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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit
Autoren: Lois McMaster Bujold
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– ein Offizier, ein gewöhnlicher Soldat, ein Techniker, wer weiß? – war aus den Trümmern gekrochen und hatte eine Waffe gefunden – und einen Feind, auf die er sie abfeuern konnte. Splitter von Nachbildern tanzten rot und grün vor Miles’ Augen. Ein Dendarii-Kämpfer rollte aus der Dunkelheit heraus. Über seinen Rücken zog sich eine glühende Linie, die rauchte und Funken sprühte, bis der schwarze Schlamm sie auslöschte. Die gepanzerten Beine nach oben gestreckt, lag er da und zappelte wie ein verzweifelter Fisch beim Versuch, sich aus der Rüstung zu schälen. Ein zweiter Plasmaschuß, schlecht gezielt, verwandelte nur ein paar Kilometer von Nebel und Regen in überhitzten Dampf, in einer geraden Linie hinaus in eine unbekannte Unendlichkeit.
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    Das hätte ihnen gerade noch gefehlt – jetzt von Heckenschützen festgenagelt zu werden … Zwei Dendarii von der Nachhut liefen zurück in den Nebel. Ein aufgeregter Gefangener – du lieber Himmel, es war wieder Pitts Kumpan – schnappte sich die Waffe des in seiner Rüstung gelähmten Soldaten und rannte hinter den anderen her.
    »Nein! Kommen Sie wieder hierher und kämpfen Sie, wenn Ihre Zeit gekommen ist, Sie Trottel!« Miles stapfte zu Murka.
    »Rückzug, an Bord, und dann ab in die Luft! Keine Unterbrechung zum Kampf! Keine Zeit dafür!«
    Einige der letzten Gefangenen hatten sich flach auf den Boden geworfen und gruben sich in den Schlamm ein wie Riesensalamander. In einem anderen Zusammenhang wäre das ein vernünftiger Reflex gewesen. Miles sauste zwischen ihnen herum und klopfte sie auf den Rücken. »An Bord, die Rampe hoch, los, los, los!« Beatrice sprang aus dem Schlamm hoch und tat es ihm gleich.
    Unsicher trieb sie ihre Kameraden vor sich her.
    Neben seinem gestürzten Dendarii blieb Miles stehen und öffnete mit der linken Hand die Klammern der Rüstung. Der Soldat stieß seinen gefährlichen Panzer ab, rollte sich auf die Füße hoch und suchte hinkend die Sicherheit des Shuttles. Miles rannte dicht hinter ihm her.
    Murka und ein Dendarii-Kämpfer warteten am Fuß der Rampe.
    »Machen Sie sich bereit, auf mein Zeichen hin die Rampe
    einzuziehen und zu starten«, sagte Murka zur Shuttle-Pilotin.
    »R…«, seine Worten erstarben in einem explosiven Knall, als ein Plasmastrahl seinen Hals durchschnitt. Miles spürte, wie die sengende Hitze des Schusses nur Zentimeter über seinem Kopf dahinstrich, während er neben seinem Leutnant stand. Murkas Körper sackte zusammen.
    Miles wich aus, blieb stehen und riß Murkas Kommunikatorhelm herunter. Der Kopf ging mit ab. Miles mußte mit seiner gefühllosen Hand dagegendrücken, damit er den Helm abziehen konnte.
    Das Gewicht des Kopfes, seine Dichtheit und Rundheit, brannte 328
    sich seinen Sinnen ein. Bis zu seinem Tod würde er diese Erinnerung nicht mehr verlieren. Er ließ den Kopf neben Murkas Leiche fallen.
    Dann stolperte er die Rampe hinauf. Ein letzter Dendarii in Kampfanzug zog ihn am Arm. Er spürte, wie die Rampe unter
    ihren Füßen eigenartig nachgab, blickte hinunter und sah die halb geschmolzene Linie quer durch die Rampe, die der Plasmabogen, der Murka getötet hatte, eingebrannt hatte.
    Miles fiel durch die Luke, packte den Helm und schrie hinein:
    »Starten, starten! Los jetzt, los!«
    »Wer da?«, antwortete die Stimme der Shuttle-Pilotin.
    »Naismith.«
    »Jawohl, Sir. «
    Das Shuttle hob vom Boden ab, die Motoren brüllten auf, noch bevor die Rampe eingezogen war. Der Rampenmechanismus arbeitete, Metall und Plastik quietschten – dann klemmte sie dort, wo sie sich an der Schmelzstelle verbogen hatte. »Machen Sie die Luke da hinten zu!«, kreischte die Stimme der Pilotin über den Kommunikator.
    »Die Rampe klemmt«, schrie Miles zurück. »Werfen Sie sie ab!«
    Der Rampenmechanismus quietschte und kreischte und lief
    rückwärts. Die Rampe zitterte und klemmte wieder. Arme
    streckten sich aus, Fäuste schlugen heftig dagegen. »So schafft ihr das nie!«, schrie Beatrice, die hinter Miles stand. Sie drängelte sich um ihn herum und stieß mit ihren bloßen Füßen gegen die Rampe.
    Der Flugwind heulte über die offene Luke hinweg, wie ein Riese, der über eine Flaschenöffnung hinwegblies, und ließ das Shuttle rütteln und vibrieren.
    Unter Geschrei, Getrommel und Gefluche schlingerte das Shuttle abrupt zur Seite. Männer, Frauen und loses Gerät verhedderten sich auf dem schrägen Deck. Beatrice stieß verzweifelt gegen den letzten klemmenden Bolzen. Endlich riß sich die
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