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Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
Autoren: Mark Brandis
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1.
    Im Cockpit einer Merkur -Kuriermaschine hatte sich Martin Seebeck aufgerichtet, und nun betrachtete er blinzelnd die schwerbestückte Invictus, die, nachdem sie die Umlaufbahn um die Erde bereits verlassen hatte, noch einmal widerwillig beidrehte, um ihn an Bord zu nehmen: für vier endlose, einsame Monate unter fremden Sternen.
    Seebeck fröstelte. Niemand – es sei denn, sein Ehrgeiz – zwang ihn, an dieser Patrouille, die zugleich ein letzter Testflug war, teilzunehmen. Aus freien Stücken hatte er sich darum beworben, und fast wider Erwarten hatten die zuständigen Instanzen eingewilligt. Einen Träger des Pulitzer-Preises wies man nur selten ab. Noch war es möglich, von dem Vorhaben zurückzutreten – unter irgendeinem Vorwand, sogar ohne das Gesicht zu verlieren. Ein Anfall von Raumkrankheit war leicht zu spielen. Im Glast der Sonne schwebte die Invictus näher und wurde zu einem silbernen Dreieck mit gleißenden Scheiben und pulsierenden Triebwerken – und Seebeck riß sich zusammen und zwang sich, seine zukünftige Heimstatt näher ins Auge zu fassen: das neueste Schlachtschiff der zur EAAU zusammengeschlossenen Drei Kontinente – die Trumpfkarte der europäischen, amerikanischen und afrikanischen Militärs gegenüber den Vereinigten Orientalischen Republiken.
    Seebeck sah: Die Invictus trug das zivile VEGA-Emblem – Hinweis darauf, daß die endgültige Übergabe des Schiffes noch nicht erfolgt war –, doch daneben prangte bereits in grellem Orange das mit Jahresbeginn eingeführte neue Wahrzeichen der Strategischen Raumflotte: ein stilisierter Sonnenball im Raketenkranz. Seebeck verspürte einen Anflug von Bedauern – oder war es Zorn, war es Scham? –, als er daran dachte, daß am Anfang dieser Entwicklung einmal ein friedliches Expeditionsschiff namens Kronos gestanden hatte – das erste Schiff einer irdischen Zivilisation, das die Sonne umrundet hatte. Die Invictus, die an diesem Tag ihren Dienst antrat, stellte die militärische Version dar: gleiche Geschwindigkeit, gleicher, nahezu unbegrenzter Aktionsradius – doch darüber hinaus vollgepackt mit den modernsten Waffensystemen. Sie war ein sichtbarer Beweis dafür, daß alle menschliche Phantasie, aller menschlicher Erfindungsgeist am Ende doch immer wieder zur Waffe gerieten.
    Der Merkur -Kommandant räusperte sich.
    »Übrigens, haben Sie den Kommandanten schon kennengelernt?«
    »Commander Brandis? Nein, persönlich nicht.«
    »Oh, ich merke, Sie sind nicht ganz auf dem laufenden. Soviel ich weiß, hat Commander Brandis die Schiffsführung bereits abgegeben an Major Degenhardt.«
    »Ich denke, das geschieht erst am Ende der Reise.«
    »So war es auch geplant«, sagte der Merkur -Kommandant. »Vorgesehen war ein Testflug in Form einer Patrouille. Die Militärs haben den Spieß umgedreht. Nun fliegt die Invictus eine Patrouille, die nur noch ganz nebenbei ein Testflug ist. Erkennen Sie den feinen Unterschied?«
    Seebeck hob die Schultern.
    »Major Degenhardt genießt einen untadeligen Ruf.«
    »Sicher«, sagte der Merkur -Kommandant, »sicher. Aber vier Monate sind eine lange Zeit. Ich werde nicht klug aus Ihnen, Seebeck … Sind Sie nun wirklich der große Autor, der den Dingen auf den Grund geht, oder sind Sie nur ein Narr? Mich könnten Sie nicht einmal mit einer Beförderung zum General für diese Patrouille ködern … Wissen Sie überhaupt, wie diese Patrouille bei uns intern genannt wird? Die Sirius-Patrouille. Ich hoffe, Sie können mit diesem Wort etwas anfangen.«
    Seebeck tat, als hätte er nichts gehört. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf das Manöver. Es war von bestechender Eleganz. Die lnvictus stand auf der Stelle, und das Kurierschiff beschrieb verlangsamend eine Schleife, um sich dann mit einer Schiffslänge Abstand längsseits zu schieben.
    Seebecks Gedanken arbeiteten. Eine Jahreszahl und ein Bild tauchten vor ihm auf. 1969. Neil Armstrong und Edwin Aldrin betreten als erste Menschen den Mond.
    Was zum Teufel hatte das mit der Sirius-Patrouille zu tun?
    Der Merkur -Kommandant wurde sachlich.
    »Sind Sie schon mal übergestiegen – von Schiff zu Schiff, im freien Raum?«
    Seebeck spürte mit Verdruß, daß seine Lippen auf einmal trocken waren.
    »Bis jetzt noch nicht.«
    »Macht nichts«, sagte der Merkur- Kommandant . »Wir werden eine Leine spannen. Es kann nichts passieren.«
    Auf der Invictus ging die Schleuse auf: ein gähnender Schlund. Aber dahinter warteten Wärme und Geborgenheit, dahinter warteten
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