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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit
Autoren: Lois McMaster Bujold
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»Warum geben Sie mir nicht einfach Schnell-Penta und bringen es hinter sich?«, knurrte er.
    »Weil mir der Bericht über deine abnorme Reaktion auf Wahrheitsdrogen vorliegt«, sagte Illyan gleichmütig. »Das ist schade.«
    »Sie könnten mir den Arm umdrehen.« Miles hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
    Illyans Gesichtsausdruck war nüchtern und grimmig. »Ich habe es erwogen. Doch dann habe ich beschlossen, die Ärzte die Arbeit für mich machen zu lassen.«
    »Sie können manchmal wirklich ein Mistkerl sein, Simon, wissen Sie das?«
    »Ja.« Illyan saß unbewegt da und rührte sich nicht. Wartete ab.
    Beobachtete. »Dein Vater kann sich in diesem Monat keinen
    Skandal in seiner Regierung leisten. Nicht während der Haushaltsdebatte. Dieses Komplott muß niedergeschlagen werden, egal, 11
    was daran wahr ist. Was hier in diesem Zimmer gesprochen wird, wird – und muß – unter uns bleiben. Aber ich muß es wissen.«
    »Bieten Sie mir eine Amnestie an?« Miles leise Stimme klang bedenklich. Er spürte, wie sein Herz zu pochen begann.
    »Wenn nötig.« Illyans Stimme war völlig ausdruckslos.
    Miles konnte nicht die Fäuste ballen, er spürte nicht einmal seine Hände, aber seine Zehen krümmten sich. Er merkte, wie er in seiner aufquellenden Wut nach Luft rang; das Zimmer schien zu schwanken. »Sie … übler … Bastard! Sie wagen es, mich einen Dieb zu nennen …« Er schwankte im Bett hin und her und stieß die verdrehten Bettdecken von sich. Sein medizinischer Monitor begann Alarm zu piepsen. Seine Arme waren nutzlose Gewichte, die von seinen Schultern hingen und fühllos hin und her baumelten.
    »Als ob ich Barrayar bestehlen würde. Als ob ich meine eigenen Toten bestehlen würde …« Er schwang seine Füße aus dem Bett und zog sich mit einer gewaltigen Anstrengung der Unterleibsmuskeln hoch. Benommen, halb betäubt, stürzte er nach vorn.
    Seine Hände konnten ihn nicht aufhalten.
    Illyan sprang auf und packte ihn, bevor er mit dem Gesicht auf die Matte knallte. »Was, zum Teufel, machst du da, Junge?« Miles war sich selbst nicht sicher.
    »Was machen Sie mit meinem Patienten?«, rief der weißgekleidete Militärarzt, der durch die Tür gestürzt kam. »Dieser Mann hat gerade eine größere Operation hinter sich!«
    Der Doktor war erschrocken und wütend; der Sanitäter, der hinter ihm hereinkam, war nur erschrocken. Er versuchte seinen Vorgesetzten zurückzuhalten, packte ihn am Arm und zischte: »Sir, das ist Sicherheitschef Illyan!«
    »Ich weiß, wer er ist. Es ist mir egal, selbst wenn er Kaiser Dorcas Geist wäre. Ich dulde nicht, daß er hier sein … Geschäft betreibt.« Der Doktor blickte Illyan mutig an. »Ihr Verhör, oder was das sein soll, kann in Ihrem eigenen verdammten Hauptquartier stattfinden. Ich möchte nicht, daß so etwas in meinem Kran12
    kenhaus gemacht wird. Dieser Patient ist noch für niemanden zu sprechen.«
    Illyan blickte den Arzt zuerst verblüfft, dann empört an. »Ich habe nicht …«
    Miles überlegte kurz, ob er theatralisch nach bestimmten
    Nervenknoten greifen und schreien sollte, doch im Augenblick war er nicht in der Lage, nach irgend etwas zu greifen. »Der Anschein kann so vernichtend sein«, flüsterte er in Illyans Ohr und sank in die Arme des Sicherheitschefs. Er grinste boshaft mit zusammengebissenen Zähnen. Sein Leib zitterte wie nach einem Schock, und der kalte Schweiß auf seiner Stirn war völlig echt.
    Illyan runzelte die Stirn, legte aber Miles sehr vorsichtig zurück ins Bett.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Miles keuchend zu dem Arzt. »Ist schon in Ordnung. Ich war bloß … bloß …« Aufgeregt schien nicht ganz das richtige Wort zu sein; er hatte für. einen Moment das Gefühl gehabt, als würde seine Schädeldecke gleich explodieren.
    »Machen Sie sich keine Sorgen.« Er fühlte sich schrecklich durcheinander. Daran zu denken, daß Illyan, den er schon sein ganzes Leben kannte und von dem er angenommen hatte, er vertraue ihm rückhaltlos – oder warum hätte er ihn sonst auf solche ferne, unabhängige Missionen geschickt … Miles war stolz gewesen, daß man ihm, der doch noch ein junger Offizier war, so sehr vertraute, trotz so geringer direkter Überwachung seiner verdeckten Operationen … Konnte es sein, daß seine ganze bisherige Karriere nicht ein für das Kaiserreich verzweifelt notwendiger Dienst gewesen war, sondern bloß ein Trick, sich einen gefährlich ungeschickten Welpen der Vor-Sippe aus dem Weg zu halten?
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