Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus
Autoren: H. G. Ewers
Vom Netzwerk:
Faktor Sicherheitskomitee …
     
    »Das Ungeheuer ist immer noch da«, sagte Ahmed Bucharin.
    Ich blickte zur Schleuse hinaus.
    Der Venusier, der Denis Dubois gerettet hatte, ruderte auf einer Stelle. Sein klobiger Echsenkopf war unverwandt auf uns gerichtet.
    »Daniel!« rief ich. »Das muß Daniel sein!«
    Er konnte mich nicht hören, und ich konnte seine Sendungen nicht empfangen, deshalb erhielt ich keine Bestätigung für meine Vermutung. Aber je länger ich den gewölbten Körper betrachtete, desto vertrauter erschien er mir.
    War es wirklich erst knapp einen Erdentag her, daß ich – mein Geist – in diesem Körper gewesen war …?
    Der Venusier hob eine Tatze, als wollte er winken.
    Ich winkte zurück.
    »Auf Wiedersehen, Daniel!«
    Ich war sicher, daß ich ihn wiedersehen würde.
    Daniel warf seinen Körper herum und tauchte in den Sand.
    Nach einer Weile legte mir der Chefwissenschaftler die Hand auf die Schulter und räusperte sich. Erst da merkte ich, daß ich die ganze Zeit über auf die Stelle gestarrt hatte, an der Daniel verschwunden war.
    »Es wird Zeit für den Start«, sagte Cato.
    Ahmed Bucharin schloß das Außenschott und wir gingen zur Kommandozentrale, die nun wieder frei war.
    Eine halbe Stunde später brüllten die Hecktriebwerke auf. Die GOLIATH schüttelte den Sand ab und stieg in den verhangenen Himmel des zweiten Planeten.
    Agkora hatte Wort gehalten. Die BONAPARTE und ihre beiden Begleitschiffe waren abgeflogen. Niemand hinderte uns daran, den freien Raum zu erreichen.
     
    Präsident Laval, Chefwissenschaftler Sergius Cato und der Biologe Levinson bildeten eine provisorische Regierung. Eine entsprechende Verlautbarung wurde an die Kommandanten der Invasionsflotte und an die Erde gegeben.
    Von der Erde traf wenige Stunden später ein Funkspruch ein, der besagte, daß die Titanflotte unter dem Kommando meines Onkels James Rutland auf dem Raumhafen der Welthauptstadt gelandet sei und die Überreste der Komitee-Herrschaft beseitigt habe. Das Erscheinen eines Teils dieser Flotte wurde angekündigt.
    Unterdessen befahl Sergius Cato die Einstellung sämtlicher Landeoperationen auf der Venus. Er vergaß auch nicht anzuordnen, daß die ausgeschifften Landetruppen auf keinen Fall wieder an Bord genommen werden durften.
    Damit schien die der Menschheit drohende Gefahr fürs erste abgewendet zu sein, aber wir alle hatten uns geirrt.
    Zwei Tage nach diesen Ereignissen kam ein Anruf von der Venus. Der Generalsekretär des Sicherheitskomitees meldete sich und stellte der Menschheit ein Ultimatum.
    Wir sollten unverzüglich landen und die Mannschaften ausschleusen. Sobald wir umgeformt wären, sollte die Umsiedlung der Menschheit beginnen. Erfüllten wir diese Forderungen nicht, würde die Erde verwüstet werden. Der Generalsekretär gab bekannt, daß er und die anderen Komiteemitglieder sich als die rechtmäßige Regierung der zwei Planeten Erde und Venus ansahen und daß sie sich in den Besitz der venusischen Machtmittel gebracht hätten, um ihre Forderungen mit Gewalt durchsetzen zu können.
    Sergius Cato wurde leichenblaß, als er die Botschaft erhielt.
    Er berief sofort eine Regierungssitzung ein. Ich wurde ebenfalls eingeladen, da ich Agkora persönlich kannte.
    »Es hat den Anschein«, sagte der Chefwissenschaftler, »als ob der Umformungsprozeß die Charaktere der betreffenden Menschen nicht verändert. Des Generalsekretärs Behauptung, er hätte sich in den Besitz der venusischen Machtmittel gebracht, kann doch nur bedeuten, daß er Agkora als Koordinator abgesetzt hat.«
    Er sah mich an.
    »Oder denken Sie anders darüber, Berry?« Wohl wegen der offiziellen Regierungssitzung verwandte er das förmliche »Sie«.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Das ist schwer zu sagen. Ich weiß, daß Agkora die Menschheit nicht vernichten will und …«
    »Einen Augenblick!« rief Levinson. »Die Anschläge, die er auf der Erde durchführen ließ, haben viele Menschenleben gekostet. Und wer vor einem Mord nicht zurückschreckt, schreckt auch vor zweien oder gar einem Massenmord nicht zurück.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Bei den Anschlägen wurde kein einziger Mensch getötet, Sir. Die Verformten, die sie durchführten, besaßen genaue Instruktionen, und eine Hypnobehandlung verhinderte, daß sie sich darüber hinwegsetzten.«
    »Woher wollen Sie das wissen, Berry?« fragte Cato.
    »Agkora selbst hat es mir erzählt, Sir.«
    »Das ist kein Beweis!« entgegnete Laval.
    »Doch, Sir!« erwiderte ich fest.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher