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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Prothesenwerkstatt kommen und ›Mutter!‹ rufen? – Waren es die Beruhigungsmittel, die ihm Träume bescherten?
    »Es geht um deine Missionen«, sagte Illyan bestimmt.
    Ach so. Dieser Besuch war also nicht einfach ein Ausdruck
    persönlicher Besorgnis, falls Illyan je persönliche Besorgnis empfunden haben sollte. Das war manchmal schwer zu sagen. »Sie haben meine Berichte«, sagte Miles vorsichtig.
    »Deine Berichte sind wie üblich Meisterwerke der Untertreibung und Irreführung«, sagte Illyan. Dabei klang er völlig gelassen.
    »Nun ja … jeder beliebige könnte sie lesen. Das weiß man nie.«
    »Kaum jeder ›beliebige‹«, sagte Illyan. »Aber lassen wir das.«
    »Wo liegt also das Problem?«
    »Beim Geld. Besonders bei der Verantwortung dafür.«
    Vielleicht lag es an den Drogen, mit denen man ihn vollgestopft hatte, aber Miles konnte keinen Sinn erkennen. »Gefällt Ihnen meine Arbeit nicht?«, sagte er ziemlich traurig.
    »Abgesehen von deinen Verletzungen sind die Ergebnisse deiner letzten Mission höchst zufriedenstellend«, begann Illyan.
    »Das sollten sie, bei Gott, auch sein«, murmelte Miles grimmig.
    »… und deine letzten … hm … Abenteuer auf der Erde, kurz
    davor, unterliegen immer noch völliger Geheimhaltung. Wir
    werden sie später erörtern.«
    9
    »Ich muß zuerst ein paar höheren Autoritäten Bericht erstatten«, warf Miles hartnäckig ein.
    Illyan winkte ab. »Ich weiß. Nein. Diese Beschuldigungen gehen auf die Dagoola-Geschichte zurück, und auf die Zeit davor.«
    »Beschuldigungen?«, murmelte Miles verwundert.
    Illyan musterte ihn nachdenklich. »Die Aufwendungen des
    Kaisers zur Aufrechterhaltung deiner Verbindung zu den Freien Dendarii-Söldnern sind meiner Meinung nach ihren Preis wert, rein von einem internen Sicherheitsstandpunkt aus gesehen. Wenn du ständig am – sagen wir mal – Kaiserlichen Hauptquartier hier in der Hauptstadt stationiert wärst, dann würdest du, verdammt noch mal, wie ein Magnet die ganze Zeit Komplotte anziehen. Nicht bloß von Leuten, die Begünstigungen oder Ämter suchen, sondern von allen, die durch dich deinen Vater treffen wollen. Wie jetzt.«
    Miles kniff die Augen zusammen, als könnte er damit auch seine Gedanken bündeln. »So?«
    »Kurz gesagt, gewisse Kreise in der Kaiserlichen Rechnungsprüfung gehen deine Berichte über die verdeckten Operationen deiner Söldnerflotte mit der Lupe durch. Sie würden gern ausführlicher erfahren, wohin gewisse dicke Geldbündel gegangen sind. Einige eurer Ersatzteilrechnungen waren unerhört hoch.
    Mehr als einmal. Sogar von meinem Standpunkt aus gesehen. Sie würden sehr gerne beweisen, daß es da gewohnheitsmäßige Unterschlagungen gibt. Ein Kriegsgerichtsprozeß, bei dem du beschuldigt würdest, dir auf Kosten des Kaisers die eigenen Taschen zu füllen, würde deinen Vater und seine ganze Koalition der Mitte gerade jetzt in große Verlegenheit stürzen.«
    Miles stieß überrascht den Atem aus. »Ist es schon so weit gekommen … ?«
    »Noch nicht. Ich habe durchaus die Absicht, diese Sache niederzuschlagen, bevor sie losgeht. Aber damit ich das tun kann, brauche ich mehr Einzelheiten. Damit ich keine unangenehmen Überraschungen erlebe, wie es mir einige Male bei deinen komplizierteren Affären gegangen ist. Wenn du es auch vielleicht 10
    schon vergessen hast, ich erinnere mich noch daran, daß ich einmal wegen dir einen Monat in meinem eigenen Gefängnis zugebracht habe …« Illyan warf einen düsteren Blick in die Vergangenheit.
    »Das war Teil eines Komplotts gegen Vater«, protestierte Miles.
    »So ist es auch diesmal, falls ich die frühzeitigen Signale richtig interpretiere. Aber Graf Vorvolk in der Rechnungsprüfung ist ihr Strohmann, und er ist deprimierend loyal und hat überdies die persönliche … äh … Unterstützung des Kaisers. Er ist unangreifbar. Aber manipulierbar, befürchte ich. Er ist präpariert worden. Er denkt, er wäre ein Wachhund. Je mehr er an der Nase herumgeführt wird, desto hartnäckiger wird er. Man muß ihn mit äußerster Sorgfalt behandeln, egal, ob er sich im Irrtum befindet oder nicht.«
    »Nicht …?« hauchte Miles. Jetzt dämmerte ihm die volle Bedeutung des Zeitpunkts von Illyans Besuch. Es ging überhaupt nicht um die Besorgnis für einen verletzten Untergebenen. Aber daß er seine Fragen Miles direkt nach der Operation stellte, wo Miles noch schwach war und Schmerzen hatte, noch unter Medikamenteneinfluß stand und vielleicht verwirrt war …
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