Mehma,
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