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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
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nichts geschah. Eldridge lief in seinem Käfig auf und ab oder lag auf seiner Pritsche, das Gesicht an den Gitterstäben, und starrte in die Außenwelt. Ein weiteres Jahr verging; und noch eins. Die doppelten Wachen wurden zurückgezogen. Der Arzt kam widerwillig zu der Folgerung, daß der Mensch schließlich die Tatsache seiner Gefangenschaft akzeptiert habe, und er fühlte jene normale Sympathie in sich wachsen, die aus der Vertrautheit entsteht. Bei seinen regelmäßigen Besuchen versuchte er mit Eldridge zu sprechen, aber Eldridge zeigte wenig Interesse an Gesprächen. Er lag auf seinem Lager und beobachtete den Arzt, während dieser ihn untersuchte, und seine Augen hatten einen Ausdruck, als ob er von irgendeinem fernen Ort zusähe, wo alle Entscheidungen bereits getroffen und erledigt seien.
    »Du bist so gesund wie immer«, sagte der Arzt nach beendeter Untersuchung. Er betrachtete Eldridge. »Aber ich wünschte, du würdest ...« Er brach ab. »Wir sind nicht grausam, weißt du. Die Notwendigkeit, dies zu tun, bereitet uns kein Vergnügen.«
    Er wartete. Eldridge sah ihn an. Er blieb bewegungslos.
    »Wenn du das einsehen könntest«, fuhr der Arzt fort, »wäre das Leben sicherlich leichter für dich. Vielleicht haben unsere Redensarten falsche Vorstellungen in dir geweckt. Wir sagten, du seist jetzt unsterblich. Nun, das ist natürlich nicht wahr, jedenfalls solltest du es nicht wörtlich nehmen. Du hast jetzt die Möglichkeit, eine sehr, sehr lange Zeit zu leben. Das ist alles.«
    Wieder machte er eine Pause. Nach einem Moment des Wartens fuhr er fort: »Wie dem auch sei, das Leben ist nicht dafür gemacht, daß es für alle Ewigkeit weitergeht. Es widerspräche seiner Natur. Auch Rassen haben eine begrenzte Lebensdauer, und selbst die wäre für ein einzelnes Individuum zu lang. Alles muß einmal zu einem Abschluß kommen – das ist unausweichlich. Es ist das Gesetz des Universums.«
    Eldridge sagte noch immer nichts. Der Arzt seufzte.
    »Gibt es etwas, das du möchtest?« fragte er. »Wir möchten dir das Dasein so erträglich wie möglich machen. Gibt es etwas, womit wir dich erfreuen können?«
    Eldridge öffnete seinen Mund.
    »Gebt mir ein Boot«, sagte er. »Ich möchte eine Angel. Ich möchte eine Flasche Apfelschnaps.«
    Der Arzt schüttelte traurig seinen Kopf. Er wandte sich ab und signalisierte den Wachen. Die Käfigtür wurde geöffnet. Er ging hinaus.
    »Bringt mir Kürbiskuchen«, rief Eldridge ihm nach. Er setzte sich aufrecht und umfaßte die Gitterstäbe. »Gebt mir ein bißchen grünes Gras hier drinnen.«
    Der Arzt überquerte die Brücke. Die Brücke wurde angehoben und hinter ihm eingezogen. Der Bildschirm des Monitors leuchtete auf. Ein wolliges Gesicht blickte heraus und sah, daß alles in Ordnung war. Die äußere Tür ging auf.
    »Bringt mir ein paar Bäume!« schrie Eldridge hinter dem Arzt her. »Gebt mir gepflügte Felder! Oder bringt mir wenigstens ein wenig Erde, einfache, gewöhnliche Erde! Bringt mir die!«
    Die Tür schloß sich hinter dem Arzt; und Eldridge brach in wildes Gelächter aus. Er hing an den Gitterstäben und starrte mit glühenden Augen hinaus und lachte ...
     
    »Ich möchte gern von dieser Arbeit abgelöst werden«, sagte der Arzt zum Kommandeur.
    »Tut mir leid«, erwiderte der andere. »Tut mir wirklich leid. Aber es war unsere taktische Gruppe, die dieses Programm durchsetzte und ausführte; und niemand hat die Erfahrung mit dem Gefangenen, die Sie haben, Doktor. Es ist unmöglich; ich kann nicht auf Sie verzichten.«
    Der Arzt verneigte sich und ging hinaus.
    Auch die wollige, bärenähnliche Rasse hatte ihre Nervenberuhigungsmittel. Der Arzt ging in sein Quartier und verabfolgte sich eine Dosis. Eldridge lag unterdessen auf seiner Pritsche und lächelte dann und wann zu sich selbst. Seine Position war so, daß er über die Mauer hinaus zum Flugfeld blicken konnte. Nach einiger Zeit landete eins von den großen Schiffen, und als er die drei Besatzungsmitglieder von Bord gehen sah, lächelte er wieder.
    Er legte sich zurück und schloß die Augen. Er schien ein paar Stunden zu dösen, dann ermunterte ihn das Geräusch der Tür. Ein Wächter brachte das Mittagessen. Eldridge setzte sich aufrecht, schob die Pritsche ein kleines Stück weiter und wartete auf die Mahlzeit.
    Die Brücke wurde nicht ausgefahren – das geschah nur, wenn ein Besucher in seinen Käfig wollte. Der Monitor wurde eingeschaltet, und ein wolliges Gesicht beobachtete, wie das Essen
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