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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus
Autoren: H. G. Ewers
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offenbar«, ergänzte Sergius Cato, »ist Agkora der Meinung, er brauchte nur dafür zu sorgen, daß diese Leute zu Venusiern würden, und die Umsiedlung der irdischen Menschheit nach dem zweiten Planeten wäre gesichert.«
    »Er weiß sehr gut über die praktisch unbegrenzte Macht des Sicherheitskomitees Bescheid«, bemerkte Levinson ironisch.
    Bogunow lachte.
    »Über eine Macht, die es nicht mehr besitzt!«
    Um Catos Lippen zuckte die Andeutung eines Lächelns.
    »Sagen Sie Mr. Laval, er möchte den Wünschen der Venusier stattgeben!«

 
9
     
    »Wenn man das sieht, möchte man nicht glauben, daß hier jemals Leben entstehen konnte«, flüsterte Ahmed Bucharin.
    Ich lächelte und trat näher an den Schleusenrand.
    Es war Mittag auf der Venus. Zu dieser Tageszeit ließen die Orkane etwas nach. Die Sicht betrug ungefähr einen Kilometer. Vor uns erstreckte sich die grenzenlose Öde des venusischen Sandmeeres. Auch jetzt war es in ständiger Bewegung. Das Singen des wandernden Sandes klang wie ferne Sphärenmusik. In der Luft darüber bildeten sich unablässig Phantomgebilde, deren Entstehung die Wissenschaftler auf das Zusammenwirken der unter dem Wolkenschleier gestauten Hitze und der Sättigung der Atmosphäre mit den verschiedensten Kohlenwasserstoffverbindungen zuschrieben.
    »Dennoch stand hier die Wiege der Menschheit«, sagte ich.
    Aus der Helmfunkanlage kam eine undeutliche Verwünschung.
    Die klare Stimme des Chefwissenschaftlers meldete sich.
    »Achtung, Bugschleuse! In wenigen Minuten werden die Komitee-Mitglieder dort ankommen. Schließen Sie das Außenschott und bereiten Sie sich darauf vor, die Raumanzüge der Herrschaften noch einmal genau zu überprüfen!«
    »Verstanden, Sir!« erwiderte Bucharin.
    Er bewegte sich ächzend auf die Schalttafel zu. Anscheinend litt er noch unter den Nachwirkungen des Schockschusses, der ihn bei den Kämpfen getroffen hatte.
    Summend fuhren die beiden Hälften des Außenschotts aus den Wänden und prallten aufeinander.
    Gleich darauf öffnete sich das Innenschott.
    »Ich hätte große Lust«, knurrte Bucharin, »die Burschen nackt auf der Venus auszusetzen!«
    »Das wäre Mord, Sir!«
    Er klappte den Helm zurück und lachte.
    »Keine Angst, mein Junge. Ich tu’s ja nicht.«
    Sein Gesicht verdüsterte sich.
    »Aber wenn ich an Hardenstein denke …«
    Ich schluckte.
    Es erschien mir immer noch wie ein böser Traum, daß Professor Hardenstein tot sein sollte, dieser gütige, kluge Mann, der so viel für mich getan hatte.
    Hinter uns erschollen die Geräusche, die metallbeschlagene Stiefel auf hartem Stahlplastik erzeugten. Ich klappte ebenfalls den Helm zurück und wandte mich um.
    Drei bewaffnete Besatzungsmitglieder der SKANDERBEG führten zwölf in Raumanzüge gekleidete Männer heran. Die Mitglieder des Komitees gingen schweigend einer hinter dem anderen.
    Mit raschen Griffen prüften Ahmed Bucharin und ich die Raumanzüge auf Dichtigkeit und Strahlenschutz sowie auf die Füllung der Versorgungsbehälter.
    Unterdessen kam Sergius Cato heran.
    Der Chefwissenschaftler trug ebenfalls einen Raumanzug mit zurückgeklapptem Helm.
    »Fertig!« meldete Bucharin.
    Ich hatte noch einen Mann zu überprüfen. Als ich einen Blick durch die Scheibe seines geschlossenen Helms warf, erkannte ich Denis Dubois.
    Obwohl er meinen Tod gewollt hatte, konnte ich mich eines leichten Schauderns nicht erwehren.
    War es recht, daß wir diese elf Männer auf der Venus aussetzten, sie jenem unbekannten Faktor preisgaben, der sie in Verformbare verwandeln würde?
    Dubois schaltete den Außenlautsprecher ein.
    »Beeil dich!« zischelte er haßerfüllt. »Sobald wir die Regierungsgewalt auf der Venus übernommen haben, werde ich dafür sorgen, daß alle Verräter ausgerottet werden!«
    Ich erwiderte nichts darauf. Aber plötzlich vermochte ich kein Mitleid mehr mit diesen Leuten zu empfinden. Sie glaubten selbst jetzt noch daran, ihre Gewaltherrschaft aufrechterhalten zu können – ja, offenbar wollten sie sie sogar auf die Venus ausdehnen. Ihnen war nicht zu helfen.
    Als ich fertig war, traten die drei Bewacher zurück. Das Innenschott wurde geschlossen. Außer den Leuten vom Komitee befanden sich nur noch der Chefwissenschaftler, Bucharin und ich in der Schleusenkammer.
    Bucharin öffnete das Außenschott.
    Am Horizont schraubte sich eine Staubwolke in den verhangenen Himmel. Sie näherte sich rasch.
    »Ein Sandboot«, erklärte Sergius Cato.
    Schweigend warteten wir, bis das Boot heran war.
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