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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus
Autoren: H. G. Ewers
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ich nicht als Ungeheuer vor Ihnen erscheine! Das hat seinen guten Grund. Wir mußten uns bisher mit wichtigeren Dingen beschäftigen als mit dem Studium von venusischen Translatormaschinen. Deshalb kann ich mich Ihnen nur verständlich machen, wenn ich diese unpraktische menschliche Gestalt annehme. Ich hoffe, Sie wissen es zu schätzen, daß ich Ihnen dieses Opfer bringe, meine Herren.«
    »Lump!« knurrte der Major.
    »Aber, aber!« sagte Dubois mit verdächtiger Sanftmut. »Sie scheinen nicht zu wissen, welche Mühe ich mir Ihretwegen machen mußte. Ich wollte Ihnen den einmaligen Genuß verschaffen, bei der Auslöschung der irdischen Menschheit zuzusehen.«
    Seine Stimme wurde schrill.
    »Sie sind schuld daran, Sie und Ihre Rebellen vom Titan! Wenn die Erde unser Ultimatum befolgt hätte, brauchten ihre Bewohner nicht zu sterben!«
    Alexander Bogunow stieß einen tierhaften Laut der Wut aus und sprang auf den Beauftragten zu.
    Aber mitten im Zimmer prallte er gegen eine unsichtbare Mauer und stürzte.
    Denis Dubois lachte, bis ihm die Stimme umkippte.
    Cato half dem Major wieder hoch. Dann wandte er sich zu Dubois um und sagte leise:
    »Ich appelliere nicht an Ihr Gewissen, denn Sie besitzen offenbar keines, Mr. Dubois. Aber denken Sie bitte daran, daß das Komitee nur solange einen Machtfaktor darstellt, wie es jemanden regiert. Löschen Sie die Menschheit aus, und Sie sind nichts weiter als ein Herrscher ohne Volk!«
    »Geschwätz!« erwiderte Dubois verächtlich.
    Er drückte auf einen Knopf, und die Bildwand zur Linken leuchtete auf.
    Wir sahen die Erde als Kugel – aus einer Entfernung von etwa fünf hunderttausend Kilometern.
    »Die Aufnahme stammt vom Flaggschiff der venusischen Flotte«, erläuterte Dubois mit kalter Stimme. »In etwa einer halben Stunde gehen unsere Raumschiffe in einen Orbit um die Erde und beginnen mit dem Bombardement, sobald ich das Programm auslöse. Eine halbe Stunde später wird die Menschheit nicht mehr existieren.«
    »Sie sind wahnsinnig!« stieß Bogunow keuchend hervor.
    Dubois’ Kopf fuhr herum. Seine Augen flackerten plötzlich.
    Der Mann mußte tatsächlich wahnsinnig sein!
    »Ich bin der einzige Normale auf diesem Höllenplaneten!« schrie der Sicherheitsbeauftragte mit überschnappender Stimme. »Alle anderen sind verrückt geworden; sie haben die Aufgabe vergessen, die dem Sicherheitskomitee gestellt ist! Sogar der Generalsekretär wollte nur bluffen, als er das Ultimatum stellte. Er weigerte sich, die Vernichtungsflotte einzusetzen!«
    Denis Dubois warf sich über das Schaltpult. Seine Schultern zuckten. Wir konnten nicht erkennen, ob er weinte oder lachte.
    Ich blickte zu Bogunow hinüber.
    Der Major stand wie versteinert da. Sein Gesicht war aschgrau und schien um Jahrzehnte gealtert.
    Sergius Cato dagegen wirkte unberührt von dem ganzen Geschehen. Nur die Tränen rannen unaufhörlich über seine Wangen.
    Ich wunderte mich, daß ich nicht weinen konnte.
    Ein schwaches Klicken ließ mich nach rechts blicken.
    Dubois mußte bei seinen krampfhaften Zuckungen einen Schalter niedergedrückt haben, jedenfalls war die rechte Seitenwand plötzlich transparent geworden. Ich erblickte einen kubischen Maschinenblock, der von innen heraus grünes Licht verstrahlte.
    Erregt packte ich den Chefwissenschaftler am Arm.
    »Was ist das für eine Maschine?«
    Er fuhr herum.
    Im nächsten Augenblick wechselte die Farbe des Lichts zu rosa, dann zu violett.
    »Identifikation erfolgt«, schnarrte eine leblos klingende Stimme von irgendwoher. »Fragesteller ist berechtigt, Auskünfte zu fordern, die im Rahmen der Spezialprogrammierung liegen. Umformung in menschliche Spracheinheiten erfolgt über Schaltung WX-3.«
    Meine Knie gaben so plötzlich nach, daß ich umgefallen wäre, hätte Cato mich nicht gehalten.
    »Was ist das?« fragte er.
    Ich rang um Fassung.
    Das war die Informations-Elektronik, die Agkora mir während meines ersten Aufenthaltes hier unten zur Verfügung gestellt hatte!
    Eine wahnwitzige Hoffnung durchzuckte mich.
    Vielleicht konnte die Maschine uns helfen!
    Ich bewegte den Mund, vermochte aber keinen Ton hervorzubringen. Sergius Cato packte mich an der Schulter und schlug mir die andere Hand zweimal ins Gesicht.
    Ich schluckte. Plötzlich konnte ich wieder sprechen.
    »Erste Frage: Wie kann das trennende Energiefeld in diesem Raum abgeschaltet werden?«
    Mit angehaltenem Atem warteten wir auf Antwort.
    »Frage überprüft. Desaktivierung von gegenwärtigem Standort
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