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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
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Es war Vollkommenheit an ihr, und ihr Lächeln rührte ihn seltsam an.
    »Nein«, sagte er. »Ich bin Malcolm Sinclair. Corwin Brayt ist in seinem Büro, glaube ich.«
    »Mein Name ist Jane Wilson«, sagte sie. »Die Zeitschrift ›Background Monthly‹ hat mich hergeschickt, daß ich einen Artikel über die Delphine schreibe. Arbeiten Sie mit ihnen?«
    »Ja«, sagte Mal. »Ich war dabei, als Doktor Knight mit seiner Arbeit hier anfing.«
    »Ah, gut«, sagte sie. »Dann können Sie mir sicherlich einiges sagen. Waren Sie hier, als Doktor Brayt nach Doktor Knights Tod die Leitung der Station übernahm?«
    »Mr. Brayt«, korrigierte er. »Ja.« Er starrte sie an, völlig fasziniert und von ungewohnten Empfindungen durchflutet. Sie mußte es merken, doch gab sie es nicht zu erkennen.
    »Mr. Brayt?« echote sie. »Oh. Ich sehe. Ist er ein guter Forschungsleiter?«
    »Mr. Brayt kümmert sich um die Verwaltungsangelegenheiten«, sagte Mal. »Mit der Forschung hat er nichts zu tun.«
    »Nicht?« Sie machte ein erstauntes Gesicht. »Aber hat er nach Doktor Knights Tod nicht dessen Stelle eingenommen?«
    »Nun, ja«, sagte Mal zögernd, »aber nur als Verwalter der Station hier. Sehen Sie – die meisten Mittel für unsere Arbeit hier kommen von der Willernie-Stiftung. Dort hatte man Vertrauen in Doktor Knight, aber als er starb, wollte man einen eigenen Mann an die Spitze stellen, um die Verwendung der Gelder zu kontrollieren. Uns stört es nicht.«
    »Willernie-Stiftung«, sagte sie. »Die kenne ich nicht.«
    »Sie wurde von einem gewissen Willernie in St. Louis ins Leben gerufen«, sagte Mal. »Er machte sein Geld mit der Fabrikation von Küchenutensilien, und als er alt wurde, gründete er zur Verewigung seines Namens und wegen der Erbschaftssteuer die Stiftung zur Förderung der Grundlagenforschung.« Mal lächelte. »Fragen Sie mich nicht, wie er von Küchengeräten darauf gekommen ist. Das ist für Sie nicht viel Information, wie?«
    »Es ist mehr, als ich vor einer Minute hatte«, antwortete sie, gleichfalls lächelnd. »Kannten Sie Corwin Brayt, bevor er hierher kam?«
    Mal schüttelte den Kopf. »Nein. Außerhalb der Gebiete Biologie und Zoologie kenne ich kaum Leute.«
    »Nun, ich könnte mir denken, daß Sie ihn in den sechs Monaten seiner Tätigkeit hier gut kennengelernt haben.«
    Mal zögerte. »Nun – äh, ich würde nicht sagen, daß ich ihn gut kenne, im Gegenteil. Sehen Sie, er ist den ganzen Tag oben in seinem Büro, und ich bin bei Kastor und Pollux – das sind die zwei wilden Delphine, die wir dazu gebracht haben, daß sie zur Station kommen. Corwin Brayt und ich sehen uns kaum.«
    »Auf dieser kleinen Insel?«
    »Es klingt vielleicht komisch – aber jeder hat mit seiner eigenen Arbeit zu tun.«
    Sie lächelte wieder. »Ich verstehe. Können Sie mich zu ihm bringen?«
    »Zu ihm?« Mal erinnerte sich plötzlich, daß sie noch auf der Terrasse standen. »Ach ja, Sie wollten mit Mr. Brayt sprechen.«
    »Nicht nur mit ihm«, sagte sie. »Ich möchte die ganze Station kennenlernen.«
    »Gut. Ich werde Sie ins Büro bringen. Kommen Sie.«
    Er führte sie über die Terrasse und durch den Haupteingang in die klimatisierte Kühle des Innern. Corwin Brayt ließ die Klimaanlage ständig laufen, als ob seine eisige Persönlichkeit nach der trockenen Kälte einer Gebirgsatmosphäre verlangte. Mal führte Jane Wilson durch einen kurzen Korridor und eine weitere Tür in ein großes Büro mit breiter Fensterfront zum Meer. Ein großer, schlanker, breitschultriger Mann mit dunklem Haar und gebräuntem Gesicht blickte von einem großen Schreibtisch auf und erhob sich, als er Jane Wilson sah.
    »Mr. Brayt«, sagte Mal. »Dies ist Miß Jane Wilson vom ›Background Monthly‹.«
    Corwin Brayt kam mit ausdrucksloser Miene um seinen Schreibtisch. »Ja«, sagte er mit metallischer Stimme, »ich erhielt gestern ein Telegramm, das Ihren Besuch ankündigte.« Er wartete nicht, daß sie ihm die Hand gab, sondern streckte die seine aus. Ihre Finger berührten sich in einem flüchtigen Händedruck.
    »Ich muß mich um meine Delphine kümmern«, sagte Mal, als er sich zögernd zum Gehen wandte.
    »Wir sehen uns später, Mr. Sinclair«, sagte sie mit einem Blick über die Schulter.
    »Ja. Ja, vielleicht«, sagte er. Er ging hinaus. Als er die Bürotüre hinter sich geschlossen hatte, blieb er einen Moment im dämmerig-kühlen Korridor stehen und schloß die Augen. Sei nicht blöd, sagte er sich. Eine Frau wie die kann ganz andere
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