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Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)

Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)

Titel: Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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Lieben – das heißt Seele werden wollen in einem anderen.
Friedrich Ernst Schleiermacher  
    Nicolas de Vervier ritt nach Norden. Nachdem er seine Mutter Thérèse verlassen hatte, führte ihn sein Weg zunächst an den Hof des Herzogs von Oranien. "Euer Sohn Jarin ist tot, Eure Hoheit. Er starb an einem seltenen Fieber", hatte er ihm vor drei Tagen mitgeteilt. Der alte Mann war in seinem Thron zusammengesunken. Seine Blicke gingen ins Leere, und er sprach kein einziges Wort mehr. Daraufhin hatte der ehemalige Hauptmann des französischen Königs sich nur noch stumm verneigt und den Thronsaal wieder verlassen. Was hätte er dem niederländischen Herrscher auch weiter mitteilen sollen? Dass Jarin einem mächtigen Zauber erlegen war? Dass er und Thérèse Jarins Leichnam in einem Wald verbrannt und seine Asche dem Wind überlassen hatten? Oder, dass er selbst die Liebe seines Lebens verloren hatte?  
    Gedankenverloren schüttelte Nicolas den blondgelockten Kopf und trieb seinen Grauschimmel weiter an. Nein, all das hatte er besser für sich behalten. Dennoch quälte ihn die Erinnerung an den jungen, hübschen Mann, der kurze Zeit in seiner Garde am Hofe des französischen Königs diente und der selbst unglücklich in einen chinesischen Seidenmaler verliebt war. Das Schicksal hatte es mit ihnen allen nicht gut gemeint in den letzten zwölf Monaten.  
    Die alte Thérèse hatte ihren Sohn besorgt angesehen beim Abschied. Er hatte den Tod seines geliebten Jarin noch lange nicht überwunden. Das sah man ihm an. Seine Wangen waren eingefallen, weil er nur wenig gegessen hatte in der letzten Zeit, und seine blauen Augen hatten das Feuer verloren. Die Mutter küsste Nicolas zum Abschied auf beide Wangen. Dann gab sie ihm einen vollen Beutel mit Silbermünzen - ihr Lohn nach  all den Jahren als Hebamme und Kräuterheilerin. "Für deine Zukunft", sagte sie. "In meinem Alter braucht man solchen Reichtum nicht mehr." Schweren Herzens ließ sie ihn ziehen. Thérèse meinte, er würde Zeit brauchen, all das zu überwinden und schickte ihn hinaus in die Welt. Das zu tun war ihr nicht leicht gefallen, doch sie spürte, dass es richtig war, obwohl sie beide nicht wussten, ob und wann sie sich jemals wiedersehen würden. Die Liebe würde ihm erneut begegnen, hatte sie gesagt, und ihren Sohn dabei so seltsam angesehen.  
    Also war er losgezogen, hatte in Oranien seine französische Uniform verkauft und sich schlichtere Kleidung besorgt. Seine Haare waren nun nicht mehr gestutzt und fielen in sanften Wellen bis auf seine Schultern. Stattdessen ließ er sich einen eleganten, schmalen Oberlippenbart stehen. So wirkte Nicolas wie ein junger Edelmann auf Reisen und nicht mehr wie der gestrenge Kommandant der königlichen Garde. Nur seinen Degen behielt er bei sich.  
    In Deutschland brauchte er dann ein neues, frisches Pferd, da sein eigenes zu erschöpft war. In der Nähe von Hannover kaufte er bei einem Händler diesen jungen Kladruber Schimmel, ein kräftiges, grobknochiges Pferd, das ihn treu durch die Lande in Richtung Osten trug.  
    Keiner der König- und Fürstenreiche, die er durchquerte, reizte ihn genug, um sich dort in Dienst stellen zu lassen. Zu sehr waren seine Gedanken in die Vergangenheit gerichtet. Es dauerte lange, bis Jarins Bild in seinem Kopf zu verblassen begann. Aber die Wunde in seinem Herzen wollte und wollte nicht heilen. Er hatte kein bestimmtes Ziel vor Augen und ließ sich einfach so hinein treiben in die Tage und in ein neues Abenteuer. Aber mit den Wochen schwanden auch die Münzen in seinem Geldbeutel. Irgendwann würde er irgendwo bleiben müssen, um sich sein Brot zu verdienen. Besondere Fertigkeiten besaß er nur als Soldat im Umgang mit Degen und Säbel. Oder auf der Jagd. Die hatte er bislang eher aus Notwendigkeit betrieben, um sich zu ernähren.  
    Je länger er nach Osten ritt, desto urwüchsiger wurde die Landschaft, in der sich nur noch vereinzelte Siedlungen befanden. Eines Tages machte er in einem Dorf am Fuße eines Gebirgszuges Halt. Neugierig schaute er sich um. Hinter den etwa dreißig Häusern und den umliegenden Höfen erstreckte sich ein dichter, grüner Wald, der sich bis hinauf auf die ersten hundert Meter der Berge ausdehnte. Ein gut sichtbarer Pfad führte in Schlangenlinien bergauf zu einer mächtigen Festung, die irgendwie fehl am Platze zu sein schien. Was wollte dieses Bollwerk bewachen? Diese Handvoll Fachwerkhäuser, die sich zu ihren Füßen versammelt hatten? Wer sollte
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