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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten
Autoren: Cecelia Holland
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zusammengerollt am Fuß der Treppe, das Gesicht auf den Boden gepreßt, und fühlte ihn in ihrem Körper aufsteigen, bereit, von ihr Besitz zu ergreifen, sowie ihre Kräfte erlahmten. Sie zwang ihn wieder zurück. Diesmal ging es ziemlich einfach. Er wurde schwach. Sie stemmte sich auf die Knie, stand auf und ging den Korridor entlang zur Tür.
    Der Garten erstreckte sich bis zu den Bäumen am Rand des Golfplatzes. Die Farben der Blumen wurden von dem blauen Domlicht erstickt. Die Luft kühlte ihre Wangen. Der Schmerz schien abzuklingen, oder sie hatte sich an ihn gewöhnt, aber ihr Körper war so schlapp, als ob er dabei wäre, sich aufzulösen. Sie konnte die Füße nicht mehr heben und schleifte sie über den Boden, durch Beete mit Mohn, Pfingstrosen und Wildblumen.
    Nein, fühlte sie seine Stimme in ihrem Gehirn. Geh zurück. Bring mich zurück.
    Sie stolperte durch ein dichtes Gebüsch am Rande des Golfplatzes. Hinter ihr rief jemand ihren Namen; sie glaubte, es sei Ketac. Sie ließ sich zu Boden fallen - ihr Fleisch war wie dicker Morast, alles Gefühl war abgestorben - und schloß die Augen.
    Wenn sie sterben würde, dann starb sie eben.
    Nein! Nein! Nein!
    Ihr Wille hielt sie am Leben, und ihr Wille konnte auch ihren Tod herbeiführen. Von ihrem Körper befreit konnte sie das ganze Universum erreichen und wäre sofort zu Hause.
    Tanoujin, dachte sie, diesmal hast du einen Fehler gemacht. Er brauchte noch immer den Schutz ihres Körpers. Er war ihr Kind, ihre Bestie, die unvorstellbare Zukunft, die sie aufgezogen und beschützt hatte, bis er stark genug geworden und sein Weg unabänderlich war. Jetzt sind wir miteinander fertig, dachte sie.
    Bitte, sagte er. Ich werde alles tun, was du willst.
    Ketac rief wieder ihren Namen. Sie wandte den Kopf und antwortete ihm.
    »Ich muß sie loswerden.«
    Sie hob den Kopf und war von einer Sekunde zur anderen hellwach. Sie lag auf dem Bett, allein, und völlig angezogen. Sie konnte sich an nichts erinnern, was nach dem Augenblick geschehen war, als Ketac sie auf dem Golf rasen gefunden hatte. Die Tür zum Nebenzimmer stand offen, und von dort kamen die Stimmen.
    »Du kannst sie doch nicht töten, Papa«, sagte Junna.
    Sie stieg aus dem Bett, ging zur Tür und blieb auf der Schwelle stehen. Wieder spürte sie das Kribbeln in ihrem Nacken. Ketac stand direkt vor ihr, und seine breiten Schultern versperrten ihr die Sicht. »Ich verstehe nicht, daß Sie auch nur daran denken können, sie zu töten,«
    »Sie ist heimtückisch«, sagte Tanoujin, »und sie ist pervers. Was immer ich denke, sie glaubt an das Gegenteil, nur um mich zu ärgern.«
    Paula trat an Ketac vorbei und stellte sich zwischen ihn und die Wand. Junna stand vor Tanoujin, der auf der Couch saß.
    Er war innerlich so erregt, daß er Paula nicht einmal bemerkte.
    »Sie ist dein Freund«, sagte Junna.
    »Sie ist nie mein Freund gewesen. Wir haben einander immer gehaßt.«
    Ketac starrte sie an. Sie sagte: »Ich habe Durst. Bringen Sie mir ein Glas Wasser.« Tanoujin hatte sie gesehen. Und er war nicht erregt. Er weigerte sich nur, von ihr Notiz zu nehmen.
    »Du kannst sie nicht töten, Papa«, sagte Junna. »Sie hat doch nur Gutes für dich getan.«
    »Ich habe gesagt, daß ich sie loswerden muß, nicht, daß ich sie töten werde.«
    Paula blickte ihn an. Er vermied es, ihr in die Augen zu sehen.
    Ketac kam zurück und brachte eine Tasse mit kaltem Wasser. Sie ging ins Schlafzimmer zurück, um sich umzuziehen.

DIE ERDE
Heimkehr und vielleicht ein neuer Anfang
    Roter Sand prasselte gegen die Scheiben. Paula warf einen Blick auf den Holografen. Die Ybicket flog durch einen Orkan grüner Lichter. Sie hob wieder den Kopf und blickte durch das Fenster.
    Junna, der auf dem Pilotensitz saß, wandte den Kopf. »Hast du die Temperatur der Geosphäre?«
    Tanoujin warf einen Bick auf die Radiokonsole. »Ungefähr 30 Grad am Boden. Voraus liegt eine Luftschicht von geringerer Dichte. Kurs plus 72.« Tanoujin klappte die Radiokonsole zurück und zog den Scanner aus der Wand.
    Die Ybicket beschrieb eine weite, abfallende Kurve. Sie kamen aus der Sturmzone heraus. Paula richtete sich auf, um einen besseren Blick auf die Landschaft zu haben. Unter ihr erstreckte sich eine weite rote Wüste. Der Sand war vom Wind wie ein Waschbrett verweht worden. Darüber spannte sich ein blauer, wolken-loser Himmel, von dem eine helle Sonne schien. Ihr Licht wurde von der Oberfläche eines Sees reflektiert, der ein paar Meilen voraus
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