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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten
Autoren: Cecelia Holland
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lag.
    »Wir sind jetzt etwa dreitausend Fuß über der Geosphäre«, sagte Tanoujin. »Wo willst du landen?«
    »Sehr bald. Du solltest mal das Schiff jetzt fühlen. Die Ybicket ist ziemlich temperamentvoll. Und die Schwerkraft ist ähnlich stark wie bei uns.«
    »Saba hat oft gesagt, das Fliegen auf der Erde ist riskanter als Kämpfen.«
    »Dort drüben.« Paula drückte die Nase gegen die Fensterscheibe. »Gehen Sie über dem See herunter.« Vor ihnen brach sich das Licht der Sonne an dem unregelmäßigen Seeufer. Sie flogen langsam über das aufgewühlte Wasser, vorbei an der zerstörten Hülle eines Doms, die sich tausend Fuß hoch erhob. Sand trieb an ihrer platten Flanke entlang. Sand füllte das Becken des Sees.
    »Alm ata«, sagte Paula.
    Junna zog das Schiff in die Höhe und über einen hohen, schwarzen Bergkamm, der wie ein eisernes Gerippe aussah. Das Fenster an Paulas Wange fühlte sich kalt an. Die beiden Stythen konnten das helle Sonnenlicht nicht vertragen und setzten ihre Helme auf.
    Sie flogen an einer zweiten Dom-Ruine vorbei. Es wurde Nacht.

    Paula lehnte sich zurück und blickte zu Luna hinauf, die wie eine bleiche Maske über dem Horizont hing.
    »Flieg zurück auf die Tagseite«, sagte Tanoujin. »Paula, setzen Sie Ihren Helm auf.«
    Die Ybicket beschrieb eine steile Kehre und raste auf die Tagseite des Planeten zurück. Junna flog nordwärts eine Küste entlang. Paula blickte auf die zerklüfteten Ufer, zu den Bergen, die weit voraus lagen. Die Luft am Horizont war braun von Sand. Die Wellen des Ozeans warfen einen weißen Schaumstreifen ans Ufer.
    »Junna, bring sie herunter«, sagte Tanoujin. »Wir landen am Ufer. Siehst du den Felsen dort? Setzen Sie sich wieder hin, Paula.«
    Die nadelscharfe Nase des Schiffes senkte sich. Paula saß wieder auf ihrem Sitz und renkte sich den Hals aus, um über die Unterkante des Fensters hinweg nach draußen sehen zu können. Unter ihnen brachen sich die Wellen an einem flachen Uferstreifen.
    Ein riesiger Felsblock zerteilte die Wogen. Grüner Tang wogte an seinem Fuß hin und her. Junna stellte den Gleiter auf das Heck und setzte ihn sanft auf den Strand. Paula lag jetzt waagerecht in ihrem tiefen Sitz. Tanoujin kletterte den jetzt vertikalen Mittelgang hinab.
    »Achte auf Strahlung«, sagte er zu Junna.
    Paula kniete sich auf die waagerechte Rückenlehne ihres Sitzes.
    Junna stieß das Luk auf, ein Schwall frischer Luft strömte in ihr Gesicht. Ein Vogel zwitscherte ganz in der Nähe. Das Sonnenlicht blendete sie. Tanoujin nahm ihren Arm, half ihr aus dem Luk und ließ sie auf den Sand des Strandes hinab.
    Die Luft roch nach Salz. Es war warm, und sie zog den Verschluß ihres Druckanzuges auf. Zwei braune Möven segelten über der Ybicket durch die Luft. Junna lief den Strand hinab auf die anbrandenden Wellen zu.
    »Hier.« Tanoujin reichte ihr das schwarze Etui mit ihrer Flöte.
    Paula zog den Druckanzug aus. »Warum ist die Luft hier so frisch?«
    »All das Gras hier produziert Sauerstoff.« Er deutete mit einer weitausholenden Handbewegung landeinwärts. Auf den Dünen sprossen die Halme von Strandhafer aus dem losen Sand. »Aber das ist nur hier so. Zwanzig Meilen in der Richtung wird die Luft wieder schlecht.« Er deutete nach Osten. »Zehn oder zwölf Meilen in der Richtung.« Mit einem Kopfnicken nach Westen. »Und drei Meilen landeinwärts.« Er stand über sie gebeugt, als sie die Stiefel ihres Raumanzuges auszog. »Es gibt Trinkwasser, und wenn Sie sich Mühe geben, finden Sie auch genug zu essen, um überleben zu können. Aber verlassen Sie diesen Strand nicht, bevor Sie wissen, wohin Sie gehen wollen.«
    Sie warf die schweren Schuhe in den Sand. »Sie sollten lieber Ihren Sohn zurückrufen, bevor er bis nach China schwimmt.«
    Tanoujin blickte auf. Junnas Kopf tanzte vierzig Fuß jenseits der Brecher auf den Wellen des Ozeans. Sein Druckanzug und seine Uniform lagen in unordentlichem Haufen im feuchten Sand.
    Paula klemmte ihre Flöte unter den Arm und ging den Strand entlang. Einmal blieb sie stehen und blickte zurück. Tanoujin stand am Ufer und starrte auf den Sand unter seinen Füßen. Er sah sie nicht an. Vielleicht konnte er es nicht. Sie wandte sich um und ging weiter.
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